Ich werde jetzt lesbisch

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Er ist aber nicht meinetwegen hier, sondern mit seiner  Freundin. 

Er ist aber nicht meinetwegen hier, sondern mit seiner  Freundin.

Er ist aber nicht meinetwegen hier, sondern mit seiner Freundin.

Der Satz hallte weiterhin in meinem Kopf, als ich mich durch die Menschenmassen drängelte. 

Ich musste raus aus diesem Raum. Ich hatte das Gefühl, dass ich sonst ersticken würde. Meine Luftröhre war gefühlt zugeschnürt und dieses Loch in meinem Bauch wuchs mit jeder Sekunde.

Ich brauchte frische Luft. 

Ich rutschte vom Barhocker herunter, raffte mein Kleid auf und machte mich auf in Richtung Tür.

Meine Flucht würde nicht unbemerkt bleiben, dass wusste ich. Mindestens eine meiner Freundinnen würde mir folgen. Schließlich kannten die meisten von ihnen sowohl Philipp, als auch die Geschichte, die mit ihm in Verbindung stand. Inklusive dem Fakt, dass ich absolut verschossen in ihn war und ihm morgen, morgen, schreiben wollte. Wegen einem verdammten Tag.

Ich quetschte mich durch die Leute durch und hoffte, dass niemand meinen Gemütszustand bemerken würde. Das wäre nämlich die Kirsche auf der Sahne. Nachdem mich eh gefühlt die ganze Schule wegen der Situation mit Nick bemiteidet hatte, wollte ich weitere Aufmerksamkeit bezüglich meines Liebeslebens gerne vermeiden. Diese Demütigung würde mir wahrscheinlich den Rest geben.

Plötzlich wurde ich von hinten am Handgelenk gepackt und herumgewirbelt.

"Kaya", gab Philipp von sich, sobald ich mich umgedreht hatte.

Meine Hände ballten sich zu Fäusten, während meine Augen anfingen zu brennen. Ich spürte die Tränen aber ich würde Philipp nicht die Genugtuung geben, zu weinen. Mein ganzer Körper war wie versteinert und ich wollte so schnell wie möglich raus aus dieser Situation.

"Kaya", wiederholte Philipp sanft und zog mich näher an sich heran.

Mit aller Kraft, die ich hatte, entriss ich Philipp meine Handgelenke.

"Ja, verdammt. So heiße ich. Ich bin überrascht, dass du meinen Namen überhaupt noch weißt!", fauchte ich ihm ins Gesicht.

Philipps Gesichtszüge verhärteten sich.

"Was soll das, Kaya. Wieso flippst du so aus? Ich möchte mit dir reden."

Ich starrte ihn nur an. Und mit einer Stimme, die vor Abneigung nur so triefte, lies ich ihn auflaufen.

"Tja, du hast ja jetzt jemandem, mit dem du stattdessen reden kannst. Ich habe nämlich absolut keinen Bock auf dich. Lass mich einfach in Ruhe, ich will mit dir nichts zu tun haben."

Damit drehte ich mich um und verschwand in der Menge.

Mit ein paar Umwegen, um zu vermeiden, dass Philipp mir folgte, schaffte ich es schließlich ins Freie.

Charly hatte erahnt, dass ich frische Luft brauchen würde und wartete am Eingang auf mich. Von meinem Gespräch mit Philipp hatte sie nichts mitbekommen. 

Sie zog mich in eine Umarmung und strich mit einer Hand über meinen Rücken. Ein ums andere Mal. Ich wusste, dass sie mich damit beruhigen wollte, aber ich verstand die Welt einfach nicht mehr. Was hatte ich getan, um so etwas, zum zweiten Mal in so kurzer Zeit, zu verdienen?

"So etwas verdienst du nicht, so etwas verdienst du wirklich nicht. Es tut mir so unglaublich leid", wiederholte Charly, wie in einem Mantra.

Die Tränen, die vorher noch in meinen Augen gebrannt hatte, hatten schon längst angefangen, mein Gesicht hinunter zu laufen. Ich wusste, dass ich eigentlich nicht weinen sollte, ich war ja geschminkt, aber es war mir so egal.

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