Tag 3 Teil 1

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Ich bekomme meine Augen nur schwer auf, da mein ganzer Körper schmerzt. Das Licht blendet mich, sodass ich nicht viel erkennen kann. Das Zimmer an sich ist auch sehr hell und sieht irgendwie so unheimlich bekannt aus. Bin ich etwa in einem Krankenhaus? Ich fühle über meine Nase und zucke erschrocken zusammen. Es war also doch kein Traum.

Ein großes Pflaster überdeckt sie und erinnert mich wieder an den vorherigen Tag. Tag! Ich schaue mich um ob ich eine Uhr sehe. Normalerweise müsste es doch eine mit Datumsanzeige hier irgendwo geben. Oder wenigstens einen Kalender. Nichts. Wie aufgeschmissen man doch ohne Handy ist. Ich habe es zuletzt gesehen als ich aus dem Zug ausgestiegen bin. Ich wollte schließlich nicht unhöflich sein und an meinem Handy sitzen. Naja. Ich dachte auch dass wir irgendwas normales machen. Da fällt mir ein dass ich mein Handy nicht mal mehr hatte, als er mich mit den Seilen gefesselt hat. Ich merke wie meine Erinnerung ein wenig schärfer wird. Er hat mir mein Handy also schon am ersten Tag abgenommen damit ich nicht um Hilfe rufen kann?! Verdammt. Ich muss hier jemanden finden der mir hilft. Eine gebrochene Nase ist doch wohl Beweis genug.

Ich versuche aufzustehen aber mein Körper schmerzt zu sehr. Ich muss es schaffen, sonst komme ich nie aus dieser Hölle raus. Ich nehme alle meine Kraft zusammen und setze mich auf. Scheiße tut das weh. Die Tür öffnet sich. „Oh, sie sind schon wach?" fragt eine etwas mollige Krankenschwester. „J-Ja" antworte ich. Ich muss ihr alles erzählen. Sie ist der erste Kontakt den ich nach außen habe. Ich muss sie um Hilfe bitten. In dem Moment wo ich etwas sagen will fährt sie fort. „Sie müssen jetzt etwa sechs Wochen ihre Nase schonen okay?". Ich nicke ihr nur zu. Warum konnte ich jetzt nicht mehr ordentlich antworten. Ich muss ihr doch erzählen was wirklich passiert ist, aber ich bekomme kein Wort raus.

Da sehe ich wie er hinter ihr auftaucht. „Ihr Freund hat sie her gebracht. Er sagte sie seien schwer gestürzt und hätten daraufhin das Bewusstsein verloren." Haha, wenn sie wüsste. „Naja, er macht sich bestimmt Sorgen um sie. Ich hole ihn mal rein." Sie dreht sich um und geht wieder aus der Tür. Wo ist er hin? Ich könnte schwören er war da. Hat sie ihn nicht bemerkt? Wie macht er das immer nur? Und warum zum Teufel bekomme ich immer noch kein Wort raus?! Beide kommen nun in das Zimmer. Er schaut mich mit einem Blick an und sofort merke ich, warum ich nicht reden kann. Er verbietet es mir. Seine Aura hält mich in Schach und ich komme nicht dagegen an. „Nagut, ich lasse euch beide dann mal wieder alleine. Wenn etwas ist, gebt Bescheid oder klingelt einfach" Mit einem letzten netten Lächeln dreht sie sich um und geht. Ich versuche ihr hinterher zu rufen dass sie warten soll und mir helfen soll, aber ich kriege keinen Laut raus. Ich bekomme ja nicht mal meinen Mund auf. Während die Tür zufällt merke ich, dass ich meine Chance verpasst habe. So eine Chance werde ich wohl nie wieder bekommen. Wäre ich ihr einfach ins Wort gefallen und hätte ihr alles erzählt.

Er setzt sich gegenüber von mir auf das Bett. „alles okay" fragt er. Da ich nicht antworten kann schüttele ich nur den Kopf. „es tut mir leid für gestern, aber du warst nun mal sehr böse zu mir". Da fällt mir ein was ich gestern alles zu ihm gesagt habe. Er soll sterben gehen und irgendwelche belanglosen Beleidigungen. Irgendwie fühle ich mich schon schlecht, auch wenn er sich eigentlich schlecht fühlen sollte. Irgendwas sagt mir, dass ich mich so fühlen soll. Ich senke meinen Kopf und schaue auf den Boden.

„schon gut baby". Schon wieder dieses Wort. Ich bin doch nicht mit ihm zusammen, und ich will es auch nie sein. Aber das Wort löst in mir etwas aus was ich nicht unterdrücken kann. Einen funken Freude den ich öfters fühlen will. „komm wir gehen" sagt er zu mir und hält mir seine Hand hin. Ich versuche alleine aufzustehen aber es hat keinen Zweck. Mein ganzer Körper streikt und ich kann mich keinen Zentimeter bewegen, geschweige denn laufen. Er hält seine Hand immer noch hin und wartet, dass ich sie ergreife. Ich will nur hier raus aber nicht mit ihm. Ich weiß, dass wenn ich seine Hand nehme ich erstmal nicht mehr losgelassen werde. Aber ich habe keine Wahl. Ich muss mich wohl oder übel auf ihn einlassen.

Ich ergreife seine Hand und sofort fließt ein Strom aus Energie durch meinen Körper. Die Schmerzen sind fast nicht mehr zu spüren und ich fühle mich, als würde ich auf Wolken schweben. Wie? Diese Frage habe ich mir in letzter Zeit schon zu oft gestellt. Vielleicht sollte ich aufhören es zu hinterfragen und anfangen es zu akzeptieren. Vielleicht kann ich ja doch etwas lernen wenn ich mich auf ihn einlasse. Ach was sage ich da, er wird mir doch eh wieder weh tun und mich ausnutzen.

„weißt du" sagt er als wüsste er was ich denke „ich will dir eigentlich gar nicht weh tun, aber du bist nicht sehr brav in letzter zeit". Brav?! Ist das sein verschissener Ernst?! Er macht mich kaputt, nimmt mir meine Jungfräulichkeit und bricht mir auch noch die Nase! Aber ich bin nicht brav?! Bin ich sein Haustier oder was?! Er streichelt mir über die Wange. Auch wenn es leicht weh tut fühlt es sich gut an. „wenn du brav bist belohne ich dich auch" mein Körper verspürt Vorfreude auch wenn ich es nicht will. Ich will nicht sein Haustier sein aber mein Körper will sich ihm hingeben. Dass ist doch bestimmt alles sein Werk.

Ich denke viel nach während wir aus dem Krankenhaus und zum Auto gehen. Ich will ihm entkommen aber mein Körper will bei ihm bleiben. Ich will um Hilfe rufen aber mein Körper schreit nach ihm. Ich will wieder nach Hause aber mein Körper sieht nur ihn als meine Heimat. Vielleicht sollte ich aufhören mich zu wehren. Vielleicht ist er ja nett zu mir wenn ich mich ihm hingebe. Aber dann verliere ich meinen Willen und das möchte ich nicht. Ich bin eine eigenständige Person und ich habe Rechte. Ich bin ein Mensch und kein Objekt.

Schweigend folge ich ihm bis zum Auto. Mich versuchen loszureißen oder um Hilfe zu rufen hat eh keinen Sinn. Ich würde auf dem Boden zusammen brechen sobald er meine Hand loslässt. Er macht das Auto auf und hilft mit auf den Beifahrersitz. Nachdem er mich angeschnallt hat lässt er langsam meine Hand los. Sofort spüre ich den Schmerz wieder. Ich habe das Gefühl als würde ich nie wieder aus dem Sitz hochkommen. Der Gurt fühlt sich an wie eine schwere Eisenkette auf meiner Brust und gibt mir das Gefühl gefesselt zu sein. Während er sich hinter das Steuer setzt macht er seine Musik an. Er steckt den Schlüssel ein aber startet den Motor noch nicht. Ich schaue ihn an und sehe wie er nachdenklich auf seinen Schoß guckt.

„bitte sei nicht mehr so rebellisch" sagt er mit leicht trauriger Stimme und ich fühle mich sofort wieder schlecht. Er schaut mich an und sein Blick rührt mich fast zu Tränen. Wie kann ich nur so viel Empathie gegenüber jemandem wie ihm empfinden. Er legt seine Hand auf mein Bein und sofort spüre ich wieder diese Energie. Die Trauer von vorhin ist komplett verschwunden und ich fühle mich sogar wieder gut. Ist es etwa keine Energie die er mir schenkt sondern Freude? Ist es die Art von Glück die ich in meinem Leben immer gesucht habe? Ist dies vielleicht der Grund, warum mein Körper sich zu zu ihm hingezogen fühlt? Er schaut mir tief in die Augen und sein Lächeln schenkt mir noch mehr Freude. Ich würde mich gerne von seinem Blick losreißen denn ich habe das Gefühl dass ich noch nicht bereit dafür bin, aber ich kann es nicht. Sein Blick hält mich in seinem Bann. Seine Augen ziehen mich zu ihm und ich habe das Gefühl als könnte ich seine schwarze Seele in ihnen sehen. Er kommt mir immer näher und ich ihm auch. Ich will das doch gar nicht. Er macht seine Augen zu und damit auch meine. Noch bevor wir uns berühren spüre ich seinen Atem.

Es ist das dritte Mal dass er mich küsst nachdem ich am Bahnhof angekommen bin. Die ersten zwei Male allerdings waren nichts im Vergleich zu diesem hier. Seine Lippen schmiegen sich an meine und ein Schock durchströmt meinen Körper. Mein Bauch kribbelt und ich komme nicht von ihm los. Im Vergleich zu den ersten beiden Küssen kann ich diesen hier genießen. Auch wenn mein Kopf es nicht will, mein Körper will es. Ich will noch mehr. Er setzt neu an und tastet sich mit seiner Zunge vor. Ich gehe auf ihn ein und er spielt mit mir. Es scheint als könnte er meine Zunge mit seiner kontrollieren. Sie macht das was er will und ich habe das Gefühl sie tanzen hin und her. Ich versuche mich zu wehren aber irgendwie auch nicht. Ich lasse es einfach passieren. Er schiebt mich ganz langsam von ihm weg. Sein Geschmack liegt immer noch auf meiner Zunge und ich genieße es. Er lächelt mich an und streichelt mir über die Wange. Er flüstert mir in mein Ohr. „ich liebe dich...

Slave in 7 DaysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt