Charlene, darf ich dein Brötchen haben?

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Nachdem der Arzt und seine Schwesternschaft wieder aus dem Zimmer verschwunden waren, öffnete sich die Tür ein weiteres Mal. Ein kleines Mädchen, gefolgt von einem älterem Jungen und den dazugehörigen Eltern betrat den Raum.

Ich hatte sie noch nie gesehen, doch sobald ich ich das Gesicht der Mutter sah, war mir klar, zu wem diese Personen gehörten.

Diese dunklen Haare, in Kombination mit den blauen Augen ließen nur darauf schließen, dass es sich hierbei um Philipps Familie handelte.

Ich behielt Recht, denn sobald das kleine Mädchen Philipp erblickte, stürmte sie auf ihn zu und versuchte auf alle möglichen Arten und Weisen, auf das Bett zu kommen, um ihn zu begrüßen.

Da sie allerdings zu klein war, richtete Philipp sich auf und hob sie zu sich ins Bett.

Er wuschelte ihr einmal durch die Haare, während sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete, als sie ihm um den Hals fiel.

Bevor er seinen großen Bruder mit einem einstudierten Handschlag begrüßte, drückte er ihr noch einen Kuss auf die Stirn.

Gott, war das putzig! Wie er sich freute, seine kleine Schwester zu sehen...

Nachdem er auch seine Eltern begrüßt hatte, ließen diese sich auf ein paar Stühlen nieder, die sie neben Philipps Bett gezogen hatten.

Ich konnte sehen, dass sie sich unterhielten, jedoch konnte ich bedauerlicherweise nicht verstehen, was sie sagten. Dafür sprachen sie einfach zu leise.

Einerseits interessierte es mich schon, was Philipp ihnen und sie ihm erzählten, andererseits ging es mich eigentlich nichts an.

Am besten war es vermutlich, wenn ich mich aus seinen Familienangelegenheiten raushielt.

Außerdem war ich ja sauer auf Philipp.

Um das aufrecht zu erhalten, sollte ich mich am Besten komplett von ihm fernhalten und überhaupt nicht mehr mit ihm reden. Aus seinem Mund kam eh nichts als gequirlter Mist. Da dürfte mir das mit dem 'nicht mehr mit ihm reden' doch besonders leicht fallen.

Mein Blick wanderte wieder in seine Richtung.

Er hatte seine Schwester auf dem Schoß und spielte gedankenverlorn mit ihren schwarzen Locken.

Wenn es um die Haar- und Augenfarbe bei den Kindern ging, hatte sich die Mutter eindeutig durchgesetzt.

Alle drei hatten dunkle Haare und diese unglaublich blauen Augen, die von ihr kamen.

Vom Vater hatte Philipps Schwester die Locken, Philipp und sein Bruder hingegen die markanten Gesichtszüge mit den hohen Wangenknochen, auf die bestimmt reihenweise Mädchen abfuhren.

Außer mir natürlich.

Ich hatte einen wunderbaren Freund, der sich zwar seit gefühlten Ewigkeiten nichtmehr gemeldet hatte, jedoch sonst nicht müde wurde, mir zu sagen, wie sehr er mich liebte.

Ich war immun gegen Typen wie Philipp. Vor allem wenn sie so einen Charakter an den Tag legten, wie er.

Ich drehte mich auf die andere Seite und merkte, wie meine Augenlieder kurz darauf immer schwerer wurden. Zwar wusste ich nicht, wieviel Uhr es war, doch die Besuchszeit war offensichtlich noch nicht vorbei. Ich schätzte es war früher Abend, da es draußen langsam zu dämmern anfing.

Ich könnte auch einfach auf mein Handy schauen, aber dazu müsste ich mich leider bewegen. Und ich verspürte gerade keinerlei Drang, unnötig Kalorien zu verbrennen.

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, stand Dr. Meier mal wieder vor meinem Bett.

„Na, gut geschlafen?", grinste er und gab einer der Schwestern mit einem Handzeichen zu verstehen, meine Temperatur zu messen.

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