Und mit einem Mal schaute er auf.
Und wie er aufschaute! Er sah mir direkt in die Augen.
Seine Augen verhakten sich mit meinen mit solch einer Intensität, dass mir schon fast schwindelig wurde.
Die Welt um mich herum verblasste komplett. Ich sah nur noch dieses Blau.
Blau traf Blau-Grau.
Wir sahen uns einfach nur an, ohne ein Wort zu sagen. Ich hätte vermutlich eh keinen ernstzunehmenden Satz auf die Reihe bekommen, da mein Gehirn der reinste Matschhaufen war.
Die Intensität dieses Blickes machte mir fast Angst. Ich verabscheute diesen Typen, doch trotzdem konnte ich meinen Blick nicht von ihm abwenden. Der ganze Raum schien unter Strom zu stehen.
Ich hasste mich in diesem Moment dafür, dass ich den Blickkontakt nicht abbrach, was allerdings daran lag, dass ich so einen intensiven Blick noch nie erlebt hatte und demnach nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte. Und ich hasste Philipp dafür, dass er seinen Blick beibehielt, obwohl ich wusste, dass er mich genausowenig ausstehen konnte, wie ich ihn.
Mit einem Mal schlich sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen.
Und das war der Moment, indem ich in der Lage war, meine Augen von seinen zu lösen.
Doch nicht wegen seinem Lächeln, sondern weil alles um mich herum anfing, sich zu drehen und mir die Übelkeit wieder langsam den Hals hochkroch.
Ich versuchte mich aus meinem Bett hochzustemmen, vergaß jedoch die Infusionsflasche, die durch den Ruck von meinem Arm das gesamte Gestell, in dem sie drinsteckte, zu Boden riss.
Das laute Scheppern lies mich zusammenfahren und die Infusionsflasche, die jetzt am Schlauch auf der anderen Seite des Bettes runterhing, zerrte schmerzvoll an meinem Arm.
Ich versuchte, sie zu fassen zu kriegen, um schnellstmöglich ins Bad zu kommen.
Ich schaffte es nicht. Ich war zu schwach, zu müde. Ich wimmerte einmal kurz auf, bevor ich einen erneuten Versuch startete, die Infusionsflasche zu schnappen, ohne mir dabei weitere Schmerzen zuzufügen.
In diesem Moment wurde mir mit einer Hand unter die Arme gegriffen, während die andere Hand sich meine Infusionsflasche schnappte und mir somit half, humpelnd zum Bad zu kommen.
Meine Sicht war zwar verschwommen, doch ich wusste genau, wer mir da gerade half.
Niemand anderes als der werte Herr Philipp erbarmte sich gerade, meiner Wenigkeit zu helfen.
Im Bad angekommen setzte er mich vor der Toilette ab und stellte sich danach hinter mich, um meine Haare wieder einmal nach hinten zu halten.
Ich beugte mich über die Kloschüssel, was meinen Schwindel nur verstärkte, doch ich konnte nicht brechen. Es ging einfach nicht. Ich wusste nicht, wieso, aber es ging nicht. Vermutlich weil sich einfach nichts mehr in meinem Magen befand.
Das Komische an dieser ganzen Situation war, dass es heute schon das dritte Mal war, dass ich mich übergeben musste. Normalerweise musste ich musste ich nur ein-, höchstens zweimal pro Tag spucken.
Allerdings wusste ich nicht, ob man die Situation jetzt mitzählen durft, denn genaugenommen speite ich ja nicht. Mit war nur kotzübel...
Nach gefühlten Stunden, in denen Nichts meinen Hals hochkam, lehnte ich mich erschöpft an die Wand neben der Kloschüssel und schloss die Augen.
Noch immer drehte sich der gesamte Raum, doch mit geschlossenen Augen war der Effekt nicht so stark.
Etwas Kühles berührte meine Stirn und unwillkürlich schlug ich meine Augen auf, nur um zu bemerken, dass ein verschwommener Philipp mir ein nasses Tuch an die Stirn hielt.
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Humor„Wie zur Hölle kann heute Samstag sein? Ich sollte doch am Freitag, spätestens Samstag, also heute, schon wieder zu Hause sein!" „Hätten die Ärzte gesagt, dass du nach Hause darfst, hätten wir dich auch geweckt. Dr. Meier meinte jedoch, dass er dich...