8. Kapitel

33 4 17
                                    

Als ich den Raum betrat, in dem ich offenbar Englischunterricht hatte, war mein Englischlehrer bereits anwesend. Er stand hinter seinem Pult und sortierte Akten von rechts nach links, sich nicht an dem allgemeinen Lärmpegel im Raum störend und war mir deshalb direkt sympathisch.

Jassie warf mir ein aufmunterndes Lächeln zu und steuerte dann, gefolgt von Jackson, einen Tisch ziemlich in der Mitte des Raumes an. Generell entsprach der Raum so ziemlich dem Stil der restlichen Schule. Viele Fenster, grauer Teppichboden und ordentlich aufgereihte, helle Tische, die so standen, dass man ohne Probleme zwischen ihnen durchlaufen konnte. Mein Blick wanderte zu der großen Tafel rechts von mir und der schlichten, weißen Wanduhr daneben.

Sie zeigte 7:59 Uhr. Erstaunt blieb ich stehen. In diesem Raum hing eine Uhr. Eine Uhr, die funktionierte und tatsächlich richtig ging.

Houston, wir haben ein Problem. Wo auch immer wir hier sind, wir müssen hier weg. Mission abbrechen! Wiederhole: Mission abbrechen!

Ich verdrehte die Augen über mein eigenes Gehirn, kam jedoch nicht umhin, die Uhr ein letztes Mal verwundert anzusehen. In meiner alten Schule war es schon ein Wunder gewesen, wenn die Uhr, vorausgesetzt sie existierte und funktionierte, in etwa die richtige Tageszeit angezeigt hatte.

Ich sah wieder zu dem Lehrer vor mir und setzte mich erneut in Bewegung. Vor seinem Pult angekommen, stand ich ein wenig unschlüssig herum, bis ich schließlich genug Mut gesammelt hatte und zum Sprechen ansetzte.

"Ähm... Guten Morgen."

Der Lehrer hob den Blick und sah mich an, ehe er sich lächelnd aufrichtete. "Guten Morgen. Dann bist du sicherlich die neue Schülerin in meinem Kurs.", stellte er fest. "Rosemarie, richtig?"

"Nur Rose." Ich erwiderte sein Lächeln verunsichert und nickte schließlich. Er hielt mir seine Hand hin, die ich ergriff und schüttelte.

"Ich bin Mr. Coley.", stellte er sich vor. Er war ein Mann mittleren Alters und trug einen Anzug, wobei ich stark hoffte, dass diese Tatsache nichts mit seinem Charakter zu tun hatte.

"Freut mich.", kam es von ihm. Er musterte mich noch einmal, ehe er direkt zu den wichtigen Dingen kam: "Normalerweise bekommt jeder Schüler sein Fachbuch zu Beginn des Schuljahres, aber dadurch, dass du mitten im Schuljahr hier beginnst, erhältst du deine Bücher von dem spezifischen Fachlehrer.", erklärte er mir. Ich nickte, obwohl ich das bereits wusste.

"Nun ist es leider so, dass ich erst heute Morgen erfahren habe, dass du in meinen Kurs kommst, deshalb hatte ich nicht die Möglichkeit, ein Buch für dich zu besorgen. Für die heutige Stunde brauchst du es nicht, allerdings wäre es schön, wenn du bis morgen in die Bibliothek gehst und es dir abholst." Ich nickte erneut, obwohl ich absolut keine Ahnung hatte, wo die Bibliothek war und dass es überhaupt eine gab.

"Wunderbar.", lächelte Mr. Coley und ließ seine Akten in Ruhe, an denen er die ganze Zeit herumgewerkelt hatte.

"Ist es für dich in Ordnung, wenn du alleine sitzt?", wollte er schließlich von mir wissen. "Wir haben eine gerade Schüleranzahl in diesem Kurs. Ich könnte natürlich auch jemanden bitten, dass er sich neben dich setzt, damit du dich besser einfindest.", wandte er ein.

"Nicht nötig.", antwortete ich hastig. "Ist schon in Ordnung, das macht mir nichts aus." Das fehlte mir grade noch. Ein nerviger Sitznachbar, der seinen Mund nicht mehr zubekam.

"Also schön.", gab Mr. Coley nach. "Dann wäre da vorne noch ein Platz für dich frei." Er deutete auf den freien Tisch, der ganz vorne direkt neben der Tür stand.

Ganz klasse.

Obwohl ich nicht begeistert war, lächelte ich freundlich und wandte mich zum Gehen.

Be QuietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt