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1:37Uhr zeigte die Uhr auf dem Nachttisch an. Müde rollte ich mich auf die Seite. Wir waren bereits vor etwas über einer Stunde ins Bett gegangen, doch ich konnte keinen Schlaf finden. Die Gedanken kreisten in meinem Kopf und hielten mich wach. Ich spürte wieder die Tränen hinter meinen Augen brennen und die aufsteigende Übelkeit. Tiffany war nach Hause gekommen, als wir gerade dabei waren das Gästebett für Quil in Embrys Zimmer aufzubauen. Eigentlich war es nur eine Matratze auf dem Boden, die wir vom Dachboden runtergeholt und bezogen hatten. Während die Beiden nebenan schliefen hatten sie mir das Gästezimmer überlassen. Schon dutzende Male hatte ich mich herumgewälzt und die Position gewechselt, doch nichts half damit ich endlich ins Reich der Träume abglitt. Ich kam nicht gegen das elendige Gefühl an eine eisge Hand würde meine Eingeweide verknoten und mein Herz zerquetschen. Anstatt besser zu werden kam es mir vor, als würde sich dieser Zustand mit jeder Umdrehung des tickenden Minutenzeigers verschlechtern. Zwischenzeitlich hatte ich tatsächlich gedacht mich übergeben zu müssen, doch als ich zur Toilette gerannt war hatte ich lediglich keuchend über der Kloschüssel gehangen, ohne etwas anderes als Galle herauszubekommen. Wie war es möglich, dass es mir so schlecht ging? Wirkten sich meine Emotionen dermaßen intensiv auf meinen Körper aus? Das war nicht fair! Ich hatte doch schon beschlossen das Richtige zu tun. Ich sagte mir immer wieder, dass ich Jake loslassen würde. Nur Freunde. Das waren wir doch bisher auch. Wieso konnte mein Verstand diese Entscheidung nicht auch dem Rest von mir verständlich machen?

Gerade als die erste Träne sich löste und auf das, nach blumigen Wachmittel duftende, Kopfkissen tropfte klopfte es zaghaft an der Tür. Erschrocken wischte ich mir die Nässe von den Wangen. In Windeseile setzte ich mich auf. Hatte ich mir das Geräusch eingebildet? Da ich die Schalusien runtergelassen hatte war es im Raum stockduster. Ich meinte mit zusammengekniffenen Augen zu erkennen wie die Klinke heruntergedrückt wurde. Das knarrende Geräusch der sich öffnenden Tür gab mir recht. Mit rasendem Herzen beugte ich mich zum Nachttisch herüber und tastete mit zitternden Fingern nach dem Lichtschalter der kleinen Lampe.

Als das warme Lichtkegel das Zimmer erleuchtete konnte ich endlich den dunklen Schatten ausmachen, der sich durch den schmalen Türspalt geschoben hatte. Erleichtert atmete ich aus. Die Spannung verschwand augenblicklich aus meinem Körper.

"Ich wollte dich nicht wecken... ", flüsterte Embry.

Mit einer Hand fuhr ich mir durch die wirren Haare.

"Hast du nicht. Alles gut. Ich habe noch nicht geschlafen."

Ein besorgter Ausdruck trat auf sein Gesicht. Er griff nach dem Kissen, welches er sich unter den Arm geklemmt hatte, drehte sich kurz um um die Tür hinter sich leise zu schließen und setzte sich zu mir.

"Alles gut? Wieso konntest du nicht schlafen?"

Seine rostbraune, glatte Stirn legte sich in Falten. Das Licht der kleinen Lampe verfing sich in seinen sonst schokoladebraunen Augen, die jedoch in Moment ausahen, als seien sie aus schwarzem Obsidian und ließen sie funkeln. Dieser Anblick hatte etwas faszinierendes an sich. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass meine Augen im Halbdunkeln so schön und mysteriös aussahen. Seine hatten etwas von er einem sternenbesticktem Nachthimmel.

Er sprach leise und ruhig. Wie konnte er ruhig sein, wo meine Gedanken mir unheimlich laut erschienen? Unbehaglich zupfte ich am T-Shirt herum, welches ich zum Schlafen angezogen hatte. Der Pullover wäre mir zu warm gewesen, weswegen ich beschlossen hatte mir lieber das T-Shirt, welches Embry mir auch noch angeboten hatte, anzuziehen. Zudem hatte ich mir eine alte Schlafanzughose geliehen. Ein wenig seltsam kam ich mir schon dabei vor mir gefühlt die Hälfte seiner Garderobe zu schnorren, doch er hatte es mir angeboten.

Twilight - Bis(s) zur DichotomieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt