Tag 2 Teil 3

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Als ich wieder wach werde steigt mir ein beißender Gestank in die Nase. Ich bin mal wieder nackt und mein ganzer Körper ist kalt und nass. Ich kann nichts erkennen, da alles komplett dunkel ist und auch hören tue ich nichts. Ich greife langsam um mich und stoße auf etwas Kaltes. Es fühlt sich nach einer metallischen Stange an. Ist das etwa- ? Ich fühle um mich herum. Mehr kaltes Metall, über mir auch. Es ist ein Käfig! Er hat mich in einen Käfig gesperrt! Ich versuche ihn zu bewegen aber es hat keinen Zweck. Er ist wahrscheinlich fest im Boden verankert. Ich suche nach einem Schloss und nach einiger Zeit finde ich es sogar. Natürlich kein Schlüssel. Ich setze mich wieder hin. Er kann mich doch nicht einfach einsperren, und vor allem nicht in diesem nassen und kalten Raum. Der Gestank macht alles nur noch unerträglicher und auch wenn ich einen unglaublichen Hunger habe, könnte ich wohl keinen Bissen runterkriegen.

Mittlerweile ist bestimmt eine halbe Stunde vergangen. Wie lange soll ich noch hier warten? Will er dass ich verhungere oder in diesem Käfig sterbe? Um ehrlich zu sein riecht es hier sogar so als wäre jemand hier gestorben, also könnte ich mir das gut vorstellen. Ich versuche den Gestank zu unterdrücken und versuche mich nur auf mein Gehör zu konzentrieren. Ich höre mich selber atmen und wie mein eigenes Herz pocht aber ansonsten nichts. Es ist so leise, dass ich bestimmt das Blut in meinen Adern hören könnte. Desto mehr ich zuhöre um so lauter wird mein Herzklopfen. Außerdem wird es dumpfer. Das hört sich nicht mal mehr normal an. Ich versuche nicht mehr hinzuhören aber es geht mir nicht aus den Ohren.

Das Pochen ist mittlerweile beängstigend laut und hat sich eher zu einem dumpfen Stampfen entwickelt. Ich habe das Gefühl mein Herz explodiert gleich. Was ist nur mit mir los? Seitdem ich dieses Haus betreten habe spielt mein Körper und mein Geist verrückt. Es wird immer und immer lauter und mit einem Knall...

Die Tür ist offen und gegen die Wand geprallt. Er steht vor mir und guckt auf mich hinab. Habe ich etwa seine Schritte mit meinem Herzschlag verwechselt? Nein. Das kann nicht sein. Ich könnte wetten, dass das Geräusch von meinem Herzen kam. Aber warum sollte mein Herz so laut schlagen? Ich schaue zu ihm hoch. Dieser Junge.

„hast du hunger", fragt er mich. „Bei dem Gestank hier kann ich sowieso nichts essen." entgegne ich. „nagut", sagt er und dreht sich wieder um. „Nein warte!" Er schaut über seine Schulter ohne sich umzudrehen. „Ich habe schon Hunger, und Durst habe ich auch." Er schaut wieder geradeaus und geht weg. „Hey!" rufe ich ihm hinterher, „Du kannst mich doch nicht einfach hier verhungern lassen!"Die Tür schließt sich und alles ist wieder dunkel.

Das kann es doch nicht sein. Wie kann man einen Menschen so schlecht behandeln? Unabhängig davon was Gestern passiert ist, sind das hier doch keine menschlichen Umstände. Gestern. Meine Gedanken an diesen Tag sind irgendwie verschwommen. Ist das wirklich alles so passiert oder war es nur ein Traum? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mensch so etwas herzloses machen würde. Wobei, er hat mich ja auch hier in einem dunklen nassen Zimmer in einen Käfig eingesperrt, also sollte ich vielleicht nichts sagen.

Ich habe einen unglaublichen Hunger und mein Magen fängt schon an zu knurren. Ich habe seit ich von Zuhause losgefahren bin nichts mehr gegessen. Auf Toilette müsste ich auch mal, aber dazu ergibt sich wohl gerade nicht die Möglichkeit. Kommt er überhaupt noch wieder? Vielleicht hätte ich ihm nicht so vorlaut antworten sollen. Ach was sage ich da? Schließlich ist er derjenige, der hier die Fehler macht. Ich spüre eine tiefe Wut in mir hochkommen und schlage auf den Boden. „Was ein dummes Arschloch!", schreie ich vor Wut, wahrscheinlich in der Hoffnung dass er mich hört. Ich rüttele an dem Käfig und versuche meiner Wut Raum zu geben. Nicht so einfach in so einem kleinen Käfig.

Wie konnte ich nur so naiv sein?! Ich fange wieder an mich selbst zu hassen, auch wenn ich weiß dass meine Naivität hier nicht das Hauptproblem ist. Mein Herz fängt wieder an zu pochen und gleichzeitig höre ich leise Schritte. Ich setze mich hin und halte mir die Ohren zu. Das Geräusch wird nicht leiser, im Gegensatz. Es ist wieder so laut wie vorhin. Meine Wut ist aus welchem Grund auch immer komplett verschwunden.

Die Tür geht wieder auf. In seiner rechten Hand hält er ein Glas Wasser und in seiner Linken eine Schüssel mit etwas, was ich nicht erkennen kann. Ohne etwas zu sagen stellt er die Sachen vor meinem Käfig ab. Er schaut mir noch einmal kurz in die Augen und steht wieder auf. „Warum tust du das?" frage ich, aber ich bekomme keine Antwort. Er dreht sich wieder um und geht aus der Tür „Ich muss auf Toilette." sage ich. Er bleibt stehen und wartet ohne mich dabei anzuschauen. „Kann ich bitte auf Toilette?", sage ich dieses Mal etwas netter. Er zeigt auf einen Eimer neben mir. Das kann doch nicht sein Ernst sein?! Will er wirklich dass ich in einen Eimer- ? Nein. Er macht die Tür wieder zu.

Ich könnte kotzen. Kein Wunder dass es in diesem Raum so beschissen riecht. Bin ich etwa nicht, die Erste die er hier eingesperrt hat? Ist das sein Hobby Frauen zu entführen und für Sex auszunutzen? Ich nehme einen Schluck von dem Wasser. Auch wenn ich Angst habe mich zu übergeben versuche ich nach der Schüssel zu greifen. Sie passt leider nicht durch den Spalt zwischen den Stäben und hochkant würde wahrscheinlich alles herauslaufen. Ich greife den Löffel und halte meinen Kopf näher an den Käfig. Im Dunkeln zu essen ist nicht leicht, vor allem wenn man eingesperrt ist. Ich probiere ein Bisschen und spucke es direkt wieder aus.

Igitt! Was ist das für ein Zeug? Es erinnert mich irgendwie an Grießbrei, nur dass es unglaublich bitter schmeckt. Ich lasse es stehen und nehme einen großen Schluck Wasser um den Geschmack zu verdrängen. Ich habe in meinem Leben noch nie so etwas widerliches gegessen. Ich nehme den letzten Schluck Wasser und stelle das Glas wieder zurück. Es hilft zwar nicht gegen den Hunger, aber es ist immer noch besser als dieser Brei. Allerdings muss ich nun wirklich auf Toilette. Aber ich will nicht in einen Eimer pinkeln. Ich will mich weigern aber ich muss wirklich dringend. Hätte er mir nicht einfach die Toilette zeigen können? Aber das ist wohl nicht seine Art.

Ich suche den Eimer. Bevor ich mich selber einnässe oder auf den Boden pinkele nehme ich doch lieber das kleinere Übel. Ich taste mich in der Dunkelheit um und stoße aus Versehen gegen den Eimer. Scheiße. Mit einem lauten metallischen Klirren kippt der Eimer um. Warum bin ich so unglaublich ungeschickt? Ich höre ein Platschen und bereue sofort meinen Fehler. Wie unhygienisch ist das denn bitte?! Er hat den Eimer nicht mal leer gemacht. Ich versuche ihn schnell wieder hin zu stellen aber es ist vergebens. Ich höre wie sich alles auf dem Boden verteilt und spüre auch schon wie meine Knie nass werden. Das ist so unglaublich widerlich. Der Geruch verbreitet sich nun im ganzen Raum und lässt alles nur noch unerträglicher riechen.

Schnell nehme ich den Eimer und platziere ihn unter mir. Ich kann nicht mal ordentlich sitzen, weil der Käfig nicht hoch genug ist. Aber es ist mir lieber, als wenn noch andere Körperteile als meine Hände diesen Eimer berühren. Ich will mich nie wieder anfassen. Wenigstens muss ich mir nicht mal mehr die Hose hoch ziehen. Ich hab nämlich keine an. Genial nicht wahr?

Ich hasse es wenn etwas so unhygienisch ist. Trotzdem stelle ich erleichtert den Eimer beiseite. Mittlerweile ist schon der ganze Boden nass. Der Gestank von altem Urin bringt mich echt fast zum Kotzen. Ich will mich am liebsten nicht mehr hinlegen. In genau diesem Moment breche ich ein.

Was passiert mit mir? Ich stütze mich unfreiwillig mit meinen Armen auf dem Boden ab. Warum werde ich so Müde? Ich kann meine Augen kaum noch aufhalten. Ich habe doch gerade erst geschlafen also warum...? Ich falle um. Mein Körper liegt nun vollständig am Boden. Ich kann mich nicht mehr wach halten.

Das Wasser... Ich merke das kalte Urin unter meinem Körper. Es war das Wasser...

Slave in 7 DaysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt