Beer-pong und Moralpredigten

10 1 0
                                    

"Los, auf gehts!", forderte ich Cara und Charly auf.

Wir hatten uns alle bei mir zu Hause auf die Houseparty vorbereitet. Ich war in meinen Fetzen geschlüpft, hatte aber wenigstens lange Hosen dazu angezogen. Es waren zwar knall-enge Leggings, aber wenigstens zeigte ich in Kombination mit dem Top nicht zu viel Haut.

Meine Haare trug ich in einem hohen Pferdeschwanz und an Makeup trug ich auch mehr auf als gewöhnlich. Aber das war alles gewollt. Heute Abend würde ich kein Mauerblümchen sein. 

"Also das Top hätte ich persönlich ja nicht gekauft, aber es passt tatsächlich zu deinem heutigem Auftreten", kommentierte Cara und musterte mich von oben bis unten.

Charly grinste und nickte.

"Du siehst leicht heiß aus, Kaya. Ich bin ja echt gespannt, wen du heute Abend so an Land ziehst."

Ich prustete.

"Ihr hört euch besoffen an, aber danke."

Cara und Charly zeigten etwas weniger Haut als ich. Wo ich einen enormen Rückenausschnitt und einen tiefen Brustausschnitt hatte, zeigte Charly Schultern und Cara Bauch. 

Auch Charly trug ihre Haare in einem Pferdeschwanz. Es brachte ihre zierlichen Züge gut zur Geltung. Cara war die Einzige, die ihre Haare offen trug.

Lion würde ebenfalls zur Houseparty gehen, allerdings nur für eine kurze Weile. Er hatte ein Date mit Yassi und würde lediglich als Fahrdienst dienen.

Oder Fahrdepp, wie er es immer nannte, wenn er mich durch die Weltgeschichte kutschierte, ohne selber an den Aktivitäten teilzunehmen.  

"Kaya, beweg deinen Hintern. Ich hab nicht ewig Zeit", ertönte es auch schon von unten.

Ich stolperte die Treppe herunter und fand Lion ungeduldig wartend an der Haustür, mit seinen Autoschlüsseln in der Hand.

Ich sah, wie er mein Outfit musterte.

"Das ist sehr viel, ähm, nackte Haut für deine Verhältnisse", kommentierte er stockend meine Kleiderwahl und guckte mich verwirrt an.

"Und?", gab ich nur zurück und zuckte mit den Schultern.

"Ist alles okay? Oder steckst du gerade in einer Persönlichkeitskrise?", erkundigte sich Lion vorsichtig und runzelte die Stirn.

"Nein, aber wenn du weiter nervst verfrachte ich dich gleich in eine Krise", gab ich nur zurück und drückte mich an Lion vorbei. 

"Alarm, alarm. Kaya fährt die Krallen aus. Alle im Umkreis von fünf Kilometern sollten sich in Acht nehmen."

Ich überging Lions Kommentar gefließentlich, schnappte mir meine Jacke und trat aus der Hautür. 

"Viel Spaß mit der", wandte sich Lion jetzt an meine Freundinnen, die die ganze Konversation mitbekommen hatten.

Charly kicherte, während sich alle drei auf den Weg zum Auto machten.

Genervt pflanzte ich mich auf den Beifahrersitz.

An der Location angekommen sprang ich aus dem Auto, bevor Lion überhaupt geparkt hatte. Cara folgte mir, während Charly wartete, bis das Auto still stand.

Ich wusste genau, dass Lion Charly jetzt ins Kreuzverhör nehmen würde. Cara kannte meinen Bruder lange genug, um genau dieses Verhalten vorhersehen zu können. Sie hatte sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht, Charly war ihm jetzt aber hilflos ausgeliefert. 

Und ich wusste, dass Lion so lange bohren würde, bis er die Wahrheit darüber wusste, warum ich heute so angezogen war. 

Kopfschüttelnd betrat ich das Haus.

more than thisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt