Für wen hältst du dich eigentlich?

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„Wie heisst du eigentlich?"

Diese Frage geisterte schon seit heute Morgen in meinem Kopf umher.

Etwas verwirrt schaute Blauauge mich an, lachte dann aber leise.

„Ich heiße Philipp. Du?".

Wow, was für ein Name. Erstaunlicherweise musste ich feststellen, dass dieser Name einfach nur perfekt für ihn war. Meiner Meinung nach musste ein Philipp genau so aussehen. Groß, mit blauen Augen und dunklen Haaren.

Gut, die dunklen Haare konnte man auch durch eine andere Haarfarbe ersetzten, aber die blauen Augen und die schöne Größe waren Pflicht für einen Philipp...

Gott, wie ich mich gerade anhörte. Ich musste ja schon fast über mich selbst lachen!

„Kaya", beantwortete ich seine Frage, um mich von meinem Wirrwarr an Gedanken abzulenken.

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„Hey, Süße!", wurde ich von dem besten, tollsten und coolsten Jungen auf der ganzen Welt begrüßt, als dieser den Raum betrat.

„Hey, Nick!!", rief ich aus, „was machst du denn hier?"

„Dich besuchen", beantwortete dieser überflüssigerweise die Frage und gab mir einen Kuss auf die Wange.

„Ich geb dir jetzt keinen Kuss auf den Mund, du könntest ansteckend sein", meinten er, nachdem er sich einen Stuhl neben mein Bett gestellt hatte, mich jedoch nicht standesgemäß mit einem Kuss auf den Mund begrüßt hatte.

„Ah ok, ja stimmt", kicherte ich nervös.

Wieso zur Hölle war ich jetzt nervös? Ich kannte Nick schon seit Ewigkeiten und wir waren auch schon ein halbes Jahr zusammen. Ich hatte also keinerlei Grund, so auf seine Ankunft zu reagieren.

Vermutlich war der Grund ganz einfach, dass alle anderen Anwesenden im Zimmer unser Gespräch mithören konnten.

Naja, eigentlich sollte mir das ja egal sein. Ich sollte mich nicht dafür schämen, dass ich mit ihm auch über persönlichere Dinge redete. Schließlich war er mein Freund, und das auch schon seit einer gewissen Weile.

Aber vielleicht sollten wir diese Art von Gespräche trotzdem auf ein anderes Mal verlegen.

„Und, wie ist die Schule so?", fing ich nach einer Weile, in der Nick keine Anstalten machte, etwas zu sagen, an, Smalltalk zu führen.

Vom Bett am anderen Ende des Zimmers kam ein Prusten. Wütend schaute ich zu Philipp und versuchte, ihn mit meinem Blick zum Schweigen zu bringen.

Anscheinend klappte das, denn er hielt seine Klappe und widmete sich wieder seinem Handy.

„Ganz ok eigentlich", antwortete Nick, „wieso?"

„Nur so", erwiederte ich verlegen.

„Habt ihr viele Präsentationen vorzubereiten?", führte ich unsere äußerst spannende Konversation fort und versuchte somit, Nicks Blick weg von seinem Smartphone und her zu mir zu leiten.

Doch anstatt Nicks Aufmerksamkeit zu bekommen, bekam ich nur einen erneuten Pruster von der anderen Seite des Raumes.

So, jetzt reichte es mir aber.

„Philipp, könntest du bitte deine Klappe halten?!", regte ich mich auf und fügte gleich danach ein sanftes „Nick, wollen wir ein bisschen spatziern gehen?" hinterher.

„Ne, sorry, muss gleich wieder los. Außerdem ist das in deinem Zustand eh nicht die beste Idee, glaube ich.", meinte dieser nur und stand gleich darauf auch schon von seinem Stuhl auf, stellte ihn  zurück an seinen Platz und strich mir einmal kurz über die Wange.

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