Ein Ruckeln in der Kutsche ließ uns alle hochschrecken.
,,Nur eine Wurzel", rief uns der Kutscher zu und ich entspannte mich wieder. Den Hof des Tages hatten wir mittlerweile hinter uns gelassen und waren in die eisige Kälte des Winterhofes getaucht. Sosehr ich den Frühling liebte, so sehr hasste ich den Winter. Die Kälte kroch bis in meine Knochen und ich begann zu zittern. Die Reinheit der Natur war zwar wunderschön, aber nach einer Weile sehr eintönig. Überall, wo man hinsah, war Schnee. Überall. Auf den Bäumen, den Wegen, den Wiesen. Selbst die Häuser waren in weiß gehalten, als ob davon nicht schon genug gäbe. Ich zog die Felldecke enger an meinen Körper. Im Gegensatz zu mir schien Manon ganz begeistert zu sein. Sie lebte richtig auf.
,,Was gefällt dir nur so gut an Schnee?", fragte ich sie ratlos.
,,Der große Kontrast zu rot", sagte der König trocken und sie stieß ihm ihren Ellenbogen in die Seite. Er schnappte erst nach Luft, als sie wieder wegsah.
,,Wieso Ro... Oh. Blut. Verstehe", sagte ich und grinste. Manon verdrehte zwar die Augen, widersprach aber nicht. Stattdessen sah sie weiter nach draußen, als könnte sie sich nicht sattsehen.Nach einer Weile wurde ich unruhig. Ich begann auf meinem Sitz hin und her zu rutschen, bis Azriel mich beinahe mit seinem rechten Flügel an die Kutschwand fesselte.
,,Hey!", beschwerte ich mich, aber er sag mich gnadenlos an.
,,Ich mag dich gern, also würde ich es nicht gern sehen, wenn die Hexe dich aus der Kutsche und den Winterwölfen zum Fraß vorwerfen würde", sagte er nüchtern und ich ergab mich. Mit verschränkten Armen lehnte ich mich gegen die kalte Wand.
,,Wir hätten mehr Decken einpacken sollen", grummelte ich. Kommentarlos breitete Azriel seine über mir aus. Dankend sah ich ihn an, aber er erwiderte meinen Blick nicht.
,,Wie geht es Fenrys?" fragte ich mit einem leichten Lächeln. Jetzt blickte er mich an.
,,Das hast du mit Absicht gemacht", stellte er belustigt fest.
,,Ich mag doch deine dunkeln Augen so gern."
Manon schnaubte und ich sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. Einen Augenblick lang herrschte gespanntes Schweigen in der Kutsche und Azriel zog unruhig seine Schatten um sich.
Dorian räusperte sich. ,,Wenn ich das kurz übersetzen dürfte: Hier sind mir zu viele Gefühle, Liebesbekundungen sind albern, ich hasse Beziehungen und will den Schnee gern weiter anschauen." Niemand sagte etwas. Manons scharfer Blick richtete sich auf den König. Er erwiderte ihn überraschend fest, sah sie herausfordernd an. Und dann brach die Hexe in Lachen aus. Überrascht sah ich zu Azriel, der mich amüsiert ansah. Manon boxte gegen Dorians Arm.
,,Wenn ich das übersetzen dürfte: Das heißt ich mag dich sehr." Manon verdrehte die Augen und ich grinste. Sie liebte ihn wirklich.Ich jubelte innerlich auf, als wir die Grenze des Winterhofes erreichten.
,,Gott sei Dank", sagte ich mit blauen Lippen und lehnte mich nach vorn, um die bereits warme Luft des Sommerhofes einzufangen. Ich roch bereits das Meer.
Plötzlich hielt unsere Kutsche an.
,,Was ist los?", fragte Dorian alarmbereit und Azriel zog den Wahrsager aus der Scheide. Das kalte Metall glänze bedrohlich in der Sonne und selbst Manon wurde etwas blasser.
Schritte ertönten neben uns und ich entspannte mich. Soldaten des Sommerhofes. Das grüne Blau ihrer Uniformen brach sich in der Sonne. Sie salutierten und neigten den Kopf. Kurz darauf erreichte uns der Grund ihrer Verbeugungen.
Tarquin. High Lord des Sommerhofes. Er zügelte sein Pferd vor den Fenstern unserer Kutsche und hob die Hand zum Gruß.
,,Was tut Ihr hier?", brach es aus mir heraus und die Wachen sahen mich missbilligend an. Ich biss mir auf die Lippe, aber Tarquin grinste nur.
,,Ich würde mir nie verzeihen, sollten meine Gäste innerhalb meiner Grenzen verletzte werden", sagte er galant und zog die Zügel an.
,,Kommt, sonst erreichen wir die Hauptstadt erst bei Nacht." Sein Blick verweilte kurz bei mir.
,,Mareille, richtig?"
Mein Atem stockte und ich nickte steif. Tarquin lächelte, ehe er sein Pferd wendete und vorausritt. Meine Wangen röteten sich und ich sah betont an den anderen vorbei aus dem Fenster. Azriel lachte leise und nun war es an mir, ihm einen Ellenbogen in die Seite zu stoßen.
Trotzdem konnte ich das Rot lange nicht ganz von meinen Wangen vertreiben.
,,Dir Farbe steht dir, kleine Weltenbeugerin", sagte Manon grinsend.
,,Glaub ihr nichts im Bezug auf rot", sagte Dorian mit einem leichten Lächeln. Manon sah ihn kühl an.
,,Du hast meinen Ellenbogen auf dieser Reise schon so oft in die Seite bekommen, reicht es dir nicht langsam?", fragte sie trocken. Dorian beschwichtigte sie gespielt und zog den Kopf ein.
,,Verzeiht mir, meine Königin..." Gänzlich konnte er sein Grinsen nicht unterdrücken. Ich ignorierte meine Mitreisenden und sah mir stattdessen den Sommerhof aus den Fenstern der Kutsche an. Im Gegensatz zum Hof des Morgens gab es hier Felder statt Wiesen. Überall blühten Sonnenblume, Weizen und Lavendelfelder. Alles war bunt und angenehm warm. Kein vergleich zu der eisigen Eintönigkeit des Winterhofes. Noch immer fröstelte ich, wenn ich auch nur daran dachte. Hier war es definitiv angenehmer.

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Mareile
FanfictionHallo! Wenn ihr Das Reich der sieben Höfe auch so sehr mögt wie ich, dann seid ihr hier richtig. Ich werde ein Crossover zwischen Dem Reich der sieben Höfen und Throne of Glass schreiben. Lest meinen Fan Fiction, hasst sie, liebt sie, verliert euch...