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Wo war sie bitte hin?

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Auf diese Frage fand ich keine Antwort. Was mich wunderte war wieso sie mir nichts verraten hatte. Für gewöhnlich sagte sie immer Bescheid wohin sie ging und wie lange sie wegbleiben würde. Insbesondere wegen Charlie, der jeden ihrer Schritte mit Adleraugen verfolgte als könnte sie sich ansonsten urplötzlich in Luft auflösen.

Zunächst entschied ich mich erst Mom und danach Cassy anzurufen. Durch die ganze Aufregung um meine Freunde hatte ich in letzter Zeit viel zu selten von mir hören lassen. Abgesehen davon spürte ich jedes Mal einen kleinen Stich in meinem Herzen, wenn ich ihre Stimmen hörte. So sehr ich mein Leben in Forks auch liebte konnte ich nicht leugnen wie schmerzlich ich sie vermisste. In den Osterferien könnte ich vielleicht Mom besuchen vorausgesetzt mein angesparrtes Geld würde zum Bezahlen des Hin- und Rückflugs ausreichen. Ich wollte Dad nicht um mehr Taschengeld bitten. Das war etwas was ich selbst hinbekommen wollte. Wozu arbeitete ich sonst? Wobei meine Schichten von zwei Mal die Woche auf nur ein Mal die Woche runtergeschraubt wurden. Diese Bärensache ruinierte den Newtons tatsächlich das Geschäft. Hoffentlich würde es für sie bald wieder bergauf gehen. Derek arbeitete neben seinem Praktikum schon so oft im Laden wie er konnte und auch ich hatte mich angeboten einige Schichten ohne Bezahlung zu übernehmen. Ich wollte ihnen wirklich helfen, doch sie lehnten dankend ab.

Meine Gedanken schweifen zurück zu dem was Dad gesagt hatte. Fallen im Wald... Das würde nicht gut gehen. Wo wollten sie sie denn positionieren? Würden sie Warnschilder anbringen?
Ich dachte zurück an die Nacht in der ich Jake im Wald gesucht hatte. Was war mit dem Wolf? War es möglicherweise sein Rudel, welches die Wanderer sahen? Würden sie sie jagen? Natürlich würden sie das. Aber hatten diese riesigen Wölfe tatsächlich etwas mit den verschwundenen Menschen zu tun? Es viel mir schwer mir das vorzustellen. Es war nicht die Art von Wölfen grundlos Menschen anzugreifen... Obwohl... Diese Exemplare waren um einiges größer. Vielleicht sahen sie die Menschen dadurch nicht mehr als Bedrohung, sondern als potenzielle Nahrungsquelle. Zwar war es erst Februar, aber sie könnten auch Jungen haben. Unter Umständen hatten sie doch diese Menschen angegriffen, sie gejagt und sie vielleicht sogar...
Doch warum hatte der graue Wolf mir nichts getan? Er hatte beinah zahm gewirkt. War ich töricht? Vielleicht. Aber vielleicht waren meine Zweifel auch begründet.
Hätte ich Dad dennoch von dem Wolf erzählen sollen? Vermutlich hätte ihn diese Information unnötig aufgeregt, doch wenn wirklich keine Bären hinter den Angriffen steckten waren die Polizisten und Wildhüter auf der falschen Fährte. Auf der Jagt könnten Menschen verletzt werden, wenn sie nicht wussten womit sie es zu tun hatten.

Ich war hin und her gerissen. Dad wäre sicherlich wütend auf mich, wenn er erführe, dass ich ihm die Sichtung dieses Riesenwolfes für so lange Zeit vorenthalten hatte. Eigentlich war ich ihm gegenüber immer ehrlich. Wir logen uns nicht an, verheimlichten uns nichts. Ich begann mich schlecht deswegen zu fühlen. Es war nur ein klitzekleines Geheimnis und doch nagte es an meinem Gewissen.
Was sollte ich tun?

Ich kam nicht weiter.

Seufzend rollte ich mich zurück auf den Rücken und starrte meine Zimmerdecke an.

Was jetzt?

Mein Handy klingelte. Dankbar griff ich eilig danach. Quils Stimme zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht. Scheinbar wusste er auch nichts mit sich anzufangen. Am Telefon überlegten wir war wir unternehmen könnten. Er schlug eine kleine Wanderung im Reservat vor, doch auch wenn mir diese Idee gefiel musste ich aufgrund des Versprechens, welches ich Dad gegeben hatte, passen. Wir steckten weiterhin unsere Köpfe zusammen bis wir übereinkamen eine kleine Tour auf unseren Motorrädern zu unternehmen. Das letzte Mal hatten wir dies im Herbst vergangenen Jahres gemacht. Er versicherte mir in ca. einer fünfzehn Minuten bei mir zu sein, während ich schon freudig ein neues, warmes Outfit und meine Motorradkleidung aus dem Schrank kramte. Zu Dads Missfallen trug ich die Motorradsachen, die er mir zum Geburtstag geschenkt hatte meist nur teilweise. Zwar setzte ich immer meinen Helm auf und versuchte auch meistens die Handschuhe und die Jacke zu tragen, doch leider blieben diese und auch die andere Teile, wie die Hose und die richtigen Schuhe oft auf der Strecke. Ich müsste dieses Jahr versuchen verantwortungsbewusster zu sein. Schnell schrieb ich Dad eine kurze Notiz, dass ich mit Quil weggefahren war und deponierte sie auf dem Küchentisch.

Twilight - Bis(s) zur DichotomieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt