»ALSO MACHEN SIE IHRE DROHUNGEN WAHR«

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~ 25. Februar 2018 ~

LIEBES TAGEBUCH,

dass ich meine Vampirfreunde bereits am Morgen nach der großen Aussprache wiedersehen würde, hätte ich nicht gedacht. Aber so war es und mein gemütlicher Sonntag war ruiniert, noch bevor er angefangen hatte.

Um kurz vor 7 Uhr klingelte mein Handy und Stefan meldete sich ganz aufgeregt am anderen Ende der Leitung. Im selben Moment hörte ich bereits die Sirenen von Krankenwagen, Feuerwehr und Polizei in Richtung Seniorenheim fahren. Offenbar war dort irgendetwas Schlimmes passiert.

»Es brennt im Seniorenheim? Sag jetzt nicht, dass das irgendwie mit Vampiren im Zusammenhang steht?«, fragte ich vorsichtig nach.

»Damon und ich helfen gerade, wo wir können. Die Leute sagen, dass es ein Brandanschlag aus dem Untergrund sein könnte. Ich finde, das hört sich sehr nach diesem Walther an, von dem ihr gestern erzählt habt«, berichtete Stefan nervös.

Dem musste ich leider zustimmen und machte mich sofort auf den Weg. Doch meine Schwester stellte sich mit ernstem Gesichtsausdruck vor mich und hinderte mich an einem schnellen Davonkommen.

»Es ist Sonntag und nicht mal 7 Uhr«, erklärte sie mir streng. »Wo willst du denn so plötzlich wieder hin? Erst warst du die letzten Abende ständig unterwegs, ohne zu sagen, wo und mit wem, und jetzt willst du schon wieder fort. Wann sagst du mir endlich, was du für Geheimnisse hast? Wir haben uns doch früher immer alles erzählt.«

»Verdammt, ja! Du hast recht, Luisa. Ich habe Geheimnisse vor dir und glaube mir, dass mir das kein Vergnügen bereitet. Aber ich kann es dir noch nicht sagen. Vertrau mir einfach.« Ich reagierte forscher, als ich es beabsichtigt hatte.

Aber so langsam lagen bei mir die Nerven blank. Und wieder bat ich jemandem, mir zu vertrauen, der mir wichtig war. Ich hoffte, ich konnte all diesen Leuten gerecht werden. Worauf sollten sie eigentlich vertrauen? Auf das ich die richtigen Entscheidungen traf? Dass ich das alles überleben würde? Das Eichenstedt überlebte? Im Moment konnte ich daran keine Gedanken verschwenden und eilte los, ohne weiter auf meine Schwester zu achten.

Am Seniorenheim angekommen erwartete mich riesige Aufregung. Leute liefen kreuz und quer. Bewohner, Ärzte, Pfleger, Feuerwehrleute und Polizisten. Es war wie in einem Katastrophenfilm.

Aus dem Haupteingang des Gebäudes drang Rauch. Es waren sehr unschöne Bilder. Viele der Bewohner waren bettlägerig oder saßen im Rollstuhl. Eine Menge alter Leute weinten vor Angst. Dann entdeckte ich Damon, der mit einer älteren Dame unterm Arm aus dem Gebäude hastete.

»Was zur Hölle ist hier passiert?«, fragte ich ihn, als er an mir vorbeilief.

»Der Brand kommt vermutlich aus der Kanalisation und hat sich über die Schächte im gesamten Seniorenheim ausgebreitet«, erklärte Damon, als er die ältere Dame einem Sanitäter übergab. »Stefan ist bereits herabgestiegen und schaut sich da unten mal um. Bete für ihn, dass er sich seine Heldenfrisur nicht ruiniert.« Damon hatte seinen seltsamen Sinn für Humor also noch nicht verloren.

Jedoch verging ihm dieser, kurze Zeit später, als er irgendetwas oder jemanden sah. Ehe ich realisierte, welche Laus ihm über die Leber gelaufen war, verschwand Damon wortlos im Gebäude. Dann sah ich, dass diese Laus Klaus war.

»Klaus, wie kommst du denn auf einmal hier her?«, fragte ich den Urhybriden und ertappte mich dabei, ihn nach Spuren von Ruß abzusuchen.

»Ich habe gesehen, wie haufenweise Feuerwehren in diese Richtung gefahren sind, und wollte mal nach dem Rechten sehen, wenn es keine Umstände macht«, antwortete er grinsend.

»Ich schätze, hier wird jede Hilfe gebraucht. Es sind noch Leute im Heim. Der Brand soll in der Kanalisation ausgebrochen sein. Stefan und Damon vermuten, dass Walther dahinter steckt«, klärte ich Klaus über die Situation auf.

»Das wäre ihm zuzutrauen«, sagte dieser und verschwand dann ebenfalls ins Gebäude.

Ich folgte ihm. Wenn ich schon mal Vorort war, wollte ich mich wenigstens nützlich machen.

»Können Vampire eine Rauchvergiftung kriegen?«, fragte ich vom Rauch hustend.

»Kurzzeitig. Aber wir erholen uns im Gegensatz zu all diesen Menschen hier schnell wieder. Wie bei allen anderen Verletzungen.« Klaus verschwand in einem der Gänge.

Ich hörte mit einem Mal ein leises Wimmern und Husten aus einem der Zimmer. Ohne mit der Wimper zu zucken, trat ich die Tür auf und fand einen älteren Herrn im Rollstuhl vor. Er schien erst vor Kurzem am Bein operiert worden zu sein. Er erzählte mir mit heiserer Stimme, dass er Angst bekommen hatte, als urplötzlich der Alarm losging und die ganze Hektik ausbrach. Er habe sich daraufhin in der Toilette versteckt. Deswegen hatten ihn die Pfleger nicht gefunden.

»Das dürfen Sie doch nicht machen! So konnte man Sie hier nicht rechtzeitig rausbringen und der Rauch breitet sich immer weiter aus«, sagte ich besorgt und begann ihn nach draußen zu schieben.

Dort kümmerten sich sofort ein paar Rettungssanitäter um den Mann.

Im Anschluss daran kam Stefan auf mich zu, der gerade aus der Kanalisation gekrochen war und leider auch danach roch. Aber zumindest hatte die Frisur gehalten.

»Hast du außer Gestank noch etwas gefunden?«, fragte ich ihn und hielt mir die Nase zu.

Er sagte, dass die Feuerwehr den Brand löschen konnte. »Das Feuer wurde so gelegt, dass sich der Rauch im gesamten Seniorenheim ausbreiten konnte. Das kann nur ein gezielter Anschlag gewesen sein. Und noch etwas deutet auf Walther hin. Unweit der Brandstelle lagen leere Blutbeutel. In jedem Fall waren Vampire dort unten.«

»Also machen sie ihre Drohungen wahr«, dachte ich laut.

Kurze Zeit später tauchten Klaus und Damon aus dem Heim auf, mit weiteren geretteten Bewohnern im Arm. Darüber waren nicht nur Stefan und Damon überrascht. Auch ich hätte nicht unbedingt damit gerechnet, dass der Herr Urhybrid sich dazu herablässt, niedere sterbliche Menschen zu retten. Es geschehen also doch noch Zeichen und Wunder.

»Klaus will uns dabei helfen, diese Plagegeister loszuwerden«, beteuerte ich abermals.

Doch Stefan schüttelte den Kopf. »Seinetwegen sind diese Vampire doch erst hier hergekommen. Aber rede dir nur weiterhin etwas anderes ein, Maria. Auch du wirst irgendwann sehen, dass die Mikaelsons nur an sich denken. Nichts an ihm kennt so etwas wie Mitgefühl. Klaus will uns nur etwas vormachen.«

Allerdings verschwand Klaus bereits kurz, nachdem bekannt wurde, dass alle Menschen in Sicherheit waren. Wenn es seine Absicht gewesen wäre, sich in der Stadt einzuschleimen, wäre er geblieben und hätte sich stolz vor die eintreffenden Pressevertreter postiert, um sich als Held feiern zu lassen. Aber dann würden Walther und Co. das vielleicht für ihre Zwecke nutzen.

Walther ist der Feind.

Ich konnte nur hoffen, dass Stefan und Damon das irgendwann verstehen werden. Aber auch sie gingen, nachdem sich die Lage beruhigt hatte, und wir hatten keine Gelegenheit mehr, weiter über diese Sache und unser Verhältnis zueinander zu reden.

Da stand ich nun. Ganz allein umgeben von verletzten und weinenden Menschen und blinkenden Blaulichtern.

Ein Schlachtfeld.

Der Krieg der Vampire hatte begonnen.

✅ Once in a Blue Moon - Marias übernatürliche Tagebücher // (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt