Alone

Kein Preis

Du siehst auf die Bühne.
Noch jemand bekommt eine Auszeichnung. Du hättest nicht damit gerechnet.
Du stehst einsam am Rand der Halle und fragst dich.
Ob du auch dort oben stehen könntest, wenn du dich angestrengt hättest.
Nur ein bisschen mehr.
Ob du auch dort oben stehen könntest, wenn du die Kraft gehabt hättest.
Nur ein bisschen mehr Kraft.
Ob du auch dort oben stehen könntest, hättest du die Zeit gehabt, oder die Energie oder das Vertrauen.
Und es nicht alles zum Überleben gebraucht.
Ob du auch dort oben stehen könntest, wenn du dir Hilfe geholt hättest?
Rechtzeitig angefangen hättest?
Wie gut du sein könntest, wenn du einfach wärst wie sie.
Wenn du klettern könntest und nicht nur fliegen und wenn dir deine Flügel nicht gebrochen worden wären.
Du fragst dich und du hasst es, dass du neidisch bist und du bist es so sehr.
Und du starrst auf die Bühne und stellst es dir vor und hast Tränen in den Augen, gegen die du ankämpfst.
Aber heute Abend ist keine Urkunde für dich vorgesehen.
Du bekommst keinen Preis.
Keinen Preis dafür, zu schweigen, wenn du auch sprechen hättest können.
Keinen Preis dafür, das beste Ergebnis für deinen Aufwand erreicht zu haben.
Keinen Preis dafür, es schwer gehabt zu haben auf deine Art.
Keinen Preis für ungenutztes Potenzial.
Keinen Preis für Leid und keinen Preis für Intelligenz und keinen Preis für die Tränen in der Nacht und heute Abend.
Es gibt keinen Preis für das, was sein könnte. Es gibt keinen Preis für das, was nicht ist.

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Ein kurzer Text inspiriert von meiner Abifeier und ein paar Gedanken, die ich währenddessen oder danach hatte.
Am Ende ist so etwas zwar schade, aber gleichzeitig gibt es doch außer Noten noch so viel mehr, das zählt. Und was das ist, wissen wir vielleicht nur selbst, aber das reicht auch. Wir müssen uns nur daran erinnern und nicht zu hart zu uns selbst sein.💜