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Ich löste mich von ihm und fuhr mit meinen Händen über meine Augen. Schniefend unternahm ich einen Versuch durch die Nase zu atmen, doch versagte. In meinen Jackentaschen suchte ich nach einem Taschentuch. Schließlich wurde ich fündig.
Kräftig schnaubte ich bis ich endlich wieder frei atmen konnte. Während ich tief Luft holte hoben sich meine Schultern.

"Fühlst du dich ein wenig besser?", fragte Embry vorsichtig.

"Ich fühle mich elendig.", antworte ich Wahrheitsgemäß.

Mein Magen war nach wie vor verknotet, mir war schlecht, mein Herz blutete und hinter meinen Schläfen pochte ein unerbittlicher Schmerz im Rhythmus meines Herzschlags.

"Das ist so dämlich! So bin ich nicht! Ich-Ich bin nicht dieses dämliche Mädchen, dass einem Typen hinterherweint, den sie nicht haben kann! Das ist armseelig!", brachte ich im nächsten Atemzug hervor und raufte mir die nassen Haare.

"Du bist nicht dämlich! Ganz sicher nicht! Keiner von euch beiden kann etwas dafür wie ihr fühlt."

Das war typisch Embry. Er würde nie wollen, dass sich einer von uns schlecht, oder schuldigt fühlt. Natürlich nahm er auch Jake in Schutz und leider musste ich zugeben, dass er recht hatte. Ich konnte Jake nicht dazu bringen mich zu lieben. Ebenso wenig konnte Jake etwas dafür nicht so für mich zu empfinden wie ich für ihn empfand. Vermutlich wusste er es nicht einmal. Er konnte mich nicht auf diese Weise sehen. Für ihn war alles perfekt. Das Mädchen seiner Träume schien sich endlich für ihn zu interessieren und verbrachte so gut wie jede freie Minute mit ihm. Ich war nicht dieses Mädchen.

Ich schniefte erneut. Flüchtig fuhr ich mir über die Augen. Was das bewirken sollte wusste ich nicht. Mit meiner vom Regen nassen Hand könnte ich kaum meine Wangen trocknen. Ein eisiger Windstoß ließ mich schlottern.

"Ich weiß. Es ist nur... Ich wusste es. Ich habe von Anfang an gesehen wie er sie ansieht, aber irgendwie... wahrscheinlich dachte ich es könnte sich ändern. Ich dachte ich könnte eine Chance bekommen.", kopfschüttelnd schloss ich die Augen.

Was hatte ich mir nur gedacht?

"Glaub mir, wenn Jake es sich hätte aussuchen können hätte er sich in dich verliebt.", versicherte mir Embry.

"Naja, da er es sich nicht aussuchen kann ist das nicht wirklich ein Trost, aber ich weiß deinen Versuch mich aufzumuntern zu schätzen."

"Tut mir leid... ", er schob seine Hände in die Hosentaschen. Nachdenklich blickte er zu Boden. "Zwar bin ich nicht Cassy, aber ich denke wir sollten dich erstmal auf andere Gedanken bringen."

"Das ist wirklich nett gemeint, aber ich habe gerade wirklich keine Lust unter Menschen zu gehen, oder irgendetwas zu unternehmen."

Ein Schmunzeln trat auf Embrys Gesicht.

"Ich dachte eher an Frustessen und Actionfilme. Wir bringen dich so weit weg von jeglicher Romantik wie es nur irgendwie geht. Abgesehen davon wird es dir nicht besser gehen, wenn du morgen aufwachst und die Grippe hast, weil du durchnässt durch die Gegend spaziert bist."

Seine Argumente waren einleuchtend. Er streckte mir die Hand entgegen. Zögerlich beäugte ich sie, während ich über seine Worte nachdachte. Langsam begriff ich, dass nicht allein sein wollte. Ich wollte nicht auf mich gestellt sein. Auch wenn ich es zuvor nicht bewusst wahrgenommen, nicht realisiert hatte, fühlte ich mich ein kleines bisschen weniger verloren seit Embry da war. Ich ergriff seine Hand und rang mir sogar ein mickriges, trauriges Lächeln ab.

Twilight - Bis(s) zur DichotomieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt