,,Konzentrier dich, Mädchen!", fuhr Amren mich an und ich runzelte die Stirn. Was glaubte sie, machte ich seit mittlerweile 2 Stunden?
Ich strich mir mit einer Hand das mittlerweile schweißnasse Haar aus der Stirn und stöhnte frustriert auf.
Amren hatte gesagt, sie würde mir helfen, meine Macht zu ergründen und dafür sorgen, dass ich in der Lage war, Aelin und ihren Hof zurückzuschicken. Aber vielleicht hätte ich ja auf die Blicke der anderen am Frühstückstisch hören sollen. Einzig Nesta, die wundersamer Weise erschienen war, hatte mich angesehen und genickt. ,,Amren ist gut.", hatte sie gesagt.
Es waren ihre einzigen Worte heute morgen gewesen.
Ich hatte Feyres Schwestern noch nie gesehen und war so überrascht hat wie alle anderen, dass Nesta in einem schlichten dunkelblauen Kleid zum Frühstück erschienen war.
Es hatte mich beeindruckt, wie erhaben sie schien, weit über allen anderen, selbst dem High Lord und seiner High Lady.
Ihr Rücken war gerade, aufrecht, ihr Blick klar und kalt. Ich kannte sie nicht, aber ich wusste, dass ich sie bewunderte. Sie war das, was ich sein wollte. Niemals hätte sie ihre Macht aufgegeben, niemals hätte sie sich vor den High Lords wie ein Tier vorführen lassen.
Etwas spitzes stach in meinen Oberarm und ich zuckte zusammen. Böse funkelte ich Amren an, die seelenruhig ihre Nägel betrachtete. ,,Wofür war das denn?", fragte ich sie durch zusammengebissene Zähne.
,,Du musst dich konzentrieren. Sonst wirst du nie Herr über deine Macht werden." Ernst runzelte sie die Stirn.
,,Deine Macht ist groß, anders. Sie gehört nicht hierher, weil sie ein eigenes Wesen hat. Du musst lernen, dieses Wesen zu lenken, damit es dich nicht zerreißt."
Das wusste ich. Ich kannte die Grenzen meiner Macht, wusste, wie stark sie war. Deshalb hatte ich sie in mir vergraben, Jahrelang.
Und nun sollte ich den Sturm gewollt entfesseln.
,,Du hast Angst.", stellte Amren fest und legte den Kopf schief. Selbst als High Fae kam sie mir seltsam Raubtierhäuser vor. Ich verschränkte meine Arme, abwehrend.
,,Wovor hast du Angst?", fragte sie neugierig, als wäre es ihr vollkommen unverständlich, dass ich meinen Tod fürchtete.
,,Ich weiß auch nicht, vielleicht davor, dass ich Aelin und ihr Gefolge nicht zurückbringen kann? Dass meine Machtg mich erneut zerstört? Dass ich ein Monster werde? Dass ich zu schwach bin? Dass ich nichts von dem hinbekomme, was du mir beibringst? Dass ich nicht stark genug bin, meiner Macht standzuhalten?" Ich hatte sarkastisch begonnen, doch meine Stimme wurde zum Ende hin immer höher, panisch. Amren winkte bloß ab.
,,Würde ich denken, du wärst nicht stark genug, hätte ich dich schon längst umgebracht."
,,Würdest du es tun? Mich umbringen, wenn die Macht mich zerstört?"
Sie nickte.
Auf eine verrückte Art beruhigte mich das. Also nickte ich, schloss meine Augen und konzentrierte mich.
Ich sah die Tiefen meiner Macht, unendlich, weit und schwarz. Sie war dunkel, böse und stark. Wie ein Raubtier begrüßte sie mich, schnurrend und mit schlagendem Schwanz. Sie schätzte mich ab, maß meine Stärke. Aber Amren hatte Recht, ich war stark.
Zumindest stark genug, um meiner Macht standzuhalten. Ich straffte meinen Rücken, griff nach ihr und ließ sie um meine Hand tanzen. Das Schnurren verwandelte sich in ein Knurren, sie fuhr ihre Krallen aus, aber ich zuckte nicht zurück. Ich stand still, versuchte, Nestas Blick zu imitieren. Kalt und unnahbar, eine Göttin, zu groß, um in dieser Welt zu wandeln.
Meine Macht begann, zu singen. Ein uraltes Lied, tief in meinem Kopf versteckt, sanft und süß.
Ich stimmt ein.
Gemeinsam verbanden wir uns, ich ließ meine Macht nach oben, ließ sie ein, nahm sie auf. Ein letztes Aufbäumen, ein Versuch, sich von mir zu lösen, aber ich knurrte bloß.
Stille.
Dann begann sie sanft, sich um mich zu legen, versöhnend und leicht. Sie hatte mich akzeptiert.
Ich war ihr Meister, ich beherrschte sie.
Sie war mein.
Amren keuchte auf und ich öffnete meine Augen.
Ich leuchtete. Das gesamte Licht des Raumes lag auf mir. Die Stühle und Tische lagen auf dem Boden, die Bücher waren aus den Regalen gerissen. Einzelne Seiten lagen auf dem Boden.
Ein breiter Riss in der Wand zog sich von der Decke bis zum Boden.
Mit glänzenden Augen stand Amren in der Ecke, einen Schutzschild um sich gezogen. Sie lächelte breit, ihre Haare vollkommen zerzaust, Schweiß stand auf ihrer Stirn. Aber sie lächelte.
,,Du kannst es.", sagte sie schwer atmend und ich nickte. Ein breites Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus.
Ich war zurück.
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Mareile
FanfictionHallo! Wenn ihr Das Reich der sieben Höfe auch so sehr mögt wie ich, dann seid ihr hier richtig. Ich werde ein Crossover zwischen Dem Reich der sieben Höfen und Throne of Glass schreiben. Lest meinen Fan Fiction, hasst sie, liebt sie, verliert euch...