Kapitel 17

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An einem Samstagsabend gingen viele Feiern und amüsierten sich, aber nicht Kasumi. Sie saß lieber an ihrem Esstisch im Wohnzimmer. Vor ihr lag ihr Block mit Zeichnungen, den sie seit Kurzem benutzte. Schon in ihrer Kindheit hatte sie gerne gezeichnet, aber auch eher für sich und hatte nie gern jemanden gezeigt, was sie alles zeichnen konnte.
Sie schaute auf die Zeichnung und regte sich nicht. Das Ticken der Uhr war im leeren Raum zu hören, ansonsten nur das Plätschern ihrer Tränen auf den Esstisch. Ihr Talent war auch gleichzeitig ein Fluch. Kasumi zeichnete gerne Dinge, die sie traurig machten. Oder Dinge, die sie hätten glücklich machen können. So wie die Familie mit Tobirama.
Angestrengt hielt er einen kleinen Jungen auf seinen Arm, der sich versuchte zu weigern. Kasumi war nicht mit auf dem Bild. Sie fand, sie passte da nicht mit drauf. Es reichte, die beiden auf den Bild zu sehen, sodass sie nicht mehr weiter zeichnen konnte. Leise, manchmal aber auch lauter, schluchzte sie in ihre Hände. Ihre Beine zitterten und ihr Herz schmerzte. Sie fühlte sich wie in einem tiefen, dunklen Loch, aus dem sie nicht mehr kam. In dem Loch waren all ihre schlimmen Erinnerungen, von denen sie kein Entkommen fand. Allein konnte sie es einfach nicht aus dieser ewigen Verdammnis schaffen. Es war einfach nicht fair gewesen. Kasumi hatte keinesfalls Selbstmordgedanken, doch sie hätte sich gewünscht, damals mit Tobirama gestorben zu sein. Sie hasste es, wenn sie weinte. Aber sie sorgte immer dafür, dass sie niemand dabei erwischte. Zumindest dachte sie das, bis es eine Stimme an ihrer Haustür ertönte.
„Würdest du die Tür aufmachen?“, hörte sie es von draußen.
Es war ein kleiner Schock, da sie zum einen nicht damit rechnete, dass jemand zu diesem Zeitpunkt an ihrer Tür war und lauschte, und zum anderen, weil sie nicht wusste, was sie tun sollte. Sie hörte schlagartig auf zu weinen, dachte angestrengt nach und wusste nicht, ob sie rangehen oder einfach so tun sollte, als ob sie nicht da wäre. Es hatte zuvor auch schon geklingelt, doch das hatte sie überhört. Sie wollte in diesem Augenblick auf keinen Fall allein sein, das konnte sie sich sogar eingestehen, doch es war ihr peinlich. Zudem fiel ihr auch keine lebendige Person ein, mit der sie gerne diesen verletzlichen Augenblick geteilt hätte.
Sie war sich nicht sicher, doch sie vermutete Kakashi an der Tür. Ganz genau hatte sie nicht auf die Stimme geachtet, als sie erschrak. Da Kasumi nichts zum Verlieren hatte, klappte sie den Block zu und schritt zur Tür.
„Wieso sollte ich?“, fragte sie noch einer kurzen Stille.
Es herrschte eine Stille, in der sie förmlich merkte, wie ihr Herz gegen die Tür pochte. Sie hatte sogar ein bisschen Angst, dass Kakashi es hören konnte, doch das tat er nicht. Er sagte lange nichts, weshalb sie sich etwas enttäuscht von der Tür abwandte und wieder zurück zum Esstisch kehren wollte.
„Weil du nicht allein sein willst.“
Dieser Satz hielt Kasumi so sehr die Wahrheit vor die Augen, dass sie fast automatisch zur Tür ging und sie langsam öffnete. Es war tatsächlich Kakashi, aber sie schaute ihn nicht an. Sie schaute nur auf seine Füße, da sie immer noch rote Wangen und eine rote Nase vom Weinen hatte. Und das war ihr peinlich. Es war ihr so peinlich, dass sich der Hokage um ihre Probleme kümmerte.
Da er ja eintreten wollte, ging sie zurück ins Wohnzimmer. Er folgte ihr. Ein bisschen überfordert dachte sie nach, was sie nun tun sollte. Sie wollte sich keinesfalls wieder zurück an den Schreibtisch setzen, aber einfach in die Wohnung zu stellen wäre auch seltsam geworden. Sie hielt ein paar Meter Abstand von ihm, als er sich in der Wohnung umschaute. Ihre Wohnung wirkte auch sehr klein. Kein Wunder, wenn sie sich eingeengt fühlen würde. 25qm waren nun nicht wenig, aber wenn jemand aus einer 170qm Wohnung in so eine kommt, merkt man rapide den Unterschied. Kurz dachte er daran, dass er noch genug Platz für eine zweite Person bei sich hatte, aber dafür war es viel zu früh und vielleicht würde sie auch eher zu Sasuke passen. Es war einfach generell noch viel zu früh, um sich über so etwas Gedanken zu machen. Kasumi war erst ein paar Wochen in Konoha und wirkte von außen sehr anstrengend. Aber in solchen Situationen erblickte er eine verletzliche Person, die sich nur zu ihren eigenen Schutz stark stellte.
Auch traute sie sich nicht, ihn anzuschauen. Sie schaute nur errötet auf den Boden. Wie froh Kakashi war, dass sie ihm die Tür öffnete, hätte sie sich nicht vorstellen können. Scheinbar wollte sie sich ja doch helfen lassen und wenn sie ihn schon hereinlässt, würde er nicht nein sagen.
„Es sieht hier echt leer aus“, sagte er und schaute sich in ihrer langweiligen, von Dekoration befreiter Wohnung um. Es standen nur nötige Möbel herum, aber keine Bilder, Blumen etc.
„Ich weiß“, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
„Dann müssen wir das mal ändern“, sagte er.
Das 'wir' in dem Satz gefiel ihr nicht. Es war ihre Sache, doch bei diesem Gedanke merkte sie wieder, wie stur und verschlossen sie gegenüber anderen war, die ihr einfach nur helfen wollten.
Kasumi hätte vielleicht auch ein bisschen dekoriert, doch sie hatte nicht mal dafür Geld, von daher war die Sache abgehakt.
Zu seiner Aussage nickte sie einfach nur, was Kakashi etwas überraschte. Sie stimmte bei einer Sache zu und das auch noch ohne zu Nörgeln. Sie machte Fortschritte.
„Und was willst du jetzt hier?“, fragte sie.
Kasumi drehte sich um, aber Kakashi hörte sie von draußen weinen, deshalb war es keine Überraschung, sie so errötet zu sehen. Er sagte nichts.
„Glaubst du, nur weil du mich so siehst, werde ich mit dir reden?“
„Ich hatte nicht vor, mit dir zu reden, da du das sowieso nie tust“, sagte er kalt. „Von daher mach ich mir jetzt nicht diese unnötige Mühe.“
Dann war es ihr tatsächlich unangenehm, den Satz gesagt zu haben. Unbewusst lief sie rot an und schaute beschämt zur Seite.
„Ich wollte einfach mit dir ausgehen.“

Verlorene Uchiha * Kakashi ff *Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt