Alone

Verarbeiten

CN: Selbstverletzung/Narben

Ich blättere durch die Seiten. Mache ein Foto von jeder einzelnen, weil ich es nicht ertragen könnte, zu verlieren, was ich in fast drei Jahren dort aufgeschrieben habe. Zu jedem Tag ein paar Worte, ein paar Zeilen – selten viel, aber doch einmal eine halbe Seite. War das zu viel, obwohl es damals genau richtig war? Ich hatte doch gehofft, dass es länger hält, wusste doch schon im Januar, dass die Seiten vorher voll sein würden. Bevor ich einen würdigen Nachfolger finden kann. Ist es schon so lange her, dass ich das Buch gekauft habe? War damals die Welt noch so anders? Ich habe erst später angefangen, hineinzuschreiben. Kindische Fantasien des Mädchens das ich war, wie meine ersten Geschichten hier, wenn man sie so nennen kann. Ich habe angefangen, nicht mit den Tagessprüchen, aber dennoch mit dem Schreiben, als ich dich noch hatte. Eine Freundschaft, die schon vor vier Jahren geendet hat.

Es ist jetzt eine Woche her. Der Tag, an dem es endgültig vorbei war. An dem du mir das Wort geschrieben hast, dass ich immer noch nicht hören kann, ohne dabei deinen Namen zu schmecken. Ein Emoji, den ich zurückerobert habe. So lächerlich. So wahr, so rohe Gefühle, die einfach keinen Sinn ergeben und es noch nie getan haben. Ich weiß nicht, wann es angefangen hat, dass du eine ganze Farbe aus meinem Spektrum gestrichen hast – das war mein Lieblingsstift, weil er so viel Kontrast zu meiner Tinte hatte und trotzdem ist er noch fast voll. Ich konnte nichts berühren in deiner Farbe, alles erinnert mich an dich. Dein Name an jeder Ecke, wäre es doch ein seltener gewesen. Und selbst jetzt.

Selbst jetzt lächle ich dich noch triumphierend an, wenn es weniger wehtut, als wäre es irgendwie ein Sieg über dich. Als hättest du das Ziel gehabt, mir wehzutun. Aber das glaube ich nicht. Auch nicht, obwohl du so viele Dinge zu mir gesagt hast.
Du hast mir erklärt, warum du nicht für mich da sein konntest, als ich dich brauchte, aber es hat mir nicht gereicht. Vielleicht auch, weil du gesagt hattest, du wärst zu mir gekommen, als ich dich zur Rede gestellt habe. Du hast mir jahrelang mit deinem Anblick, deinem Namen, der Erinnerung, deinem Eintrag in meinem Freundebuch so viele Tage ruiniert. Ich habe dich gehasst, vermisst und alles dazwischen. Aber zwei weitere Worte haben sich in mein Gehirn eingebrannt.

Harmlose Kratzer. So hast du sie genannt. So sahen sie für dich auch aus. Das waren sie damals vielleicht auch. Wenn es nur so geblieben wäre. Wenn man nicht danach sucht, sieht man die Reste der Tabelle so gut wie gar nicht mehr, die ich damals mit dem Zirkel in meinen Unterarm gekratzt habe. Anders als die anderen Striche. Ein Versehen, eine Absicht, die auch sechs Armbänder nicht verbergen können und auch sieben, acht nicht könnten. Harmlos. Für dich. Für mich nicht.

Und trotz allem, obwohl ich schon so viel weiter bin, tut es trotz allem immer noch weh. Seit ich mir erlaubt habe, zu fallen, tue ich es so oft. Tue kaum noch etwas anderes. Und kann mich nur abfangen wenn ich am Fenster sitze, die Füße auf dem kalten Fensterbrett, und die Sterne betrachte. So viele Nächte leise weine, während ich eine Freundschaft betrauere, die so viel mehr war als das. Was sie war, wusste ich damals nicht und weiß es heute immer noch nicht. Aber es ist eine von den vielen Dingen, über die ich nachdenke, wenn ich mich frage, was ich dir bedeutet habe und hoffe, dass es zumindest etwas mehr als nichts war. Denn du warst alles für mich und bist immer noch viel zu viel. Oder, wie ich damals gesagt habe, »Du bist mir viel zu nah, um so weit weg zu sein.«

Ich glaube, ich habe es immer noch nicht ganz verarbeitet.

*****************************************
Einige Gedanken von mir heute. Manche Stellen habe ich herausgestrichen, weil es einfach viel zu viele Worte waren und ich so oft den Faden verloren habe. Ich werde versuchen, mehr zu schreiben, ein paar angefangene Texte habe ich auch schon.
I hope you're doing okay. Stay strong💜