Ist das Gluckensyndrom vererbbar?

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, wusste ich weder wo ich mich befand, noch wieviel Uhr es war. 

Panisch schlug ich die Decke zurück und wollte aufstehen, als meine Mutter mich am Arm packte und sanft aber bestimmt zurück ins Bett zog. 

Sie saß am Rand und redete auf mich ein: "Es ist alles gut Kaya! Ich bin hier. Kein Grund zur Sorge."

Erleichtert darüber, dass wenigstens meine Mutter bei mir war entspannte ich mich ein wenig und ließ mich zurück ins Kissen sinken.

Jetzt erinnerte ich mich auch wieder daran, wo ich war. 

Ich war im Krankenhaus, weil mein Fieber seit einer Woche keine Anstalten machte, runterzugehen. An sich war das meiner Meinung ja nach kein Problem, aber meine Mutter schob seit dem Moment, in dem sie mein Fieber bemerkt hatte, durchgehend Panik. 

Eigentlich hatte sie bereits vor drei Tagen vorgehabt, mich zur Kontrolle ins Krankenhaus zu bringen. Warum sie mich jedoch nicht einfach zu einem normalen Arzt geschleppt hatte, war mir schleierhaft.

Bis gestern hatte ich sie erfolgreich davon abhalten können, mit mir zu einem Krankenhaus zu fahren. Doch nach meiner genialen auf-dem-Weg-ins-Bad-zum kotzen-und-dabei-zusammenbrech-Aktion gestern, war sie nichtmehr davon abzubringen gewesen, mich untersuchen zu lassen.

Tja, und jetzt lag ich hier. Auf einem Krankenhausbett, mit drei anderen Zimmergenossen, die ich alle nicht kannte, meine Mutter neben mir. 

Ich wollte nach Hause, in mein Zimmer und mit Isa und Cara schreiben und fragen, wie die Schule so war. Ich wollte wissen, ob Nick mich vermisste, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass er es tat. Zumindest schrieb er es mir. Aber es wäre auch komisch, wenn der Freund einen nicht vermissen würde, nachdem man eine komplette Woche nicht in der Schule war.

Dämlich grinsend fasste ich mit meiner Hand zu meinem Nachttischchen rüber, um nach meinem Handy zu greifen, doch ich konnte es nicht finden. Panick ergriff mich. Wo war mein Handy? Hatte ich es zuhause vergessen? Ich konnte mich nicht daran erinnern.

„Mama?", fragte ich panisch und wollte mich aufsetzten, doch ich wurde wiedereinmal von meiner Mutter ins Kissen zurückgedrückt.

„Was ist denn, mein Schatz?"

„Wo ist mein Handy?"

Mein Handy brauchte ich einfach. Daran konnte ich nichts ändern, das war einfach so. 

Ausserdem hatte ich dort private Sachen drauf und dummerweise immer noch kein Passwort eingestellt. Meine Brüder konnten also problemlos alles durchsuchen und würden mit Sicherheit etwas finden, mit dem sie mich dann hinterher aufziehen könnten.

„Keine Ahnung wo dein Handy ist. Vielleicht hast du es zu Hause vergessen!", antwortete meine Mutter und zuckte mit den Schultern.

Jap, danke Mama, das hat mir jetzt geholfen!

Stöhnend drehte ich mich auf die andere Seite und starrte das Bett neben mir an. Wer auch immer dort einquartiert worden war, schien ein ziemlicher Ordnungsfreak zu sein. Das Handy, ein Buch, das Ladekabel und noch weiterer Kram war ordentlich in einer Ecke des Nachttischchens aufgestapelt und die Schuhe in einer perfekten Line neben dem Bett aufgestellt.

Ich konnte nicht erkennen, wer da in dem Bett lag, denn die Person schlief noch, dick eingewickelt in die Decken. Nichtmal ob es ein Junge oder ein Mädchen war, konnte man erkennen.

Neugierig, wer die anderen Personen in diesem Raum waren, schaute ich mich um. Wie ich bereits gestern Abend festgestellt hatte, waren wir insgesamt zu viert. Zwei Betten an der Tür, zwei am Fenster. Mein Bett stand am Fenster, der Ordnungsfreak befand sich rechts neben mir und die anderen zwei Betten auf der anderen Seite des Raumes.

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