Kapitel 36

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„Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?“, ertönte es boshaft aus dem Büro des Hokages in Konohagakure.
Kasumi stoppte, als sie das hörte. Die Hand war noch immer auf dem Türgriff, aber sie wollte den Hokage nicht bei einem Gespräch stören. Sie stand vor der Tür und konnte die andere Stimme, die ihn anschrie nicht, identifizieren.
„Weißt du, welche Folgen es für uns hätte, wäre die Schriftrolle verloren gegangen?“, sagte die fremde Stimme erneut.
Das ging schon so, als Kasumi schon dort ankam. Sie wollte zu Kakashi, mal mit ihm reden, da die letzten Tage nicht gut gelaufen waren. Nach dem Streit in Kusagakure war zwischen ihnen Funkstille gewesen, keiner wollte reden und sich erst recht nicht entschuldigen. Und als sie in ihrem Wohnzimmer Zuhause stand und auf die Felsen der Hokage blickte, war ihr klar, dass sie wirklich gehen musste. Die wenigen Sachen, die ihr wichtig waren, hatte sie schon gepackt und verstaut. Ein letztes Mal wollte sie noch Kakashi sehen, ohne sich natürlich zu verabschieden, aber ihn stören wollte sie nun auch nicht.
„Ein Uchiha weniger auf dieser Welt hätte eh nicht geschadet… Also erkläre mir, warum du deine Richtung zu diesem Weib geändert hast.“
Die Stille war selbst für sie unerträglich, auch sie wollte die Antwort von Kakashi hören.
„Ich habe keine Ahnung“, sagte Kakashi ruhig.
Kasumi nahm ihre Hand von dem Türgriff. Ein bisschen enttäuscht war sie schon, besonders weil die Beziehung lange hielt und sie das letzte Jahr nur noch miteinander verbracht hatten, aber vielleicht sollte sie auch einfach keine Zukunft haben. Aber das war okay, nicht jeder passt zu jeden und sie hatte eben weder in Tobirama, noch Kakashi eine gute Zukunft gesehen. Mit den Gedanken wandte sie sich von dem Büro ab und ging zu der Bank, wo sie ihr ganzes Geld abholte, was sie in dem letzten Jahr gespart hatte. Es war weit über der Summe, die sie ursprünglich ersparen wollte. Kein Wunder, wenn der Chef der feste Freund war und einem so immer exklusive Missionen gab. Auch hatte sie keine Miete mehr zu zahlen, als sie zu ihm zog. Sie zahlte nur das Essen, was aber auch nicht gerade viel war. Das Geld würde reichen, um irgendwo anders eine Wohnung oder sogar ein Haus zu kaufen.
Zu Hause packte sie das ganze Geld in einen großen Rucksack unter die paar Klamotten und etwas zum Essen. Die Andenken wie die Bilder und das Messer behielt sie. Sie schnallte sich den Rucksack um und ging zu ihrer Haustür. Ein letzter Blick zu der Wohnung voller Erinnerungen aus dem letzten Jahr ließ sie für einen ganz kurzen Moment zweifeln, davon abbringen ließ es sie jedoch nicht. Ein bisschen hoffte sie, dass Kakashi sie durch ‚Zufall‘ im Dorf treffen würde, um ihr zu sagen, wie sehr er sie liebte und sie niemals gehen sollte, aber er kam nicht. Wieso hätte er auch? Er musste ja arbeiten. Sie ging durch das Dorf und war auch schon beim Eingang angekommen, da blickte sie zum Dorf zurück und dann zu dem Weg vor ihr, außerhalb von Konoha weg. Eine kleine Erleichterung spürte sie, auch wenn sie gerne mit Kakashi zusammen das Dorf verlassen hätte, aber er hatte ja seine Pflichten und Konoha war nun mal seine Heimat. Aber sie war nicht ihre und Pflichten hatte sie dort nicht.
„Wo gehst du hin?“, fragte jemand hinter ihr.
Kurz hoffte sie auf Kakashi, aber die nervige Stimme erkannte sie sofort und sie drehte sich zu Naruto.
„Ich gehe auf Mission“, log sie.
„Ach so, ich wünsche dir viel Spaß. Komm aber schnell wieder“, sagte er mit einem Lächeln.
„Es wird wohl eine längere Mission.“ Mit einem etwas traurigen Lächeln schaute sie zu ihm und drehte sich dann wieder um.
Aufregung machte sich in ihr breit, als sie die Tore verließ und das Dorf hinter sich gelassen hatte. Die Gedanken an Kakashi drängte sie in den Hintergrund, lieber dachte sie an den ganzen Schmerz, der ihr das Dorf zugefügt hatte. Wie sehr sie darauf brannte, es endlich zu verlassen und nun der Traum wahr wurde. Eine Last fiel ihr damit von den Schultern, wobei sich auch wieder neue auf ihre Schultern setzten. Die Schuldgefühle, Kakashi einfach ohne eine Verabschiedung und Erklärung zurückgelassen zu haben. Kopfschüttelnd verdrängte sie den Gedanken. Wohin es nun gehen sollte, wusste sie nicht. Aber sie wusste, dass es auf jeden Fall außerhalb von Konoha sein würde. Sie erinnerte sich an ein kleines Dorf nördlich des Feuerreiches, wo sie ihre Ausbildung als Shinobi absolvierte. Inzwischen war es bestimmt kein Dorf mehr, sondern eher eine richtige Stadt. Und als sie auf dem Weg dorthin war, sah sie einen großen See. Aus dem Gefühl heraus ging sie dorthin, riss ihre alte Kette von dem Hals und schmiss sie mit voller Wucht weit in den See hinein. Wenn sie schon Kakashi verließ, musste sie sich auch immerhin von diesem alten Erinnerungsstück von Tobirama trennen. Das war sie ihm schuldig.
 
Zwei Wochen waren vergangen, seitdem Kakashi Kasumi an dem Abend in Kusagakure stritten. Nachdem die Gruppe in Konoha angekommen war, hatte er sie seitdem nicht mehr gesehen. Er fand es albern und er wusste auch, dass es Kasumi auch albern fand, nur waren sie beide etwas zu stur. Am Freitagabend, als Kakashi endlich freihatte, machte er sich auf den Weg zu Kasumi. Im Winter, als die beiden einmal gestritten hatte, war sie für ein paar Tage zu Naruto gegangen, um sich dort vor Kakashi zu drücken. Er ging davon aus, dass sie wieder dort hockte und auf ihn wartete. Kurz wollte er auf dem Weg zu ihr Blumen kaufen, tat es jedoch nicht, denn das wäre wohl kitschig gewesen. Zögernd stand er vor Narutos Tür und klingelte. Er rechnete damit, dass sie nicht aufmachen würde. Naruto hatte er zuvor noch beim Nudelsuppe essen gesehen, daher war klar, dass er nicht zuhause war, Kasumi aber wahrscheinlich schon.
„Kasumi?“, sagte er leise. Er ging davon aus, dass sie wieder vor der Tür stand und nur darauf wartete, was er zu sagen hatte.
„Ich hasse es, wenn wir streiten“, sagte er. „Es tut mir leid.“
Es kam keine Reaktion und sie schien auch immer noch sauer auf ihn zu sein, mehr als sich entschuldigen konnte er aber auch nicht tun. Trotzdem wollte er noch kurz warten, vielleicht würde sie ja doch noch die Tür aufmachen.
„Sensei Kakashi!“, rief Naruto ihn von weiter hinten. „Ist Kasumi wieder da?“
Verwundert drehte sich Kakashi zu Naruto.
„Was meinst du?“, fragte er.
„Naja, sie ist ja vor einer Woche auf Mission gegangen und sie meinte, dass es eine längere sein würde.“
Kakashi dachte etwas unruhig nach und sein Puls beschleunigte sich, als er merkte, dass er ihr gar keine Mission gegeben hatte. Kurz wusste er nicht, was er tun sollte.
„Sie ist nicht bei dir?“, fragte er.

Verlorene Uchiha * Kakashi ff *Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt