2. Kapitel

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Mehrere Augenpaare schauten mich an. Zu viele für meinen Geschmack. In dem geräumigen, hellen Raum gab es zwei gemütlich aussehende Betten, die rechts und links an den Wänden aufgestellt waren. Ich erfasste den wuchtigen Kleiderschrank, der links von mir noch vor dem Bett an der Wand stand und die weitere Tür genau gegenüber auf meiner rechten Seite. Die beiden großen Fenster und der hübsche Tisch am anderen Ende des Raumes rundeten das Bild komplett ab.

Nun nahm ich die Personen näher in Augenschein. Die beiden Mädchen auf dem linken der beiden Betten sahen nett aus. Neugierig sahen sie mich an und musterten mich von oben bis unten. Ich ließ meinen Blick nach rechts wandern. Drei Jungs.

Shit.

Zwei saßen auf dem Boden vor dem anderen Bett, dass offensichtlich meins war und der andere saß umgekehrt auf einem der beiden Stühle und beobachtete mich. Dann mal los.

"Hey.", kam es aus meinem Mund.

"Bist du Rosemarie?", fragte das braunhaarige der beiden Mädchen und lächelte mich freundlich an. Ich entspannte mich etwas.

"Nur Rose.", antwortete ich automatisch und wagte ein kleines Lächeln. Das Mädchen stand auf und umarmte mich abrupt. Ich zuckte überrascht zurück, erwiderte die Umarmung aber. Sie sah mich an.

"Ich bin Jassie, deine Zimmermitbewohnerin. Komm rein." Kurzerhand nahm sie mir meinen Koffer aus der Hand und zog ihn ins Zimmer. Nach kurzem Zögern folgte ich ihr.

"Also", ergriff Jassie wieder das Wort, stellte meinen Koffer so vor das Bett, dass er die Tür versperrte und sah mich erneut an.

"Das sind meine Freunde Kim", sie zeigte auf das andere Mädchen, dass ihre schwarzen Haare zurückstrich und mir zulächelte, "Jackson", der Junge auf dem Stuhl winkte mir zu, "Sam", der Rotschopf am Fuße meines Bettes grinste mich an, "und Lee.", der letzte der drei Jungs, wie Jackson mit dunkelblonden Haaren, sah mich an und nickte mir zu.

Ich lächelte in die Runde und steuerte dann auf den Tisch am Ende des Raumes zu. Mein Blick fiel auf die Aussicht aus dem Fenster. Einfach der Hammer.

"Setz dich zu uns!", lud Sam mich ein und lächelte. Ich stellte meine Tasche auf den Boden, nahm mir den zweiten Stuhl und drehte ihn genau wie Jackson um, ehe ich mich setzte.

"Du bist auch 17, oder?", fragte mich Kim und ich nickte zustimmend.

"Wie lange seid ihr schon hier?", wollte ich wissen, ehe sie mich noch etwas fragen konnten.

"Unterschiedlich.", kam es von Jackson. "Lee ist noch nicht so lange hier. Wir anderen schon so 3 oder 4 Jahre." Ich machte große Augen.

"Jetzt guck nicht so!", warf Jassie ein. "Hier ist es nicht so schlimm wie du denkst. Solange du nicht die Rache Morrisons auf dich ziehst, hast du nichts zu befürchten." Ich zog eine Augenbraue hoch.

"Die Rache Morrisons?"

"Mr. Morrison ist unser Sportlehrer. Eigentlich ist er ganz nett, aber wenn du ihm blöd kommst, kannst du dir eigentlich direkt selbst ein Grab schaufeln.", erläuterte Lee.

"Nett?", fragte Sam ungläubig. "Reden wir von dem gleichen Mann? Welcher Mensch auf dieser gottverdammten Welt verteilt bitte Referate in Sport? In Sport! Ich meine Hallohoo?"

Jassie sah plötzlich erschrocken aus und auch die andern wurden bleich.

"Verdammt.", wisperte Jackson mit großen Augen.

"Sagt nicht, ihr habt die Referate vergessen.", kommentierte Sam trocken.

"Wann habt ihr denn Sport?", wollte ich wissen und sah in die Runde.

"Morgen."

Ich sah auf die Uhr. 17:37 Uhr. Na, dass wird sportlich, dachte ich.

Sam war weniger einfühlsam. "Also wenn ihr jetzt nicht eure Ärsche in Bewegung setzt, muss ich eine Schaufel kaufen und da ich leider weder Zeit noch Geld habe, solltet ihr langsam anfangen."

Innerhalb kürzester Zeit war das Zimmer zu einem Hausaufgaben-abschreib-und-Panik-Gewusel mutiert, weshalb ich etwas abseits saß und aus Mangel an Ideen an mein Handy ging.

Meine Freunde hatten das Foto zwar bekommen, aber noch nicht geantwortet. Toll.

Ich entschied mich grade dazu, meinen Koffer auszupacken, als Sam auf mich zukam.

"Lust eine kleine Tour durch die Schule zu machen?", fragte er, während sein Schatten mich überragte. Unbehaglich sah ich ihn an. Eigentlich hatte ich Jassie fragen wollen, die war jedoch beschäftigt und da ich mich schon einmal fast verlaufen hatte, wäre ein Rundgang sicherlich sinnvoll.

Komm schon, Rose.

"Klar doch.", lächelte ich und stand auf. Sam war nett. Er konnte ja nichts für meine Paranoia.

"Bis gleich Leute!", rief ich über meine Schulter, während ich Sam aus der Tür folgte, doch sie waren zu vertieft, um es zu hören.

Die schwere Zimmertür fiel zu und ich fand mich auf dem inzwischen bekannten Gang wieder.

"Dann mal los!" Ich blickte zu Sam, der mir schon einige Schritte voraus war.

Das war eine ganz schlechte Idee, wisperte die Stimme in meinem Kopf, doch ich schubste sie in eine Ecke meines Kopfes zurück und machte mich, Sam hinterher, auf dem Weg.

Be QuietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt