Tag 4 Teil 4

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Es ist bereits Nachmittag als ich den Geruch von Essen wahrnehme. Ich wollte nicht nachfragen, aber um ehrlich zu sein hatte ich eh keinen großen Hunger da ich so viel gefrühstückt habe. Ich begebe mich in Richtung Küche und sehe, wie er wieder am Kochen ist. Da fällt mir ein. Wie finanziert er das alles eigentlich?

Ein eigenes Haus. Dass er für sich selbst hat und nun auch für mich. Nicht zu vergessen die ganzen Maschinen und Spielzeuge in seinem Keller. Geht er vielleicht nebenbei Arbeiten? Oder sind seine Eltern einfach nur steinreich? Warum wohnt er überhaupt hier und nicht bei seinen Eltern? Haben sie vielleicht keine gute Beziehung miteinander, oder sind seine Eltern geschieden? Ich entscheide mich ihn nicht zu fragen, um nicht zu sehr in sein Privatleben einzugreifen.

Ich schleiche mich von hinten an ihn heran und lege meinen Kopf auf seine Schulter. Es riecht wirklich lecker und der Geruch regt meinen Appetit an. „ich bin froh dass du auf mich zu kommst", sagt er während er mir über den Kopf streichelt „geht es dir gut". „ja daddy" antworte ich, während ich mich umdrehe und beginne den Tisch zu decken. Ich bin froh dass er für mich kocht. Wahrscheinlich würde ich alles essen was von ihm kommt. Würde mein damaliges Ich das genau so sehen? Es ist wirklich lecker. Bilde ich mir etwa nur ein dass es schmeckt? Ich esse brav meinen Teller auf. Was ist nur aus mir geworden?

„schon satt" fragt er mich. Es war wirklich lecker, aber ich konnte nicht sehr viel essen. Leicht beschämt nicke ich mit gesenktem Blick. „tut mir leid daddy". „du musst dich nicht entschuldigen mein kind" entgegnet er mir. Es macht mich glücklich wie sehr er für mich sorgt. „ach übrigens" sagt er während er in seine Hosentasche greift „hier bitte". Er reicht mir mein Handy. Verwundert schaue ich ihn an. Jetzt schon? „danke daddy" sage ich nur und stecke es sofort ein. „ein ladekabel ist im schlafzimmer falls du es brauchst, aber es sollte noch ein wenig akku haben". Ich nicke und beginne den Tisch abzuräumen. Dass er mir jetzt schon mein Handy wieder gibt? Ich habe schon gedacht ich bekomme es nie wieder, aber scheinbar vertraut er mir jetzt schon genug. „danke nochmal" sage ich leise während ich den Tisch abwische. „nichts zu danken" sagt er.

Als die Küche wieder sauber ist, gehe ich sofort zur Toilette. Ich schalte mein Handy an und lese zuerst meine ganzen Nachrichten. Noch nie haben mir so viele Leute so viel geschrieben. Alle machen sich Sorgen um mich und ich fühle mich schon fast, als wäre ich ihnen wichtig. Ich gehe in den Chat mit meinen Eltern:

-Wir haben versucht dich zu erreichen aber wir sind nicht durchgekommen. Scheint als wärst du beschäftigt. Melde dich doch später mal.

-Hey. Du wolltest dich doch noch bei uns melden. Du hast doch versprochen uns Bescheid zu geben wenn du angekommen bist. Wir machen uns Sorgen. Bitte ruf mal an!

-Ist alles in Ordnung?! Wir machen uns große Sorgen. Normalerweise liest du doch deine Nachrichten sofort. Bitte melde dich!!!

Ich kriege sofort ein schlechtes Gewissen und schreibe ihnen zurück. Ich will ihnen nicht noch mehr Sorgen bereiten, und außerdem kann ich ihnen nicht erzählen was passiert ist. Sie würden mir nie mehr erlauben alleine weg zu gehen.

-Hey. Tut mir leid dass ich mich erst jetzt zurück melde. Mein Akku hat den Geist aufgegeben und ich musste einen neuen einbauen lassen. Zum Glück hatte ich noch Garantie. Ich habe es erst gerade wieder bekommen. Durch den ganzen Stress habe ich auch vergessen euch woanders anzurufen. Abgesehen von dem Problem mit dem Handy ist auch alles super bisher. Ich bin auch ohne Probleme angekommen und mir geht es gut. Ich hoffe euch geht es auch gut. Ich kann gerade allerdings nicht viel mehr schreiben aber ich rufe euch später an. Bis dann.

Ich kann ihnen nicht erzählen was passiert ist. Auch meinen Freunden kann ich davon nichts erzählen. Sie würden mich wahrscheinlich als verrückt abstempeln, oder noch meine Eltern informieren. Ich schreibe allen die selbe Geschichte und sage dass es mir gut geht. Hoffentlich kaufen mir das alles ab. Daraufhin schaue ich ob irgendetwas an meinem Handy anders ist. Keine neuen Apps. Alles sieht normal aus. Auch an der Außenseite kann ich nichts erkennen. Da mein PIN immer noch der selbe ist, wird er wohl auch nicht so einfach etwas gemacht haben. Ich gehe auf meine Telefon App. Über dreißig Anrufe in Abwesenheit. Naja. Das sollte sich jetzt ja alles geklärt haben.

Ich öffne die manuelle Nummerneingabe. Mein Verstand setzt wieder ein. 110. Die Ziffern kreisen in meinem Kopf. Gleichzeitig denke ich an seine Worte. Ich soll sein Vertrauen nicht ausnutzen. Aber ich habe so lange auf diese Chance gewartet. Mitgespielt. Es alles über mich ergehen lassen. Ich muss es versuchen. Aber ich habe Angst. Das letzte Mal als ich versucht habe zu entkommen ist er mir auch zuvor gekommen. Aber. Ich muss es versuchen. Ich muss hier raus. Es ist meine letzte und beste Chance. Wenn ich nur kurz in die Leitung komme können sie zur Not mein Handy orten falls meine Eltern hinter das alles kommen. Ich muss es wenigstens versuchen. Ich schaue die Ziffern an. Wieder muss ich an seine Worte denken. „bitte nutze mein vertrauen nicht aus". Es tut mir irgendwie weh das zu tun. Aber es muss sein.

Mein Kopf übernimmt die Kontrolle und wählt langsam die Ziffern. Eins. Ich fühle mich unglaublich schlecht. Eins. Ich merke wie es in meinem Herzen weh tut das hier zu tun. Ich merke wie es unter dem Druck fast zerquetscht wird. Null. Ich will ihn doch gar nicht hintergehen. Ich will nicht dass die Polizei ihn verhaftet. Aber ich muss hier raus. Anrufen...

Ein stechender Schmerz durchströmt meinen Finger mit dem ich auf den grünen Hörer gedrückt habe. Nichts passiert. Nochmal. Wieder nichts. Das kann nicht sein. Ich habe sogar volles Netz. Ich versuche es erneut. Nichts. Auf einmal höre ich ein leises Zischen. Mit einem Klicken sind die Fenster verriegelt und kurz danach fahren metallische Rollladen von innen vor die Fenster. Bevor ich überhaupt auf die Idee komme die Fenster einzuschlagen sind sie verriegelt. Ich bekomme Panik.

Das Geräusch ist immer noch da und macht mich verrückt. Wie konnte er mir schon wieder zuvor kommen? Wie macht es das alles? Was ist das hier für ein Haus? Was ist das hier für eine Hölle? Auf einmal werde ich müde. Ist das ein Gas? Ich merke wie ich schwach werde und lege mich auf den Boden. Mein Bewusstsein wird wieder getrübt. Die Tür geht auf und er tritt mit einer Gasmaske in den Raum. Was ist er für ein Mensch? Was ist er für ein Monster? Was ist er für ein Teufel? Er packt mich am Arm und zieht mich hinter sich aus dem Raum während meine Augen zufallen. Daddy...

Slave in 7 DaysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt