11: Spiegelbilder

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Oder: Wie stur kann ein Malfoy sein?

Ich starrte auf den kleinen Spiegel vor mir und betrachtete das Gesicht einer Hexe mit schulterlangen, dunkelbraunen Haaren, die mich genauso skeptisch ansah, wie ich sie. Die ebenfalls braunen Augen wirkten aufgeweckt, doch die Zweifel konnte ich trotzdem in ihnen erkennen. Zweifel, weil ein gewisser Blondschopf sie ignorierte, seit sie ihn auf seine Verspätung angesprochen hatte. Mich ignorierte, seit ich ihn darauf angesprochen hatte.
Ein Blondschopf, der ebenfalls in einen Spiegel vor sich blickte und augenscheinlich überlegte, welche Farbe er seinen Haaren verpassen sollte. Das, was auch ich hätte tun sollen.
Aber war da nicht noch etwas in seinem Blick? Wenn ich nach links schielte und sein Spiegelbild betrachtete, wirkte er irgendwie... bedrückt.

Reiß dich zusammen, Payton Parkinson! Ich wusste ja, dass meine innere Stimme Recht hatte und wandte mich wieder von Draco ab. Ich wollte mich jetzt nicht um ihn sorgen, nicht zweifeln. Er hatte mich gekränkt, meinen Stolz verletzt. Ja, vielleicht auch meine Gefühle.
Ich wollte jetzt nicht einknicken oder mich für etwas völlig Normales entschuldigen. Ich hatte doch einfach nur wissen wollen, wo er war! Egal, was wo auch immer passiert war, dass er so gereizt reagierte, ich konnte nichts dafür.

Aber wenn ich dann zu ihm herüber sah, machte ich mir wieder Sorgen. Ich wollte doch, dass es ihm gut ging! Auch wenn ich wusste, dass es unbegründet war, fühlte ich mich zu einem Teil schuldig an seiner Gefühlslage. Ich hatte ihn offensichtlich auf ein empfindliches Thema angesprochen, über das er nicht reden wollte und ihn dazu drängen wollen...

„Draco?", fragte ich zaghaft und drehte mich zu ihm. Ich bekam jedoch keine Antwort. Kein Wort, kein Nicken, keine Reaktion. Ich unterdrückte ein genervtes Seufzen und beugte mich stattdessen etwas zu ihm herüber. Jetzt müsste er meinen Kopf neben seinem im Spiegel sehen.
„Kannst du bitte wieder mit mir reden?", fragte ich und sah dabei in seinen Spiegel. Sein Gesichtsausdruck verbarg jegliche Emotion, als er mir eine Gegenfrage stellte: „Worüber?" Ich öffnete den Mund, um ihm zu antworten, als er hinzufügte: „Ich werde dir nicht sagen, wo ich heute morgen war, Payton." Seine Stimme klang kalt und seine Worte ließen Enttäuschung in mir aufkommen. Auch wenn ich das erwartet und mir vorgenommen hatte, es zu akzeptieren, verletzte es mich. Ich schluckte, aber antwortete dann gefasst: „Das musst du auch nicht." An seiner Miene hatte sich nichts verändert, doch er nickte kaum merklich. Immerhin. Aber mehr tat er auch nicht. Er starrte weiterhin emotionslos auf unser Spiegelbild.

Resigniert wendete ich mich wieder meinem eigenen Spiegel zu. Ich hatte den ersten Schritt zur Versöhnung getan. Wenn er immer noch nicht mit mir reden wollte, dann war das sein Pro- Dann war das verletzend. Ich wollte mich nicht so fühlen, aber konnte nichts dafür. Es verletzte mich und ich ärgerte mich darüber.
Mein Spiegelbild blickte mir mit verzweifelten Augen entgegen. Eine Haarsträhne fiel über mein rechtes Auge und ich wollte sie gerade wieder aus meinem Gesicht streichen, als mir eine Idee kam. Ich hielt die Strähne mit den Fingern fest und wollte gerade meinen Zauberstab hervorholen, als meine innere Stimme mich abhielt. Komm, ein Versuch noch vorher!
Ich hörte auf sie und drehte meinen Kopf noch einmal zu Draco, der nach wie vor auf den Spiegel starrte. Er war wirklich stur. „Willst du mich nicht einmal mehr ansehen?" Als ich keine Reaktion wahrnahm, stand mein Entschluss fest und ich nahm meinen Zauberstab in die Hand...

Zwillingsdrama | Draco Malfoy FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt