Schweigsam!

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Der Zug setzte sich langsam in Bewegung, weißer Dampf stieg auf und machte die winkenden Menschen am Bahnsteig fast unsichtbar. Ich wandte meinen Blick von der Scheibe. Abschiede waren noch nie mein Fall gewesen, vor allem, weil ich niemanden hatte, den ich verabschieden konnte.

Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Die Tür meines Abteils öffnete sich und ein freundlich lächelndes, schwarzhaariges Mädchen reckte den Kopf. „Hier bist du also, Jane. Ich hab dich schon überall gesucht!", sagte sie und wuchtete ihren großen Koffer hinein. „Tut mir leid, Rachel", antwortete ich kühl und rieb mir die Augen. Ich war müde und war eigentlich nicht bereit großartige Gespräche zu führen, doch als ich den besorgten Blick meiner besten Freundin sah, versuchte ich ein Lächeln aufzusetzen und fragte schließlich, wie ihre Ferien waren. Sie setzte sich gegenüber von mir hin und begann von ihrem Urlaub in Irland zu erzählen. Ich versuchte ihr aufmerksam zuzuhören, doch schon bald war ich mit meinen Gedanken woanders. Wie sehr hatte ich mir als kleines Kind gewünscht mit meiner Familie in den Urlaub zu fahren. Wie sehr hatte ich mir gewünscht auch nur eine Familie zu haben. Meine Mutter war kurz nach meiner Geburt gestorben, mein Vater - ein berühmter Auror – starb im Kampf kurz bevor ich in das zweite Schuljahr kam. Davor war ich ein kleines, unschuldiges Mädchen gewesen, jederzeit bemüht das Gute im Leben zu sehen, doch nun war ich kühl, ließ keine Emotionen zu und wurde aufgrund meiner verschlossenen, undurchsichtigen Art gemieden. Lediglich Rachel hielt immer zu mir. „Hörst du mir überhaupt noch zu?", meine beste Freundin wedelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum. Ich wollte etwas erwidern, doch prompt wurde die Abteiltür geöffnet.

„Wir müssen hier rein, es ist sonst nichts frei", hörte man eine unterwürfige Stimme. Es folgte ein abfälliges Schnauben und ein dunkelhaariger Junge mit kalten Gesichtszügen trat ein. Er würdige Rachel und mich keines Blickes und ließ sich neben mir auf einen freien Sitz fallen. Kurz darauf kam auch sein Begleiter herein, der einige Gepäckstücke ins Abteil hievte. Der andere Junge macht keine Anstalten ihm zu helfen. Erst jetzt viel mir auf, mit wem wir es zu tun hatten. Rachel schaute mich ungläubig an und flüsterte „Riddle!".

feeling nothing (Tom Riddle FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt