19. Sommerregen

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"Steven! Wir werden Danny erst mal hier wegbringen", meinte Samantha, als wir Drei uns auf dem Weg zu ihrem Auto machten. "Wohin wollt ihr mich denn überhaupt bringen, etwa nach Hause zu meinen Eltern? Nein, danke", murmelte ich vor mich hin. Ich wollte in diesem Moment einfach nur alleine sein, beziehungsweise weg von diesen ganzen Idioten.

"Ich kann deinen Schmerz verstehen, Danny", antwortete Samantha und grübelte kurz nach. Draußen war es mittlerweile dunkel und kalt geworden. Mein Handy, welches ich in meiner Hosentasche hatte, vibrierte konstant, da ich immer wieder von Leute angerufen wurde. Im Moment hatte ich aber so gar keine Lust ihnen zu antworten.

"Wir sollten Danny zu einem Arzt bringen. Ihm geht es gar nicht gut. Mag sein, dass er jetzt nicht mehr springen will, er könnte jederzeit wieder eskalieren!", versuchte Steven es ihr klar zu machen.

"Aber überleg doch mal, wenn wir ihn zum Arzt bringen werden seine Eltern informiert. Ich kenne sie, die beiden würden ihn sicher zu so einem Konversions-Camp schicken. Unsere Kirchengemeinde bewirbt diese Dinger als wären es irgendwelche Wunderheil-Anstalten. Wenn er dahin kommt, wird ihn dies endgültig zerstören", argumentierte Samantha.

"Das klingt wirklich furchtbar. Jedoch braucht Danny Hilfe und wir sind nur einfache Teenager, wir können das niemals alleine händeln", meinte Steven und verschränkte seine Arme.

"Was er jetzt braucht, ist einen sicheren Ort an den wir ihn bringen können. Er muss sich beruhigen. Lass uns Morgen noch mal darüber verfahren, was das beste für ihn wäre", wollte Samantha ihren Standpunkt verteidigen.

Ich hatte jetzt echt keine Lust darauf, dass die beiden sich auch noch streiten würden.

"Ihr habt ja beide irgendwo recht, dennoch, ich will jetzt erst mal ein wenig runterkommen...", mischte ich mich ein.

"Es gäbe da vielleicht eine Lösung. Mein Vater ist Sozialpädagoge, er kann vielleicht das Jugendamt kontaktieren", schlug Steven vor.

"Meine Eltern sind bis morgen Vormittag unterwegs bei ihren Verwandten. Was wäre, wenn du einfach mit zu mir kommen würdest?", schlug Steven vor. Mir war es ehrlich gesagt relativ egal, Hauptsache weg von hier, weshalb ich nur mit einem Nicken reagierte. "Das ist ja schön und gut, aber was erzählen wir seinen Eltern. Sie erwarten, dass er vor elf Uhr wieder zu Hause ist", wandte Samantha ein.

"Sag denen einfach, ich würde bei Jackson pennen", meinte ich und schloss müde meine Augen. Ich wollte nun nur eines haben, nämlich ein Bett. Zu Beginn hatte mich der Alkohol ziemlich aufgeputscht, aber nun war ich einfach nur völlig kaputt.

"Na schön. Sag mir einfach wo du wohnst und ich fahr euch dorthin", gab Samantha sich schließlich geschlagen.

Wir stiegen also alle Drei bei ihr ein. Aber bevor wir losfuhren, drückte sie mir noch eine Tüte in die Hand.

"Alkohol und Autofahren verträgt sich nicht so gut. Wenn du dich übergeben musst, dann bitte da rein", warnte sie mich vor und ließ mich hinten auf der Rückbank sitzen. Während der Fahrt herrschte eine unangenehme Stille. Ich sah währenddessen aus dem Fenster und ließ die Umgebung einfach an mir vorbeirauschen. In meinem Kopf malte ich mir die verschiedensten Szenarien aus, wie es denn nun mit mir und Steven weitergehen würde. Aber vor allem auch, was jetzt meine Freunde wohl von mir dachten.

"Danny, mach dir keine Gedanken, alles wird gut werden", versuchte Samantha mich aufzuheitern, aber ich wusste, dass ich nun tief in der Scheiße saß.

Nach einer 20-minütiger Fahrt kamen wir schließlich bei Stevens Zuhause an. Es war ein relativ kleines, bescheidenes Haus. Steven holte einen Schlüssel, welcher hinter einem Blumentopf versteckt war hervor, um uns die Tür zu öffnen. Aber anscheinend, war doch jemand bei ihm Zuhause. Denn als wir das Haus gerade betreten hatten, lief ein brauner, wuscheliger Golden Retriever auf und zu, und bellte uns an.

Smells like Summer RainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt