28: Flurtratsch und Pilze

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Pansy Parkinson
„Deine Schwester sieht nicht so aus, als würde sie der Streit getroffen haben", bemerkte Millicent und deutete unauffällig nach links. Sie klang, als würde ihr das überhaupt nicht passen, aber verzog keine Miene dabei. Wie sehr sie ihre Gesichtszüge unter Kontrolle hatte, überraschte mich immer wieder. Ja, ich bewunderte es auch.
Als ich nach links sah, glaubte ich zuerst gar nicht, was ich sah. Eine Personengruppe mit gemischten Wappen an ihren Roben steuerte auf uns, oder eher das Tor neben uns, zu. Mittendrin: Payton. Mit einem Lächeln im Gesicht, einem Arm bei dem blonden Mädchen neben ihr untergehakt und in eine Unterhaltung vertieft. Nichts deutete darauf hin, dass der Streit mit Draco ihr etwas ausmachte. „Seltsam, ich hätte sie ganz anders eingeschätzt."
„Ich auch", knirschte Millicent und verfolgte sie mit ihren Augen. „Ist das nicht diese Davis neben ihr?"
„Die mit den braunen Haaren?", überlegte ich. „Ja, ich glaube schon. Neben Aliston die einzige Slytherin in unserem Jahrgang, die kein Reinblut ist."
„Ja, und die mit der Kurzhaarfrisur da ist eine Muggelgeborene, soweit ich weiß. Grauenhafte Haarlänge übrigens, die sollte sie mal wieder schneiden, dann dieser Blick." Millicent schnalzte mit der Zunge, ich vergriff mir ein Grinsen. „Und mit all denen scheint Parkinson sich plötzlich gut zu verstehen", raunte sie. „Dabei hatte ich gedacht, ihr wäre der Blutstatus noch wichtiger als dir."
„Das war er auch immer", murmelte ich. Sie war es doch, die keine Muggel-Bücher hatte lesen wollen. Die Kontakt mit Leuten unter unserem Stand vermied. Okay, das zweite tat ich auch, weil es uns so beigebracht worden war. Und das erste nur, weil es davon einfach keine von magischer Abstammung gab, die gut waren. Dennoch, es passte nicht in mein Bild.

Als wir ihnen in die Große Halle folgten, beobachtete ich, wie sich die Gruppe auf die verschiedenen Tische verteilte. Payton, Aliston und Davis gingen zum Slytherin-Tisch, wobei sie an Draco und Blaise, die bereits dort saßen, vorbeiliefen und in einiger Entfernung erst Platz nahmen. Die Blicke der beiden Jungs ignorierten sie. Millicent grinste mich kurz an, dann setzten wir uns dazwischen. Klar, so konnten wir mit etwas Glück noch etwas von ihren Gesprächen mitkriegen, das leuchtete mir ein. Doch leider gab es nichts Spannendes zu belauschen, bei Payton ging es wohl um die anstehenden Herbstferien und Draco und Blaise waren zuerst ziemlich still. Erst als ich bereits mit essen fertig war, kamen sie auf Paytons neue Freunde - oder was auch immer - zu sprechen, was allerdings auch nicht so spannend war. Sie wussten nicht, seit wann Payton mit denen Kontakt hatte und auch nur zwei Sachen über die beiden selbst: Dass Aliston zwar oft neben Payton saß, sie sich aber nie großartig unterhielten und dass Davis mal in das Quidditch-Team wollte, aber als Halbblut sofort abgelehnt wurde. „Echt jetzt?”, hatte Blaise dazu gesagt und nur ein Nicken als Antwort bekommen. Alles in allem gab es also nichts Neues. Mist.

„Weißt du noch, was Kartoffelbauchpilze sind, Pansy?”
Ich drehte mich zu Millicent um. „Was?” Da wir noch ein wenig Zeit bis zur nächsten Unterrichtsstunde hatten, hatten wir uns in einen der Torbögen am Innenhof gesetzt. Während ich Leute beobachtete und nachdachte, kritzelte sie seit einigen Minuten irgendetwas auf einen Zettel.
„Kartoffelbauchpilze”, wiederholte sie. „Das hatten wir mal bei Sprout.”
Ich atmete geräuschvoll aus. Kräuterkunde war noch nie mein Lieblingsfach gewesen und ich hatte keine Ahnung, was das für Pilze sein sollten. Ich schüttelte den Kopf.

„Hier, so ungefähr sehen die aus.” Sie reichte mir den Zettel. „Ist nicht die beste Zeichnung, ich weiß.”
Ich betrachtete den „Pilz”, der aber eher wie Unkraut auf einer Geburtstagsfeier aussah. In den Blüten hingen nämlich die Schoten, welche mich stark an Luftballons erinnerten. „Ach, diese Dinger!”, rief ich, als ich sie erkannte. Ohne die Farben hatte es bloß einen Moment gedauert, denn die Blüten waren eigentlich rot und die Ballons rosa. Ich lachte. „Daran erinnere ich mich gut, sie abzuernten war echt nicht leicht.”
„Weißt du noch, wie man sie erntet?”
Ich sah von dem Blatt auf und bemerkte, wie ernst Millicent mich ansah. „Ich denke schon, ja. Warum?”
„Weil ich ein paar Schoten brauche.”
Ich runzelte die Stirn. Abgeerntet hatten wir diese Pflanzen, aber benutzt nie. „Wofür denn?”

Sie schwieg einen Moment. „Ich habe dir doch mal gesagt, dass ich auf deine Hilfe vertraue, wenn ich sie mal brauche?” Ich nickte. Vielleicht erzählte sie mir ja jetzt endlich, was sie damit gemeint hatte. „Okay. Professor Sprout züchtet diese Pilze in einem ihrer Gewächshäuser. Ich würde mir ja selbst welche holen, aber zur Zeit würde sie das bestimmt bemerken und wenn man es nicht gerade nachts macht, kann auch immer irgendwer in der Nähe sein. Außerdem-”, sie zögerte, „hast du das damals besser hinbekommen.” Ich versuchte, nicht zu grinsen. Zuzugeben, dass ich in irgendetwas besser war als sie, schien ihr nicht leicht zu fallen. „In den Ferien ist fast niemand hier”, sprach sie schnell weiter. „Und da du sowieso hier bist, könntest du bestimmt ein paar Schoten für mich ernten, oder?”

„Ja, klar”, willigte ich ein. Ich müsste nur aufpassen, dass mich weder einer der Professoren noch irgendjemand anderes dabei erwischte. „Ich helfe dir, du hilfst mir.”
„Gut”, grinste Millicent zufrieden. „Aber dir ist klar, dass wir damit noch nicht quitt sind, oder? Wir brauchen beide noch mehr.” Die ganze Bedeutung des Satzes kam nicht bei mir an. Wahrscheinlich war ich zu positiv gestimmt von der Tatsache, dass sie mich um etwas bat, was ihr offensichtlich wichtig war.
Also zuckte ich mit den Schultern und lächelte. „Freundinnen sind nie quitt.”

Payton Parkinson
„Ich weiß nicht, ob ich das schaffe.”
„Also diese Einstellung steckst du mal ganz schnell weg, klar? Natürlich schaffst du das”, widersprach Jasmine sofort.
„Genau, du hast doch gesagt, dass es sonst immer geklappt hat”, pflichtete Delia ihr bei.
Ich seufzte. Ja, beim Training war noch alles gut gewesen. „Schon, aber gerade bei der Prüfung war-”
Jasmine blieb stehen und verschränkte die Arme. „Hör auf zu zweifeln. Damit kommst du nicht weit.”
„Das hast du doch sonst auch nicht, oder?”, pflichtete Delia ihr bei.
„Nein, nie” hätte ich jetzt gerne gesagt, aber leider zweifelte ich ziemlich oft an mir selbst. Ob ich gut genug war. Auch wenn meine schulischen Leistungen nicht schlecht waren, wenn man mal von Zaubertränke absah, musste ich trotzdem vor jeder Prüfung meine Zweifel wegstecken. Ich sollte keine Schwäche zeigen, deshalb wusste auch niemand davon. Niemand außer Draco. Und Pansy, von früher. „Ja, schon”, log ich, „aber da musste ich auch nie zweimal in eine Prüfung.”
„Hey, jetzt hör auf damit.” Diese sanfte Aura, die Delia an sich hatte, war wirklich beruhigend. „Du kriegst das hin. Glaub daran.” Ich deutete ein Lächeln an. Ich musste mein Selbstvertrauen zurück bekommen. Oder es zumindest vorspielen. „Und wenn du einen Ansporn brauchst, dann denk an irgendetwas, was dich wütend macht. Das ist dein Ziel, darauf richtest du deinen Zauberstab. Das triffst du, okay?”
Ich nickte. So etwas ähnliches hatte auch Draco gesagt, als wir geübt hatten… Und es hatte funktioniert. „Okay.”
„Geht doch”, kommentierte Jasmine und zog uns weiter. Ab zur Nachprüfung.

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Was glaubt ihr, wie die Prüfung für Payton wird?
Und wofür braucht Millicent diese Pilze mit dem wirklich wundervollen Namen?

Zwillingsdrama | Draco Malfoy FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt