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Twilight

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Ich saß auf dem staubigen Boden vor unserem Haus, während Phil unsere letzten Koffer ins Auto trug. Die unerbitterlich heißen Strahlen der Sonne Arizonas strahlten auf mich hinab und ich schloss ein letztes Mal genießerisch die Augen. Tief inhalierte ich die trockene Luft, welche nach Staub und Sonnenschein duftete ein. Phoenix würde mir fehlen. Ich würde die Sonne vermissen und die Hitze. Ich würde mein Zuhause vermissen, meine Mom, Phil, einfach alles. Auch wenn ich mich freute Dad wieder zu sehen, ans Meer fahren zu können wann immer ich wollte und im dichten Mischwald spazieren zu gehen, mehr zu sehen, als staubigen Untergrund und Kakteen, machte ich mir nichts vor. Mein Herz hing hier und das würde es weiterhin tun. Konnte man an zwei Orten Zuhause sein?
Schweren Herzens rappelte ich mich auf. Ich klopfte mir den Staub von meinem sonnengelben Kleid, um mich von Mom zu verabschieden. Nacheinander nahmen meine Schwester und ich sie noch ein letztes Mal vor dem Abschied fest in den Arm.

~○~

Meine Stirn lehnte an der Scheibe der Rückbank von Dads Wagen. Bella saß vor mir auf dem Beifahrersitz. Ich war lediglich elf Monate jünger, jedoch zog ich wie in so vielen Dingen gegen sie den Kürzeren. Die Ältere hatte die Privilegien, so war das nun einmal. Verträumt sah ich zu wie die Welt an uns vorbeizog, während einzelne Regentropfen sich auf der Scheibe ein Wettrennen lieferten. Mit meinem Finger zog ich die Linien nach.
Hier sah alles so anders aus. Es war Ewigkeiten her seit wir das letzte Mal zu Besuch gewesen waren und doch erinnerte ich mich an jeden Winkel. Lediglich die Kälte störte mich. Trotz der Heizung des Wagens war mir kalt, darum zog ich den dunkelgrünen Pullover, welchen ich mir im Flugzeug übergezogen hatte, enger um meinen Körper. Eine Gänsehaut hatte sich auf meinen Armen ausgebreitet. Ich hatte die Temperaturen definitiv unterschätzt. Ich dachte zurück an Phoenix, wo ich noch heute Morgen in meinem Zimmer aufgewacht war. Ob Dad es mir erlauben würde mein Zimmer in seinem Haus so einzurichten, wie ich es wollte? Ich würde mir Farbe wünschen. Vielleicht ein warmes Orange, ein Gelb, oder ein kräftiges Türkisblau. Irgendetwas fröhliches.

Die Fahrt vom Flughafen zu unserem neuen Zuhause kam mir unglaublich lang vor. Es herrschte eine unangenehme Stille im Innenraum des Wagens. Konversationen waren weder die Stärke meines Vaters, noch die meiner älteren Schwester. Das leise Dudeln von Radiomusik war das einzige Geräusch, welches die Stille durchbrach. Meine Finger spielten ohne Unterlass an meinem Lederarmband herum, welches ich zu meinem 14. Geburtstag von meiner Mom bekommen hatte. Ich liebte dieses Armband. Seit über zwei Jahren trug ich es fast jeden Tag. Bella fand es albern und meinte immer wieder ich solle dieses abgeranzte Ding endlich ablegen. Vermutlich war ich einfach viel sentimentaler als sie. Mein 14. Geburtstag war einer meiner schönsten. Dad hatte sich für drei Tage frei genommen, um mich in Phoenix zu überraschen. Wir hatten alle gemeinsam in unserem kleinen Garten, der lediglich mit dürren Gras bepflanzt war, gepicknickt. Es war wundervoll.

Dad fuhr mit dem Auto die Einfahrt hinauf. Als er den Motor abstellte versuchte ich die Autotür zu öffnen, doch sie klemmte. Charlie musste von außen daran ziehen, um mich von der Rückbank zu befreien. Dankbar endlich am Ziel dieser stundenlangen Reise angekommen zu sein sprang ich aus dem Auto auf den regennassen Asphalt. Der eisige Wind umspielte meinen Körper und spielte mit meinen braunen Haaren. Eilig nahm ich meine Taschen aus dem Kofferraum, um endlich im beheizten Haus verschwinden zu können. Da ich nicht warten wollte bis Bella und unser Vater mir folgten rannte ich auf die Veranda vor. Mit einem Schmunzeln durfte ich feststellen, dass der Ersatzschlüssel nach all den Jahren noch in der rechten Verandalaterne deponiert war. Ich schloss die Haustür auf. Kaum das ich über die Schwelle trat wurde ich von Erinnerungen überrollt. Natürlich hatte sich das ein, oder andere verändert, allerdings war es immernoch das Haus in dem ich fast jeden Sommer, seit der Trennung meiner Eltern verbracht hatte. Forks war mein Feriendomizil, mein Zufluchtsort vor der gleißenden Sonne.
Ich blieb einige Schritte hinter dem Eingang stehen. Meine Taschen stellte ich an den Rand, sodass niemand über sie fallen würde. Wie von selbst trugen mich meine Beine die Treppen hinauf zu meinem alten Zimmer. Zaghaft stieß ich die Zimmertür auf. Erstaunt blickte ich mich um. Charlie hatte nichts verändert. Alles hier, jedes Kissen, jeder Stift auf dem Schreibtisch lag noch genauso wie ich es nach meinem letzten Sommer zurückgelassen hatte. Wenn mein Vater auch offensichtlich immer wieder gelüftet und Staub gewischt hatte. Drei der Wände waren weiß, eine war von einem hellen Zitronengelb. An den Wänden hingen Poster, sowie Fotos von mir, meiner Familie und meinen Freunden. Es war nicht mehr ganz mein Stil. Ich fühlte mich in alte Zeiten zurückversetzt.

Ich bemerkte nicht, dass mein Vater im Türrahmen stand, bis er sich räusperte. Erschrocken fuhr ich herum, als ich sah, dass er es war lächelte ich ihn an.

"Du hast hier nichts verändert.", stellte ich fest.

Er kratzte sich am Hinterkopf, während er am Türrahmen lehnte.

"Ja...", er räusperte sich. "Deine... deine Mom meinte du würdest es vermutlich selbst einrichten wollen. Ich dachte mir... wir zwei könnten am Wochenende zusammen in die Stadt fahren und... naja, du weißt schon... shoppen gehen. Wir besorgen alles was du brauchst und... Wenn Bella möchte könnte sie auch mitkommen. Ein kleiner Familienausflug, was sagst du dazu?"

"Klingt toll, Daddy! Vielen Dank!", ich gab ihn einen Kuss auf die Wange.

Mit einem kurzen Lächeln verabschiedete er sich und ließ mich in meinem Zimmer alleine.

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Ich schreibe dieses kleine Nachwort gerade nachdem ich Kapitel 49 veröffentlicht habe: Glaubt mir, die Kapitel werden länger und (ich hoffe es zumindest) auch spannender 😂

Es freut mich sehr, dass ihr mit dieser Fanfiction angefangen habt. Hoffentlich bleibt ihr dran und beginnt mitzufiebern.

Alles Liebe meine lieben Leser

Twilight - Bis(s) zur DichotomieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt