30: Endlich ein Gespräch

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Payton Parkinson

„Bitte, lass es mich erst erklären", presste ich hervor.

Nach einem weiteren Gespräch mit Delia saß ich Draco gegenüber, damit wir uns aussprechen konnten. Ich schob das schon zu lange vor mir her. Es war einfach gewesen, weil ich Zeit mit den anderen verbringen konnte und außerdem kurz vor den Ferien die ganzen Prüfungen wieder anstanden. Wahrscheinlich war es ihm ähnlich gegangen. Dennoch, wir mussten reden.

„Ich schäme mich, Draco", begann ich ehrlich. „Dass ich dir das unterstellt habe. Und dass ich dir nicht vertraut habe. Ich, ich habe einfach überall nur negative Zeichen gesehen. Als du neulich zu spät gekommen bist, dann diese Besenkammer, das Buch, dass du so oft weg bist. Ich habe jemanden darüber reden hören und da kam diese Vermutung auf, weißt du, und dann hat mich das, das hat mich wahnsinnig gemacht, weil-"

Payton, du redest zu schnell. Wie soll er dich verstehen, wenn du nur wirres Zeug redest?

Ich holte noch einmal tief Luft und versuchte, langsam weiterzusprechen. „Es hat mich wahnsinnig gemacht, weil ich nicht wusste, was ich glauben soll. Einerseits war, naja, das zwischen uns, das war schön und da war alles okay, aber dann waren da diese Momente, in denen ich so verunsichert war. Es hat mich getroffen, dass du jemand anderen haben könntest." Ich sah zu Boden und versuchte krampfhaft, die Tränen zu unterdrücken. „Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe. Dir das zuzutrauen war falsch. Und anschreien wollte ich dich auch nie. Aber irgendwie kam dann alles hoch, vorhin." Du redest zu viel. „Ich will dich nicht verlieren, Draco", flüsterte ich. „Du bist mir wichtig."

Die erste Träne verließ mein Auge. Ich war so schwach gerade, Mutter wäre enttäuscht. Aber das war mir egal, ich war fertig. Emotional. Verzweifelt.

Einen Moment lang war es still und ich hatte Angst, was Draco sagen könnte. Ich traute mich nicht, ihn anzusehen. „Du mir doch auch, Payton", murmelte er dann. Mehr nicht. Ich wusste nicht, wie ich das einschätzen sollte. War das eine gute Reaktion?

Ich sah wieder zu ihm. Hoffte, dass er mehr sagen würde. Als er weiter schwieg, sagte ich: „Warum musste ich auch alles so schwierig machen?"

„Schwierig war es schon immer bei mir", entgegnete er. „Auch wenn ich das nicht gern zugebe, ich habe wahrscheinlich auch meinen Teil dazu beigetragen." Er sah mich wieder an und in seinen Augen erkannte ich, dass er ehrlich war.

„Was heißt das alles jetzt für uns?"

Draco atmete einmal schwer aus und sah mich an. „Dass wir Freunde sind." Augenblicklich wich alle Hoffnung aus mir, mein Gesicht sackte kurz zusammen. Ja, es war mir irgendwo in mir drin klar gewesen. Hatte ja so kommen müssen. Was hatte ich denn erwartet? Dass alles wieder gut ist, er sich zu mir beugt, wir ein Paar werden? Verfluchte Naivität.

„Für's Erste", setzte er da hinterher und bemerkte wie meine Mundwinkel sofort nach oben zuckten; zaghaft, als würden sie nicht sicher wissen, ob sie durften.

Ich nickte. „Okay."

„Okay?"

„Ja, okay", lachte ich und glaubte, ein kleines Lächeln auf seinen Lippen zu sehen. „Ganz ehrlich, ich bin froh, dass wir reden konnten. Unangenehmes Gespräch gemeistert." Jetzt lachte er sogar mit.

„Hm, nicht ganz", meinte er dann jedoch. „Wenn wir bei unangenehmen Themen sind, muss ich noch ein, zwei Fragen stellen."

Ich schluckte. „Schieß los."

„Von welchem Gryffindor schwärmst du die ganze Zeit?"

Ich starrte ihn an. „Was?"

„Lenk nicht ab", grinste Draco. „Ich darf ja wohl wissen, wer dir den Kopf verdreht hat."

„Du", murmelte ich leise und lief rot an. Hatte ich das gerade ernsthaft gesagt?! „Ich schwärme von keinem Gryffindor!", setzte ich dann hastig hinterher. Doch zu spät, seine Mundwinkel verrieten, dass er es gehört hatte. Immerhin, er grinste. Verdammt. Das machte es doch kein Stück besser. Ablenken. Schnell. „Woher hast du bitte diesen Quatsch?"

„Bulstrode", antwortete er schlicht.

„Was? Warum sagt sie so etwas?"

Er zuckte mit den Schultern, betrachtete mich dann ernst. „Aber ich habe noch eine Frage, Payton. Die ist sehr, sehr wichtig."

Hilfe, was kam jetzt. „Ja?"

„Mit wem hätte ich denn angeblich eine Affäre gehabt?"

„Was? Du Idiot!", lachte ich und boxte ihm in die Schulter, sobald sein süßes Grinsen zurück kam. Moment, süß? Nein. Doch. Es war einfach ein Malfoy-Grinsen. Genau. Süß.

„Hey, das interessiert mich halt", gab er lachend zurück. „Ich muss doch wissen, bei wem deine Alarmglocken besonders angehen."

Ich seufzte. Nuschel einfach, Payton, vielleicht versteht er dich dann nicht. „Hailey Kinsbrook."

„Was?" Eine Mischung aus Belustigung und Empörung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Mist, er hatte mich trotzdem verstanden. „Ausgerechnet sie? Die, die mit allen schläft?"

„Mit dir ja offensichtlich nicht", lenkte ich ab und übersah den kurzen, dunklen Schatten, der über sein Gesicht huschte. „Es war dumm von mir, ich weiß. Kommt nicht wieder vor!"

Er grinste mit. „Na, das hoffe ich für dich."

Pansy Parkinson

„Sieh mal einer an, wer uns besuchen kommt", grinste Payton und schon drehten sich die anderen Köpfe zu mir um. Ich war mir sicher, diese Leute zu kennen. Sie zumindest schon einmal gesehen zu haben. Doch ihre Gesichter kamen mir irgendwie unbekannt vor. Ich erkannte nur Payton.

Da begannen sie, zu reden.

„Ist das deine dumme Zwillingsschwester?"

„Hätte nicht gedacht, dass die sich hier hertraut."

„Ich weiß echt nicht, warum ich mal mit der zusammen war."

„Fragen wir uns alle, Malfoy."

„Aber die Zeiten sind ja zum Glück vorbei."

„Was willst du, Pansy?", wandte sich Payton an mich.

Ich schluckte. In meinem Hals hatte sich ein dicker Kloß gebildet. „Ich, ich-"

„Kann sie überhaupt sprechen, Payton?"

Die anderen lachten mich aus.

„Merkt sie eigentlich nicht, dass sie stört?"

Eine Gestalt trat näher an mich heran. „Hörst du? Du bist hier nicht erwünscht!"

„Bist du taub?", fragte eine andere. „Verschwinde!"

Ruckartig setzte ich mich auf. Wo war ich? Wo waren die Gestalten? Ich war es doch nicht wert, hier zu sein, ich-

Hatte geträumt. Es war ein Traum gewesen. Ein verfluchter Traum, der nichts zu bedeuten hatte. Verdammt.

Ich bemerkte meine nassen Wangen und schlich leise ins Bad. Dort sank ich auf die kalten Fliesen und ließ den Tränen freien Lauf. Sie hatten Recht mit dem, was sie sagten. Pansy Parkinson, die unbeliebte Schlange. Wer sollte mich schon mögen?

Es dauerte eine Weile, bis ich vom Boden aufstand und den Blick hob. Ich musste mich zusammenreißen. Was hatte ich denn in den letzten Jahren gelernt?

Mein Spiegelbild offenbarte mir, wie schrecklich ich aussah. Und mein Traum offenbarte, was mein Unterbewusstsein fühlte, nicht wahr?

Genau, nicht wahr. Das war nicht wahr. Nein, verdammt. Es war nur ein Traum. Mehr nicht.

Ich spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht und atmete tief ein und aus. „Beruhig dich, Pansy. Das hat nichts zu bedeuten", murmelte ich und ignorierte das kleine Stimmchen in meinem Kopf, das während meiner Worte immer wieder „Lüge!" schrie. Sollte ich mich halt selbst belügen. Konnte doch dem Rest der Welt egal sein. „Du kennst das doch. Du kennst diese Träume. Der letzte ist zwar 'ne Weile her, aber das ist normal. Jeder hat komische Träume. Niemand ist gegen dich. Alles ist gut."

Dann legte ich mich wieder ins Bett. Bizarr, dass man nach Lügen, die man gerne hören wollte, besser einschlafen konnte, als nach der Wahrheit.

Zwillingsdrama | Draco Malfoy FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt