7. Kapitel

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Ein merkwürdiges Geräusch riss mich aus meinem Schlaf. Noch ein wenig orientierungslos öffnete ich die Augen und blickte nicht wie sonst an meine gewohnte Zimmerdecke. Rasch setzte ich mich auf, ehe ich begriff, wo ich war. Ich hatte mich ein wenig zu schnell aufgesetzt. Ein vertrautes Schwindelgefühl machte sich in mir breit und schwarze Punkte flackerten vor meinen Augen auf.

Guten Morgen, Gleichgewichtssinn.

Als sich die Punkte verzogen, nahm ich schließlich auch das Geräusch wahr, dass mich geweckt hatte. Ich identifizierte die Klänge noch als "Wake Me Up Before You Go-Go" von Wham!, ehe Jassie sich mit einem Grummeln zu ihrem Handy drehte, welches auf einer kleinen Ablage über ihrem Bett lag und es mit einem Wischen verstummen ließ, wobei sie es fast von der Ablage auf ihr Gesicht fegte.

Stumm saß ich in meinem Bett, die Bettdecke noch um mich geschlungen und starrte gedankenverloren vor mich hin. Ich wusste nicht einmal, worüber ich nachdachte, als Jassie mich mit einem "Was guckst du wie ein Psycho?" aus den Gedanken riss.

Mein Blick klärte sich und ich schaute sie an. "Hm?"

"Du starrst.", stellte sie fest. Ich winkte ab und zuckte die Schultern.

"Was war das eigentlich grade für ein ironischer Wecker?", wollte ich von ihr wissen. "Wake me up before you go-go. Don't leave me hanging on like a yo-yo?", zitierte ich, "Ernsthaft?"

"Achso ja. Das war ich nicht. Sam hat den irgendwann mal eingestellt und ich war bis jetzt zu faul, um mir was anderes einfallen zu lassen." Sie verdrehte die Augen.

"Das geht gar nicht.", verkündete ich und stand auf. Glücklicherweise hatte mein Körper sich inzwischen daran gewöhnt zu existieren, was mir eine unerwünschte Bekanntschaft mit dem Boden ersparte. Ich ging zu ihr, lehnte mich über sie und griff nach ihrem Handy.

Genau in diesem Moment ging der Wecker, der offensichtlich nur im Schlummer-Modus war, wieder an und erneut sang Wham! fröhlich vor sich hin. Ich verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf, bevor ich den Wecker ein zweites Mal und diesmal richtig ausschaltete.

"Wie oft geht der an? Alle zwei Minuten?"

"So ungefähr. Aufstehen ist nicht so meins.", gab Jassie zu, strich sich ihre völlig chaotischen Haare aus dem Gesicht und hievte sich vom Bett hoch.

"Also das ändern wir auch.", bestimmte ich und sah zu ihr hoch. "Wenn der Wecker alle zwei Minuten angeht, werde ich in einem Aggressionsanfall die Inneneinrichtung demolieren."

Jassie grinste über meine gewählten Worte, zog dann aber zweifelnd die Augenbrauen hoch. "Aber was ist, wenn wir dann verschlafen?", fragte sie.

"Ich verschlafe nicht. Ich werde immer wach beim Wecker.", gab ich zurück. "Und ich bleibe auch wach.", fügte ich hinzu.

"Na, das würde ich auch gerne können." Ich zuckte die Schultern und sah auf ihr Handy. Früh aufstehen war reine Übungssache.

Jassie ging zum Schrank und kramte darin herum, bis sie schließlich gefunden hatte, was sie suchte und sich auf den Weg ins Badezimmer machen wollte, als ich sie aufhielt: "Wieso stehen wir um 6:30 Uhr auf? Ist das nicht ein bisschen früh?", wollte ich wissen. Fragend sah Jassie mich an. Ich seufzte. "Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich persönlich brauche keine zweieinhalb Stunden, um mich anzuziehen und zu frühstücken."

Ihre Miene hellte sich auf. "Das hatte ich total vergessen. Sorry.", rief sie aus. "Der Unterricht beginnt hier um 8 Uhr, nicht um 9. Ist so ein Internatsinternes Ding."

Das war allerdings neu. Fast überall in England war es üblich, dass der Unterricht in Schulen um 9 Uhr begann. Ich hatte auch von Sonderfällen gehört, aber dass ich auf eine dieser Sonderfälle ging, war mir nicht bewusst. Es störte mich jedoch nicht. Ein früherer Anfang bedeutete, dass wir auch früher Unterrichtsschluss hatten, und das war meiner Meinung nach besser, als morgens auszuschlafen, was ich eh nie tat.

Be QuietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt