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Um halb fünf begannen die Geräusche. Zunächst hörte ich nichts als ein Poltern, dann wurde hektisch eine Tür aufgerissen, Füße trampelten durch den Flur, eine weitere Tür öffnete sich und wurde wieder zugeschlagen. Ich hatte seit Embrys Anruf wachgelegen und nachgedacht. Ich hatte gedacht, dass bereits mehr Zeit vergangen sei. Neugierige, aber vorallem verwundert durch den Lärm zu so früher Stunde trat ich aus meinem Zimmer und schlich zur Badezimmertür. Zaghaft klopfte ich an. Von der anderen Seite erklangen Würgelaute gefolgt von einem unüberhörbaren Platschen. Jemand übergab sich wohl gerade in die Toilette. Mein empfindlicher Magen begann bei dem Geräusch zu rebellieren, doch ich klopfte erneut bis ein schwaches herein ertönte. Zaghaft streckte ich den Kopf durch die Tür. Ein beißender Geruch stieg mir in die Nase und ich rümpfte sie. Bella kniete vor der Toilette. Sie hielt mit einer Hand ihre langen, braunen Haare zusammen, während sie sich mit der Anderen an der Keramikschüssel festkrallte. Ein weiterer Schwall ihres Mageninhalts landete in der Kloschüssel, bevor sie mir antworten konnte. Keuchend und mit Tränen in den Augen saß sie da. Zügigen Schrittes kam ich auf sie zu, betätigte die Spülung und griff gleich darauf nach einem auf dem Waschbecken liegenden Haargummi. Behutsam band ich ihr die Haare im Nacken zusammen so gut ich konnte.

"Hast dich wohl bei Mike angesteckt, hmm?"

Behutsam strich ich ihr über den Rücken.

"Ja.", stöhnte sie und lehnte ihren Kopf gegen die Toilette.

Sie seufzte auf. Ich legte ihr eine Hand an die Stirn.

"Du bist ziemlich warm. Ich bringe dir erstmal ein Kühlakku und ein Glas Wasser. Willst du zurück ins Bett?"

"Nein... "

Kurz nachdem sie den Kopf geschüttelt hatte schien sie es bereits zu bereuen, denn sie beugte sich erneut über die Schüssel, doch nichts kam raus.

"Nein.", wiederholte sie dieses Mal ohne ihren Kopf zu bewegen. "Das war mit Sicherheit noch nicht alles. Ich fühle mich grausam, Adi!"

"Das hat eine Magen-Darm-Grippe so an sich, schätze ich. Sicher das du nicht in dein Bett willst? Ich kann dir auch einen Eimer bringen."

"Nein... Ich bleibe lieber hier."

"Okay.", ich hörte auf ihr über den Rücken zu streichen und stand aus der Hocke auf. "Ich bin gleich wieder da!"

Barfuß tapste ich die Treppen hinab in die Küche. Im Untergeschoss war es still und stockduster. Ich tastete mich an der Wand entlang bis ich den Lichtschalter fand. In der Küche schlurfte ich zum Kühlschrank, der anfing leise zu surren als ich die Tür aufzog. Ich griff nach einem der Kühlpacks. Gut das ich sie vor einigen Monaten gekauft hatte. Ansonsten hätten wir lediglich auf gekühlte Erbsen zurückgreifen können. Ich schnappte mir ein Glas aus dem Schrank, wobei ich mich wie immer auf die Zehenspitzen stellen musste um es zu erhaschen und klemmte mir eine flasche Mineralwasser unter den Arm. Später könnte ich Bella sicherlich auch noch Salzstangen hochbringen, doch da sie zurzeit alles auskotzen würde wäre es noch nicht der richtige Zeitpunkt. Nachdem ich im Untergeschoss alle Lichter wieder ausgeschaltet hatte tapte ich blind die Treppen hinauf. Da meine Augen sich vorhin wieder an Licht gewöhnt hatten sah ich für einen Augenblick bei weitem schlechter als zuvor, doch auch ohne sehen zu können fand ich meinen Weg zurück zum erleuchteten Badezimmer. Ich reichte Bella das Kühlpack, welches sie sich direkt gegen die Stirn presste woraufhin ihr ein wohliges Seufzen entfuhr. Das Glas stellte ich auf dem Waschbecken ab und öffnete die Flasche, die beim öffnen zischte, um einen kleinen Schluck einzuschenken. Dankbar nahm meine Schwester das Glas an. Leider blieb die Flüssigkeit nicht lange in ihrem Körper. Keine fünf Minuten später übergab sie sich erneut nur das inzwischen lediglich Galle herauskam. Der charakterische Gestank lag in der Luft. Mein eigener Magen wollte ich umdrehen. Ungelenk, da ich mich zu ihr auf den Boden gesetzt hatte stand ich auf und öffnete das Badezimmerfenster. Eisige Nachtluft schlug mir entgegen. Die unerwartete Brise ließ mich frösteln.

Twilight - Bis(s) zur DichotomieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt