Helfen

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Ich helfe gerne anderen. Besonders Leuten, die ich mag. Natürlich tue ich das, das geht uns wohl allen so. Es gibt nur ein Problem dabei: Es tut weh.
Es tut weh, alles zu versuchen, wenn man weiß, dass es womöglich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist, wenn überhaupt.
Es tut weh, zu fragen, ob man irgendwie helfen kann und zu wissen, dass die Antwort nein ist.
Es tut weh, resigniert darüber nachzudenken, ob man es nicht einfach lassen soll, weil es ja sowieso nichts ändert und sich dann für diesen Gedanken selbst zu hassen.
Aber alles das ist noch nicht am schlimmsten.
Das Schlimmste ist, anderen zu helfen, wann und wo immer man kann, während eine einzige Frage sich immer mehr in den Vordergrund drängt:
Und wer hilft mir?
Die Schuldgefühle, die diese Frage mit sich bringt, sind unbeschreiblich, weiß ich doch, dass es genug Menschen gibt, die es versuchen.
Dass ich mir nur nicht helfen lasse.
Dass sie selbst genug Probleme haben.
Aber ich kann daran nichts ändern. Ich kann meinen Egoismus nicht abstellen.
Oder vielleicht versuche ich es nur nicht genug, müsste mich mehr anstrengen.
Vielleicht will ich ihn ja gar nicht abstellen.
Und überhaupt: Kann man mir denn noch helfen? Ist es nicht vielleicht schon zu spät? Habe ich meine Gelegenheiten verstreichen lassen, meine Chancen nicht genutzt und quäle jetzt andere mit meinem Gejammer, das sie doch nicht verdient haben und das nicht nachlässt? Warum verdammt, und das frage ich mich wirklich, zählt es als etwas schlechtes, Hilfe zu brauchen? Eigentlich ist mir vieles egal, aber dafür schäme ich mich trotzdem.
Und am Ende bin ich doch hilflos.

AloneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt