Warum?

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Philipp hatte mir nach ein zwei langweiligen Runden Uno noch ein paar andere Kartenspiele beigebracht. Allerdings waren sie, wenn man zu zweit spielte, nur halb so witzig wie sie sein sollten.

Es war mittlerweile früher Nachmittag und ich saß immernoch auf dem Stuhl vor seinem Bett. Irgendwann hatten wir die Karten beiseite gelegt und uns über unsere Familien und Freunde unterhalten.

Ich stellte fest, das sein Leben um so viel interessanter war, als das Meinige. Mit seiner Familie reiste er regelmäßig von einem Ort zum Anderen um Urlaub zu machen und mit seinen Freunden schien er außerordentlich viel Spaß zu haben. 

Nicht das ich keinen Spaß mit meinen Freunden hatte, nur die Art, wie Philipp von den ganzen Aktionen, die er mit seinen Freunden abzog erzählte, lies in einem die Lust aufkommen, ebenfalls dieser Gruppe anzugehören.

Philipp forderte mich immer wieder auf, etwas aus meinem Leben zu erzählen. Ich hatte es bisher vermieden, mein Leben für seine Analyse darzulegen, da ich nicht als langweilig abgestempelt werden wollte. Irgendwann riss ich mich allerdings zusammen und erzählte ihm von meinem Schulalltag und den Aktivitäten, die ich ausserhalb der Schule betrieb. 

Ich erwähnte, dass meine Leidenschaft Schwimmen war und ich regelmäßig tranierte, worauf Philipp ganz aufgeregt meinte, dass er früher auch in einem Schwimmteam gewesen sei.

Irgendwann merkte ich, wie meine Augenlider immer schwerer wurden, weshalb ich mich kurz darauf in mein Bett verkroch und nur nocheinmal zur Visite und zum Abendessen aus meiner gemütlichen Höhle hervorkroch.

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Am nächsten Morgen riss mich ein lautes Lachen aus meinen Träumen. Ein Blick auf mein Handy zeigte mir, dass es elf Uhr vormittags war und ich zahlreiche neue Nachrichten hatte. Isa schrieb, sie würde es heute wieder nicht schaffen, mich zu besuchen, während Cara versprach, auf jeden Fall mal vorbei zu schauen. Ich legte mein Handy weg und schaute mich im Zimmer um. Charly saß an Thomas Bett, das Lachen war also vermutlich von ihr gekommmen. Philipp befand sich nicht in seinem Bett, doch als ich kurz darauf die Klospülung hörte, bestätigte sich meine heimliche Vermutung, dass er sich im Bad befand.

Ein wenig später wurde die Badezimmertür geöffnet, und ein humpelnder Philipp kam heraus. Sofort stellte sich bei mir die schlechte Laune ein, bis ich mich an gestern Nachmittag und unser, zur Abwechslung mal, nicht aggresives Gespräch erinnerte.

Ich beschloss, diese freundschaftliche Aura so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.

„Guten Morgen", grüßte ich ihn höflich, worauf er erstaunt aufschaute.

Philipp schaute mich einen Moment perplex an, grinste dann aber.

„Guten Morgen, Sonnenschein".

Okkaaay, man konnte es auch übertreiben. Trotzdem musste ich lächeln. Das Lächeln wich einem lauten Prusten, als ich Charlies und Thomas Gesicht sah. Sie hatten gestern Abend geschlafen,weswegen sie nichts von dem Gespräch zwischen Philipp und mir mitgekriegt hatten. Sie dachten immernoch, dass wir uns über alles hassten.

Auch Philipp schmunzelte und setzte dem Allem noch die Krone auf.

„Na, gut geschlafen?"

Jetzt konnte ich mich wirklich nicht mehr halten und lachte laut los.

„Wunderbar, und selbst?"

Drei Sekunden später wurde ich allerdings wieder schmerzvoll an meinen Gesundheitszustand erinnert, als mein Kopf sich mit lautem Pochen zurückmeldete.

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