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Ich hatte Recht gehabt. Ich kam nicht damit klar, dass Embry mich abgewiesen UND siebzehn Tage lang gewissentlich ignoriert hatte. Er war nach draußen gerannt, nachdem er sich zum letzten Mal entschuldigt hatte. Er hatte mich in mitten dieser praktisch Fremden zurückgelassen. Wohin er gegangen war wusste ich nicht. Emily hatte bemerkt wie sehr mich dieses Streitgespräch mitgenommen hatte und mir angeboten bei ihnen zu bleiben, doch ich wollte nur noch weg. Ich krakselte den Weg zurück zum Strand, den ich gekommen war. Meine Schuhe waren mittlerweile mehr braun als weiß. Als ich am Strand ankam blieb ich für eine Weile stehen und starrte auf das Meer hinaus. Heute war es relativ ruhig. Nur kleine Wellen wölbten sich auf seiner Oberfläche. Die kalte Luft kühlte meine erhitzten Wangen. Ich vergrub meine Hände in den Jackentaschen. Mir war schlecht. Emotionale Aufregung schlug mir immer auf den Magen. Zwischenzeitlich überlegte ich zurück zu gehen, allerdings entschied ich mich dagegen. Embry war nicht mehr bei Sam. Was für einen Sinn hätte es ihn zu belagern?
Wollte Embry mich wirklich nicht sehen? Hatte ich etwas falsch gemacht? Aber wann sollte das passiert sein? Seit Wochen hatte ich unsere letzte Begegnung in meinem Kopf Revue passieren lassen, doch ich wurde nicht schlau daraus. Er war vorbeigekommen, hatte mir Sachen von sich geschenkt, hatte sich nicht gut gefühlt und war gegangen. Was übersah ich? Was war passiert von dem ich nichts wusste?

Nachdem ich bei meiner Grübellei nicht weiter kam rief ich sowohl Quil, als auch Jake an und bestellte sie zum Strand. Eine knappe Viertelstunde später kamen sie nur minimal zeitversetzt nacheinander an. Quil war als Erster da. Kein Wunder, sein Haus lag näher am Strand. Dennoch wartete ich mit dem Breathing bis Jake zu uns stieß. Quil bemerkte wie aufgewühlt ich war. Aufgrunddessen vermutete ich, dass ich meine Emotionen schlechter verbergen konnte als gedacht, da er für gewöhnlich kein Gespür für solche Sachen hatte. Embry hingegen schon.
...
Ich wollte ihn nicht verlieren. Mit wem sollte ich sonst über alles mögliche reden? Mit wem sollte ich im Frühjahr und im Sommer surfen gehen? Wessen Aufsätze sollte ich Probe lesen? Wem sollte ich sonst die Rosinen aus der Nussmischung wegessen, da er sie nicht leiden konnte? Über wessen schlechte Witze sollte ich lächelnd die Augenverdrehen? Gegen wen sollte ich alberne Wetten verlieren wie bei dem Mal, als wir gewettet hatten wer mehr Marshmellows in seinen Mund stopfen konnte und ich am Ende acht Marshmellows hinter Embry lag?
Was auch immer es war das zwischen uns stand ich musste es herausfinden. Wenn ich es täte würde ich unsere Beziehung vielleicht wieder ins Reine bringen können.
Jake kam schnaufend aus dem Wald gejoggt. War er die ganze Strecke gelaufen? Hätte ich das versucht wäre ich vermutlich auf dem Weg kollabiert. Ging Jacob regelmäßig joggen? Wann hatte er damit angefangen? Zuvor hatte er ganz sicher nicht so viel Kondition gehabt. Die Jungs trainierten wohl tatsächlich hinter meinem Rücken. Kaum, dass er bei uns angekommen war normalisierte sich seine Atmung bereits wieder.

"Du hast mit Embry gesprochen?", war das Erste was er sagte.

Eine Mischung aus Sorge und Neugierde spiegelte sich auf seinem Gesicht. Ich musste schlucken. Seine Haare waren in einem unordentlichen Zopf in seinem Nacken zusammengebunden. Ich erinnerte mich an dem Tag an dem ich seinetwegen am Strand geweint hatte und Embry gekommen war. Er hatte mich getröstet, oder mir viel mehr das Gefühl gegeben nicht allein zu sein. Dieser Tag war erst vor wenigen Wochen gewesen. Damals hatte ich gedacht, dass Embry Jake in gewisser Weise ähnlich sah. Jetzt war es wieder so, nur das dieses Mal Jake derjenige war, der Embry ähnlich sah.

"Wie hast du ihn überhaupt erwischt? Er war doch nie Zuhause.", harkte Quil nach.

"Ich war bei Sam.", ich verschränkte die Arme vor der Brust.

Twilight - Bis(s) zur DichotomieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt