Be Quiet

14. Kapitel

"Rose!"

Ich schaute mich um und suchte in dem vollen Klassenzimmer nach dem mir inzwischen bekannten Gesicht. Schließlich entdeckte ich Sam recht in der Mitte des Raumes. Er saß an einem der Tische und war umgeben von den anderen, wobei Lee auf dem Platz neben ihm saß.

Mit schnellen Schritten lief ich auf sie zu und schlängelte mich durch die Tischreihen an den anderen Schülern vorbei. Viele hatten mich bereits mal gesehen, von einigen bekam ich aber trotzdem noch Blicke zugeworfen, die ich ignorierte.

Als ich in den Raum gekommen war, hatte ich überrascht festgestellt, dass meine Biologielehrerin offensichtlich auch Mathe unterrichtete. Ms. Patel hatte mich genau wie gestern freundlich angelächelt und mir dann mein Mathebuch ausgehändigt. Danach hatte sie mich entlassen und gesagt, ich solle mir einfach einen der freien Plätze aussuchen.

Bei den anderen angekommen, ließ ich meinen Rucksack mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden fallen und setzte mich auf den Tisch.

"Wie kann man denn Mathe und Bio unterrichten? Wie krank ist das denn?", fragte ich die anderen ungläubig.

Jassie grinste. "Ehrlich. Ich kann nicht mal eins der beiden.", stellte sie ernüchtert fest. Ich verzog mitleidig das Gesicht.

"Autsch.", machte ich und Jassie nickte bestätigend. Sie schien sich nicht viel daraus zu machen, dass sie in beiden der Fächer nicht gut war. Alles andere hätte mich allerdings auch gewundert. Jassie war einfach eine durch und durch entspannte Person.

"Lass mich raten", mischte sich Kim ein, "Du bist in beiden Fächern ausgezeichnet."

Ich grinste. "Schön wärs. Ich bin in beiden Fächern gut, aber nicht so gut, dass ich alles auf Anhieb schaffen würde."

"In welchen Fächern bist du denn ausgezeichnet?", wollte Jackson interessiert wissen. Ich drehte mich ein wenig auf dem Tisch, sodass ich alle anschauen konnte. Glücklicherweise waren wir vorhin recht früh in Richtung Klassenraum losgegangen, weshalb wir jetzt noch einige Minuten Zeit hatten, bevor der Unterricht begann.

Ich zuckte unsicher mit den Schultern. Eigentlich war ich in allen Fächern recht gut. Das wollte ich jedoch nicht so offen sagen, weil ich nicht wollte, dass ich überheblich klang.

"In Spanisch ist sie ganz große Klasse.", stellte Lee fest und grinste breit. Ich funkelte ihn böse an und er hob unbeteiligt die Hände.

"Komm, du hast aber auch leicht reden als Lieblingsschüler vom Perez.", beschützte mich Jassie und zwinkerte mir zu. Ich lächelte dankbar und seufzte dann.

"Er hat aber recht. Ich bin wirklich schlecht in Spanisch.", gab ich zu und warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. Auch diese funktionierte und ging völlig korrekt. Uns blieben noch drei Minuten bis zum Beginn der Stunde.

Als ich mich wieder zurückdrehte, sah ich, wie Sam seinen Freund anstieß: "Dann könnte Lee dir doch helfen.", meinte er und sah dann zu mir, "Ich kenne niemanden, der so gut Spanisch spricht wie er, abgesehen von Mr. Perez.", bekräftigte er dann.

Ich musste lächeln und sah zu Lee. Er war ein wenig rot geworden und sah mich durchdringend an. Seine Freunde wussten offensichtlich nicht, dass er mir bereits ein solches Angebot gemacht hatte, deshalb sagte ich nur: "Ich werde es mir merken." Lees dankbarer Blick entging mir nicht.

"Außerdem, Sam,", kam es von Kim, die ihn belustigt ansah, "kennst du eh keine weiteren Leute, die Spanisch sprechen, also ist der Vergleich völlig sinnlos."

Beleidigt sah Sam sie an. "Trotzdem.", antwortete er trotzig. "Der Typ hier", er stieß Lee in die Seite, "hat aus Langeweile 'Das Haus des Geldes' auf Spanisch gesehen. Ohne Untertitel! Ich hab nichts verstanden. Außer 'Hola', aber das hat mir nicht wirklich viel geholfen."