12. Kino

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"Steven, tut mir leid, dass ich zu spät bin. Ich wurde aufgehalten, aber wir können den Zug noch kriegen", begrüßte ich ihn wohlwollend. Als er meine Stimme hörte, sah er sofort auf und schaute in meine Richtung.

"Hey, du hast es ja doch noch geschafft", sagte er und lief etwas vorsichtig auf mich zu.

"Ja Natürlich. Wenn ich etwas verspreche, dann verspreche ich etwas", sagte ich und übernahm seine Freude gleich. Er lud mich ein, gemeinsam mit ihm auf der Bank zu warten. Ich folgte seiner Einladung sofort und nahm neben Steven platz. Doch als ich ihm näher kam, verzog sich jedoch sein zuvor ziemlich fröhlich aussehender Blick. In seinen Augen befand sich auf einmal so eine tiefe Leere. Steven zeigte zwar selten Emotionen, aber dieser Gesichtsausdruck unterschied sich deutlich von all den anderen.

"Steven, was ist los?", fragte ich behutsam nach. Er schien meine Stimme jedoch gar nicht wahrzunehmen. Fast so als wäre er in seiner Traumwelt versunken. Ich wusste zunächst nicht wie ich ihn aus diesem Zustand befreien konnte.

Also berührte ich vorsichtig seine Schulter und versuchte somit seine Gedanken wieder in die Gegenwart zu holen. Verdammt, in dem Buch hätten sie ruhig mal ein Kapitel hinzufügen können, wie genau man mit den verschiedenen Sympthomen umgehen sollte.

"Steven. Ist alles Okay?", fragte ich erneut als ich seine Schulter wieder losließ. "Hahh! Danny, was ist passiert?", reagierte er ziemlich verwundert, als er wieder zu sich kam.

"Du warst auf einmal mit deinen Gedanken woanders. Ist alles Okay bei dir?", wollte ich sichergehen. Er nickte nur und stand einfach so auf. Als wollte er sich erneut von mir distanzieren. Hatte ich etwa was falsches getan?

"Unser Zug kommt gleich, wir sollten schon mal zum Gleis gehen", sagte er nur und starrte dabei hilflos auf den Boden. Ich richtete mich ebenfalls auf.

"Ja du hast recht", meinte ich und folgte ihm zum Gleis. Es waren noch zwei Minuten bis unser Zug eintraf. Zwei Minuten voller Stille in denen wir einander nicht einmal trauten einander anzuschauen. Ich war viel zu verunsichert um zu wissen, was gerade in Steven's Kopf vorging.

Als unsere Mitfahrgelegenheit dann schließlich am Bahnhof eintraf stieg er, ohne ein Wort zu sagen, gemeinsam mit mir ein und setzte sich auf einen freien Platz direkt ans Fenster. Ich tat es ihm gleich und wählte den Platz direkt gegenüber von ihm.

"Hast du dich schon für einen Film entschieden?", versuchte ich die bedrückte Stimmung welche uns umgab zu lockern. "Ja, aber ich weiß nicht ob du soetwas auch magst", sagte er und holte sein Handy hervor um mir ein Bild zu zeigen.

"Ein Superheldenfilm? Ich wusste gar nicht, das du sowas magst!", reagierte ich ziemlich überrascht.

"Huh? Warum schockt es dich das Außenseiter auch coole Dinge mögen können?", sah er mich verwundert an.

"Nein, so meinte ich das gar nicht. Ich war nur überrascht, dass wir den gleichen Filmgeschmack zu haben scheinen", klärte ich die Sache auf. Er schien es gar nicht fassen zu können, dass wir beiden doch nicht so unterschiedlich zu sein schienen.

"Hmm...was ist dein Lieblingssuperheld?", fing er an mich auszufragen. Da musste ich kurz überlegen, da ich so viele hatte welche mir gefielen.

"Nun bei Superheld da würde ich ganz klar sagen Iron Man! Und bei dir?", beantwortete ich seine Frage und war gespannt auf seine Antwort.

"Na das ist ja typisch! Das dir der exzentrische, beliebte Millionär dir am besten gefällt. Mein Lieblingsheld ist Spiderman", musste er ein wenig kichern.

"Ach komm, das ist doch auch voll das Klischee. Der unbeliebte High-School-Schüler ist der Fan eines unbeliebten High-School-Schülers mit Superkräften", musste ich ihm diese Sache einfach entgegenbringen.

Smells like Summer RainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt