Lüge

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Obwohl ich das Fach Zaubertränke eigentlich spannend fand, zog sich der Unterricht heute endlos lange hin. Ich sah verträumt im Raum umher, bis Professor Slughorn plötzlich vor Toms und meinem Tisch in der letzten Reihe stand. „Wie geht es meinem Pärchen?", flüsterte er verschwörerisch und zwinkerte uns zu. Bevor ich dem etwas entgegensetzten konnte, plapperte Slughorn munter weiter und betonte unzählige Male wie sehr er sich darüber freuen würde, wenn wir am kommenden Freitag zu seiner Feier kommen würden. Auf einmal machte es einen lauten Knall und in den vorderen Reihen des Raumes stieg Rauch auf. Der Kessel eines etwas dümmlich wirkenden Slytherin Jungen hatte sich zu einem schwarzen Klumpen verformt und Slughorn eilte schnell nach vorne.

„Redet der immer so viel?", fragte ich genervt und lehnte mich auf meinem Stuhl zurück. „Bei unserem ersten Treffen war er so nervös, dass er mir zwei Stunden von seinen Lieblingstränken erzählt hat. Im Gegensatz dazu hat er sich heute schon verbessert", antwortete Tom und wir fingen gleichzeitig an zu lachen. Auf einen Schlag bereute ich meine gestrige Entscheidung, ihn ignorieren zu wollen. Ich merkte immer mehr, wie wohl und sicher ich mich in seiner Gegenwart fühlte, doch ich war mir unsicher, ob ich diese Gefühle wirklich zulassen sollte.

„Der Unterricht ist hiermit beendet!", rief Professor Slughorn und ich packte eilig die Bücher und andere Utensilien in meine Tasche. „Bis Freitag dann", verabschiedete sich Tom Riddle. Für ihn stand scheinbar schon fest, dass wir zusammen zu der Feier gehen würden, doch anstatt mich darüber aufzuregen, freute es mich sogar, Zeit mit ihm verbringen zu können.

Die nächsten Tage verliefen unspektakulär. Ich verbrachte viel Zeit mit Rachel und ging mit ihr ein neues Kleid kaufen. Einige wenige Male begegnete ich Tom Riddle auf den Korridoren des Schlosses oder in der großen Halle, doch wir begrüßten uns nur mit einem kurzen Kopfnicken.

Schließlich war die letzte Unterrichtsstunde des Freitags zu Ende und ich ging schnellen Schrittes in meinen Schlafsaal, um mich fertig zu machen. „Und? Bist du nervös?", quetschte mich Rachel aus, die mir gefolgt war, um mir zu helfen. „Etwas vielleicht", gab ich zu und war selbst erstaunt über meine Ehrlichkeit. Ich zog mein neues Kleid an. Es war dunkelblau, ging mir bis zu den Knien und hatte einen V-förmigen Ausschnitt. Rachel klatschte erfreut in die Hände und betonte mehrmals, wie gut ich aussehen würde und dass ich ihr spätestens morgen früh alles erzählen sollte. Dann brachte sie mich noch bis in den Gemeinschaftsraum.

Vorsichtig trat ich kurz darauf in den Korridor. Komischerweise war Tom Riddle noch nirgends zu sehen, weswegen ich etwas auf und ab lief. Dann legte sich eine Hand auf meine Schulter, es war Tom. „Komm wir gehen", sagte er hastig. Er wirkte nervös, blickte mich nicht an und nach jeder Kurve schaute er sich um. „Ist alles okay?", fragte ich ihn. Er antwortete nicht, sondern ging schnelleren Schrittes in Richtung der Feier. Ich war genervt.

„Du sagst mir jetzt sofort was los ist!", rief ich, für meine Art etwas zu laut und blickte ihm in die Augen. „Ähm. Ich habe Slughorn dazu gebracht, dass er Zabius auslädt. Fand er nicht so toll und hat gedroht, dass er mich fertigmachen will", sagte Tom Riddle schließlich. Er erwiderte meinen Blick nicht, sondern schaute zu Boden. Ich wusste, dass er gelogen hatte.

feeling nothing (Tom Riddle FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt