Uno mit Pokerkarten

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Eine junge Krankenschwester bertrat mit einem kleinen Tablett, auf dem diverse Medikamente lagen, den Raum.

Als sie uns erblickte, riss sie ihre Augen einmal erstaunt auf, bevor sie mit einem entsetzten Gesicht auf uns zuhastete.

„Sag mal spinnt ihr? Ihr könnt euch doch nicht einfach so zusammensetzten! Ihr steckt euch noch gegenseitig an", rief sie aus.

Charly setzte ein zerknirschtes Gesicht auf, doch sowohl Thomas als auch ich ließen uns durch diese arbeitstüchtige Krankenschwester nicht einschüchtern.

„Jetzt kommen Sie mal runter. Der Einzige, der hier angesteckt werden könnte, bin ich und ich bin mir dessen sehr wohl bewusst. Mir macht dass allerdings nichts aus, da ich somit die Gelegenheit habe, diese zwei wundervollen Zimmergenossinen besser kennenzulernen". 

Thomas zwinkerte uns einmal frech zu, bevor er sich wieder der Krankenschwester zuwandte.

„Außerdem bin ich generell eh ziemlich immun gegen jegliche Art von Viralen Infektionen. Sie können sich also wieder beruhigen."

Die Krankenschwester schaute Thomas entrüstet an, aber bevor sie ihm einen Vortrag darüber halten konnte, dass er mit Erwachsenen nicht so respektlos umgehen durfte, rechtfertigte ich unsere Zusamensitz-Aktion.

„Ich weiß ja nicht, wie lange Sie schon im Dienst sind, Frau..", ich schaute auf das Namensschild, das am weißen Kittel der Krankenschwester befestigt war, „Frau Rüst, aber die Sache ist Folgende: Die Viren befinden sich überall im Zimmer, da sie sich über die Atemwege verteilen. Somit kann der kluge und intelligente Mensch schlussfolgern, dass es vollkommen egal ist, wo im Zimmer man sich befindet. Angesteckt werden kann man überall."

Ich hörte, wie Charly entsetzt die Luft einzog und Thomas kicherte. Selbst Philipp, am anderen Ende des Zimmers, konnte sich ein Grinsen nur mit Mühe verkneifen.

Die Krankenschwester kniff ihre Lippen aufeinander und reckte ihr Kinn ein wenig in die Höhe.

„Erstens kann ich das nicht wissen, schließlich bin ich Praktikantin und erst seit ein paar Tagen hier und Zweitens lass ich mir das nicht bieten. Ich dulde es nicht, dass ihr so mit mir redet. Bitte entschuldigt euch bei mir.", verlangte sie und stellte das Tablett mit den Medikamenten neben Philipps Bett ab.

„Wenn Sie Praktikantin sind, warum dürfen Sie den Patienten dann Medikamente geben?", erkundigte ich mich provozierend und zog eine Augenbraue fragend nach oben. Auf ihre Forderung ging ich garnicht erst ein.

„Darf ich nicht. Ich sollte die Medikamente nur hierher bringen. Eine Schwester wird gleich kommen und sie euch verabreichen"

Etwas unsicher stand die Praktikantin im Raum. Wahrscheinlich war sie sich nicht ganz sicher, ob meine Frage ernst gemeint war oder nicht.

Ehrlich gesagt wusste ich das selbst nicht so genau. Irgendwie interessierten mich diese ganzen Krankenhausjobs ja schon, andererseits wollte ich Jaqueline auch provozieren.

Ja, ich hatte die Praktikantin Jaqueline getauft. Der Name passte zu ihr. Sie sah so Jaqueline-mäßig aus. Nicht im negativen Sinne. Sie hatte einfach etwas von einer Jaqueline.

Nachdem Jaqueline sich verzogen hatte, schlüpfte ich wieder in mein Bett. Mittlerweile war ich hundemüde und meine Augenlider waren bleischwer.

Ich war kurz davor, einzuschlafen, als Charly sich nochmal zu Wort meldete.

„Kaya?", fragte sie und wartete, ob ich antworten würde oder schon eingeschlafen war.

Kurz überlegte ich, so zu tun, als ob ich schon schlafen würde, besann mich aber dann doch Besserem. Ich wollte nicht gemein sein.

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