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Wie paralysiert erstarrte ich. Ein kalter Schauer kroch meine Wirbelsäule entlang. Im Dunkeln betrachtete ich das Gesicht meines Freundes, das zur Hälfte Schatten lag, da es nur von einer Seite beleuchtet wurde. Seine Augen waren schwarz wie die finsterste Nacht.

"Quil...? Davon habe ich dir nie erzählt.", flüsterte ich mit dünner, brüchiger Stimme.

Ich hatte zu niemandem ein Wort über den Wolf verloren und ich war mir sicher damals im Wald alleine gewesen zu sein.

~°~

Für einen Moment befürchtete ich wieder in einem meiner Albträume festzustecken, weswegen ich auch zusammenzuckte als Quil nach meiner Hand griff. Sie war warm. Das hatte etwas tröstliches an sich. Eine Wärmequelle in der Kälte. Ich konnte seine Hand spüren was mir die Sicherheit gab wach zu sein. Doch wenn diese Begegnung nicht in meinem Kopf stattfand, woher konnte Quil dann von etwas wissen wovon nur ich Kenntnis hatte? Sein Kopf fuhr herum. Er lauschte, als könnten seine Ohren etwas hören wozu meine nicht in der Lage waren. Seufzend wandte er seinen Blick vom Wald ab. Traurig sah er mich an.

"Ich muss jetzt gehen. Erzähl besser niemandem, dass ich hier war! Ich werde auch mein Bestes geben es für mich zu behalten."

"Was? Nein! Nein, du kannst doch jetzt nicht gehen! Ich-", hektisch zog ich die Luft in meine Lungen. "Ich weiß nicht was du mir zu sagen versuchst. Ich verstehe es nicht, Quil!", jammerte ich verzweifelt.

Er drückte meine Hand, während er von innen auf seine Lippe biss. Seine dunklen Augen funkelten verräterisch. Schließlich zog er mich an seine Brust. Ohne nachzudenken schlang ich meine Arme um seine Taile. Sein Körper war so unglaublich warm. Ich wollte nicht, dass er ging. In seiner Umarmung fühlte ich mich unglaublich sicher und geboren, als könnte mir niemand etwas antun. Quil hatte diese Wirkung auf Menschen. Auch als die Gedanken der vergangenen Tage auf mich einstützten vertrieb die schützende Wärme den Schmerz, der drohte sich in mir breitzumachen. Ich krallte meine Finger in den dünnen Stoff meines Shirts.

"Als du-... Als du nicht zu unserem Treffen gekommen bist, als du dich nicht mehr gemeldet hast... Ich dachte du hättest mich auch verlassen.", wimmerte ich, als ich letztlich der Angst nachgab. Ich konnte sie zulassen, da ich wusste mir würde nichts passieren.

Quil drückte mir zaghaft einen Kuss auf den Scheitel.

"Niemals."

Eine Weile noch ließ er zu, dass ich mich an ihn klammerte, doch dann schob er mich mit sanfter Gewalt von sich. Seine Hände lagen auf meinen Schultern, während er mich eindringlich ansah.

"Ich muss wirklich los, Adi.", sagte er bedauernd. "Du weißt alles was du wissen musst. Ich weiß wie schlau du bist! Du wirst es herausfinden und dann holen wir unser Essen im Diner nach, fahren Motorrad, du kannst mit Embry surfen gehen und wir hängen in Jakes Werkstatt ab."

Mein Magen zog sich zusammen beim Klang ihrer Namen. Das ominöse Geheimnis erfasste sie alle.

"Aber... es kann nie wieder sein wie vorher.", stellte ich fest.

"Vielleicht nicht ganz, doch das ändert nichts an unserer Freundschaft. Du bist uns allen wichtig, Adi. Du ahnst gar nicht wie sehr."

Erneut ein eiliger Blick über die Schulter. Quil ließ seine Arme sinken. Er entfernte sich rückwärtsgehend von mir. Seine Wärme verschwand. Die Kälte traf mich wie ein Schlag. Ich presste die Lippen aufeinander, um mich daran zu hindern ihn zum Bleiben zu überreden. Er schenkte mir ein letztes, trauriges Lächeln, ehe er sich abwandt. Bevor er in den Wald lief fiel mir auf wie unter dem hochgerutschten Ärmel seines T-Shirts das Selbe Tattoo aufblitzte, das auch auf den Armen der anderen Mitglieder von Sams Leuten prankte. Ich versuchte es mir einzuprägen. Vielleicht spielte es eine Rolle in dem großen Mysterium, welches es zu lüften galt.

Twilight - Bis(s) zur DichotomieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt