»SIE WAR ES, DIE UNS DIESE BILLIGEN RINGE ANGEDREHT HAT!«

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~ 01. April 2018 ~


LIEBES TAGEBUCH,


die restliche Nacht machten Luisa und ich kein Auge zu. Wir redeten noch sehr lange über all das, was in den letzten Stunden passiert war. Wir hofften, dass das Schlimmste nun vorbei sei, aber ich ahnte, dass das Abenteuer erst jetzt richtig beginnen würde. Bereits am Morgen schienen sich meine Befürchtungen zu bestätigen.

Zunächst bekam ich einen Anruf von Freya.

»Freya, schön dich zu hören! Wie geht es dir? Hast du dich gut erholt von den ganzen Strapazen?«, fragte ich sie.

»Danke, Maria. Mir geht es wieder gut. Aber viel wichtiger ist doch, dass du am Leben bist. Wieso hast du uns niemals gesagt, dass du eine Zwillingsschwester hast? Ich hätte ihr Blut längst untersuchen sollen«, antwortete Freya und klang ein wenig enttäuscht, um nicht zu sagen angepisst, dass ich ihr diese wichtige Information verheimlicht habe.

»Eben genau darum. Damit meine Schwester nicht untersucht oder sonst wie in die Sache hineingezogen wird. Ich wollte Luisa so lange wie möglich aus dem Ganzen heraushalten. Ich hoffe, du verstehst das.«

Freya sagte nichts und ich konnte nur raten, ob sie am anderen Ende der Leitung den Kopf schüttelte oder zustimmend nickte.

»Und was ist bei euch so los?«, fragte ich sie, als ich im Hintergrund rege Diskussionen hörte.

»Nun ja. Hier haben sich gerade gefühlt alle Werwölfe versammelt, die den Fluch noch nicht ausgelöst haben und nicht mit Edith und Walther verschwunden sind. Sie verlangen zu wissen, wo ihre Freunde sind«, berichtete Freya.

»Also sind die Wölfe nach ihrer Verwandlung nicht zurückgekehrt?«, fragte ich und meinte, die Antwort bereits zu kennen.

»Nein. Offenbar sind unsere Befürchtungen, dass sie unter Ediths Bann stehen, wahr. Klaus hat große Not, die wütende Horde in Zaum zu halten. Sie sind uns nicht gerade freundlich gesinnt und werfen uns vor, Schuld am Verschwinden ihrer Freunde zu sein. Sie sprechen von Verrat«, erzählte Freya weiter.

»Ich schätzte, ich sollte mal vorbeikommen, um Klaus ein wenig unter die Arme zu greifen«, schlug ich schließlich vor und legte auf.

Luisa stand hinter mir und sah nicht besonders begeistert aus, als sie meinen Plan für den heutigen Ostersonntag hörte.

»Ruft die Pflicht?«, fragte sie traurig.

»Es tut mir leid. In der Villa sind die Wölfe los. Ich habe ihnen damals versprochen, sie nicht zu enttäuschen. Aber genau das denken sie jetzt von mir. Ich muss sie wieder vom Gegenteil überzeugen und ich habe Angst, dass wenn Klaus dies versucht, es alles nur noch schlimmer wird.« Ich umarmte meine Schwester und versprach ihr, so schnell wie möglich wieder nach Hause zu kommen. »Jetzt kann mir auch nichts mehr passieren. Also keine Sorge, Luisa. Bis bald!«, sagte ich und flitzte los.

Es war das erste Mal, dass ich mich auf meine neue Identität konzentrieren konnte. Alles um mich herum fühlte sich nun noch intensiver an als zuvor. Alles war um ein weiteres Mal verstärkt worden. Ich war noch schneller und ich fühlte eine unendliche Kraft in mir. Es war überwältigend. Dann sah ich den Tageslichtring an meinem Finger und dachte daran, dass ich den als Hybridin eigentlich nicht mehr brauchte. Ich stellte mich also in den Schatten und nahm den Ring vorsichtig ab. Dann streckte ich langsam meine Hand ins Sonnenlicht. Nichts passierte. Als ich mich komplett der Sonne aussetzte und nicht in Flammen aufging, wusste ich, die Verwandlung hat vollständig funktioniert. Gleichzeitig gab es nun eine Sache weniger, die mir das Leben kosten konnte. Mal ganz abgesehen davon, dass ich mich ab sofort nie wieder kränklich fühlen würde. Ich fühlte mich gesund und stark. Nahezu unbesiegbar und wahrhaftig unsterblich.

✅ Once in a Blue Moon - Marias übernatürliche Tagebücher // (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt