Kapitel 30

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Verschwitzt lag Kasumi unterm Baum beim Trainingsplatz. Sasuke lag neben ihr und schwitzte genau wie sie. Die Sonne prallten auf den Platz, als die beiden trainierten. Da half nur die Zuflucht unter den schattigen Baum, die sie sofort ergriffen. Angestrengt wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. Das Training ging ungefähr eine halbe Stunde, bis es einfach zu heiß wurde. Die Temperaturen lagen im Sommer um die 30° manchmal, so wie an dem Tag. Noch anstrengender wurde es, als sie schon vom Weiten die Boten von Kakashi sah. Es war offensichtlich, dass sie etwas von ihr wollten. Und es stimmte, der Hokage hatte sie persönlich zu sich bestellt.
„Probieren wir es am Wochenende nochmal“, sagte Kasumi und winkte Sasuke als Verabschiedung zu.
Er nickte und machte sich nicht die Mühe, zu winken. Dafür war es ihm zu warm. Die Boten begleiteten sie auf den ganzen Weg über und sie befürchtete schon etwas Schlimmes, als sie im Büro ankam und Kakashis ernsten Blick sah. Die Boten verließen das Büro und schlossen die Tür hinter sich. Beunruhigt ging sie zu ihm. Er reichte ihr nur wortlos einen Brief.
„Was ist passiert?“, fragte sie.
Er sagte nichts und nickte ihr zu, als sie den Brief öffnen wollte. Vorsichtig, aber auch ungeduldig öffnete sie den Brief und fand nur einen Schlüssel da drin. Ansonsten war der Brief leer. Verwirrt schaute sie ihn an.
„Wofür ist der?“, fragte sie.
„Damit kommst du in deine Wohnung“, sagte Kakashi und lehnte sich in seinen Stuhl.
„Aber ich hab doch schon einen Schlüssel.“
Die Verwirrung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Er musste leicht schmunzeln, was sie aber dieses Mal sah. Sie ließ die Hand mit dem Schlüssel nach unten sinken und ihre Augen weiteten sich ein bisschen.
„Nein, das kannst du nicht…“, fing sie an, doch konnte ihren Satz nicht beenden.
„Wieso nicht? Inzwischen sind schon fast all deine Sachen bei mir“, sagte er.
Er selbst war ein wenig nervös gewesen, da dies keine leichte und vor allem auch keine spontane Entscheidung gewesen war. Es waren nun mehr als zwei Monate vergangen, nachdem Kasumi das erste Mal in seiner Wohnung war und seitdem immer mehr und immer länger dort blieb.
„Wann warst du das letzte Mal in deiner Wohnung?“, fragte er sie.
Sie realisierte das erste Mal, dass sie schon wirklich so gut wie bei Kakashi wohnte.
„Vielleicht vor einer Woche“, gestand sie.
Es wirkte so surreal und abstrakt, offiziell bei ihm zu bleiben. Er gab ihr so viel, wo sie sich nicht mal richtig bei ihm revanchieren oder bedanken konnte. Ob die nun auch ein Paar waren, wusste sie selbst nicht ganz. Sie teilten eine Menge, kuschelten, schliefen miteinander und küssten sich auch. Alles, was man in einer Beziehung machte, machten die beiden. Aber war das nicht so, wie Erwachsene zusammen kommen? Sie kommen einfach zusammen, ohne sich groß vorher zu sagen, dass sie sich liebten und sich dann zum ersten Mal küssten. Sie hörte auf, darüber nachzudenken und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch.
„Siehst du. Also pack deine Sachen, falls du überhaupt noch welche in deiner alten Wohnung hast“, scherzte er.
Schüchtern nickte sie und schaute auf den Schlüssel. Gedankenverloren schlenderte sie zur Tür, bis sie sich nochmal zu ihm drehte.
„Bist du dir sicher?“, fragte sie. „Du musst das nicht tun.“
„Ich weiß, aber ich möchte.“
Sie nickte erneut und ging in ihre alte Wohnung. Vieles gab es dort tatsächlich nicht mehr. Das meiste gab es schon dort, wie beispielsweise Möbel, die sie gar nicht erst mitnehmen wollte und durfte. Das Erbstück von Madara schmiss sie in eine Tüte, wo alles hineinkam, was sie mitnahm. Ein paar Bilder waren ebenfalls dabei, wobei ihr das von Tobirama auffiel. Es fühlte sich falsch an, es in die neue Wohnung mitzunehmen, in der sie mit einem anderen zusammenlebte, aber es fühlte sich auch nicht besser an, es zu verbrennen oder wegzuschmeißen. Sie klebte es einfach hinter ein anderes, um es zu verstecken. Stifte, Tesafilm, eine Schere und Gewürze waren Dinge, die in die Tüte kamen. Viel mehr gab es auch nicht mehr hinzuzufügen.
Bevor sie aber die Wohnung verließ, wischte sie einmal durch. Dabei fand sie eine kleine Dose, die sie zu sich drehte drehte. Auf der anderen Seite der Dose stand „Umzug“ drauf und es erinnerte Kasumi daran, dass sie ja aus Konoha ausziehen wollte. Das Vorhaben fiel ihr total in den Hintergrund. Sie war so mit Missionen beschäftigt, dass sie sogar vergaß, wofür sie überhaupt diese Missionen machte. Aber nicht nur Missionen rückten in ihren Vordergrund, sondern auch Kakashi. Sie riss den Zettel mit dem Wort ab und schmiss ihn weg. Die Spardose behielt sie und würde sehen, was sie damit anstellen würde.
Praktischerweise fiel es ihr überhaupt nicht schwer, ihre Wohnung das letzte Mal zu sehen. Eher war sie froh gewesen, sich nicht mehr in diese kleine Abstellkammer zu quetschen und dafür in eine große Wohnung mit Kakashi zu ziehen, wo sie alles hatte, was sie brauchte. Er wollte sie gegen acht Uhr abends abholen und ihr beim Tragen helfen, was aber nicht nötig war, was er auch feststellte, als er vor der einen Tüte stand, die nicht mal ganz voll war.
„Nur eine Tüte?“, fragte er erstaunt.
„Nur eine Tüte.“
Er nahm die Tüte trotzdem und ging mit ihr zu seiner Wohnung, die jetzt beiden gehörte. Also zu deren Wohnung. Auf dem Weg dorthin trafen sie auf Sasuke und Sakura, die ebenfalls auf den Weg zu etwas waren.
„Was habt ihr denn schönes gekauft?“, fragte sie die beiden.
„Das haben wir nicht gekauft, das sind meine Sachen“, sagte Kasumi.
„Und wo bringst du sie hin?“, fragte Sakura.
Während Sasuke schon verstand, was Sache war, musste Sakura erst Sasuke schmunzeln hören, bis sie darauf kam, was gemeint war.
„Oh mein Gott“, sagte sie nur überrascht. „Du ziehst zu ihm“, stellte sie fest.
Kakashi und Kasumi nickten nur gleichzeitig, wobei sie wieder ein bisschen rote Wangen bekam.
„Das müssen wir Naruto erzählen“, sagte sie und zog Sasuke schnell hinter sich her.
Kasumi schaute ihr noch kurz verwirrt hinterher, warum sie da so ein Wirbel drum machte, aber Kakashi legte seinen Arm um ihre Schultern und veranlasste sie so zum Weitergehen.
„Wenn du deine Sachen eingeräumt hast, hast du dann noch etwas vor?“, fragte er.
„Nein, hab ich nicht“, sagte sie und freute sich schon auf seinen Vorschlag, etwas zu unternehmen, aber von ihm kam nichts.
           Erst, als die ganzen Sachen verstaut und die beiden nach draußen gegangen waren, fing er an zu reden: „Wie wäre es durch den Wald?“, schlug er vor.
Kasumi nickte und ging zielstrebig vor. Unter der Maske lächelnd folgte Kakashi ihr.
Es dauerte aber nicht lange, bis die beiden nebeneinander gingen und etwas schwiegen. Kasumi schaute einmal zu Kakashi hinüber, aber das merkte er und schaute zurück. Schnell drehte sie ihren Kopf zur Seite und errötete leicht. Das brachte ihn in Verlegenheit. Sie wollte etwas sagen, doch das plötzliche Abbiegen in eine andere Richtung irritierte sie. Sie beließ es dabei, doch ging ihm hinterher. Ihr nächster Versuch, etwas zu sagen, wurde wieder unterbrochen, denn ihr kam die Gegend äußerst bekannt vor. Links von dem Wald ging ein steiler Hügel hoch, bedeckt von großen Steinen und Bäumen.
„Wohin gehen wir?“, fragte sie Kakashi.
Er sagte nichts zu ihrer Frage und ging weiter. Ein etwas weiter entfernten roter Schrein weckte die Erinnerung an diesen Ort. Die Schreine waren schon mit Moos etwas zugewachsen und teils demoliert, aber man konnte sie noch gut erkennen und drunter hindurchgehen. Kasumi ballte die eine Hand zu einer Faust. Die Erinnerungen quälten wieder ihren Kopf und sie wollte wieder nach Hause.
Als Kakashi dann aber noch in einen Trampelpfad einbog, den Kasumi nur allzu gut kannte, blieb sie zögerlich stehen, ging aber weiter, bevor Kakashi Fragen stellte.
Wie erwartet kamen die beiden an einem See an. Es war schon dunkel. Aber ein Weg führte um den See herum, der wohl dazukam. Früher war das ein einfacher See gewesen, aber in der Zeit war dort ein Steinweg herum gebaut worden– und sogar mit Geländer um den See herum – und viele Papierlaternen hingen an den Bäumen neben dem Weg. Sie erleuchteten den Weg und auch ein kleines Stückchen noch das Wasser. Früher sah man die kleine Insel mit den paar Bäumen nicht, wenn es dunkel wurde, aber auch das hatte sich geändert. Auch dort hingen an den Bäumen Papierlaternen. Alle Laternen hatten einen warmen, gelben, fast hellorangen Stich. So schön hätte sie sich den See nicht mehr ausgemalt, auch wenn er tief ihn ihrer Seele verankert war.
 

Verlorene Uchiha * Kakashi ff *Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt