14. Der Ausflug - Teil 2

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Als der Bus schließlich in einen kleinen Waldweg abgebogen war, konnten wir bereits die Umrisse des Camping-Lagers erkennen.

"Schau nur, wir sind gleich da!", machte Samantha mich noch einmal darauf aufmerksam. Ich war froh, dass ich mir gleich erst mal die Beine vertreten konnte, von dem ganzen Rumsitzen, sind sie mir nämlich eingeschlafen.

"Wird aber auch Zeit, meine Beine sind schon ganz taub", meinte ich und gähnte einmal kurz. Als wir dann schließlich an einem kleinen Parkplatz anhielten, stiegen wir alle geordnet und der Reihe nach aus. Es tat echt gut, die frische Waldluft zu riechen. Ich atmete sie tief ein und stellte mich dann mit meinen Mitschülern in eine Reihe auf.

Danach durften wir auch endlich unser Gepäck holen. Kurz vorher hatte unser Lehrer aber noch etwas zu verkünden: "Da das Camp etwas tiefer im Wald liegt, müssen wir noch ein kleines Stückchen laufen. Ich weiß es ist sehr warm und euer Gepäck ist schwer, aber das sollte zu schaffen sein, außerdem sind wir ja auch hier, um uns körperlich anzustrengen", lachte er ironisch.

Der hat gut reden, er muss seine schwere Tasche nicht bei gefühlten 40° im Schatten, mitschleppen. Zum Glück war ich kräftig genug, das zu stemmen. Nur bei Samantha war ich mir da nicht so sicher.

Am Besten ich biete ihr mal meine Hilfe an. Als ich sah, wie sie mühsam versuchte ihre Tasche hochzuheben, beschloss ich sie an zu sprechen.

"Hey, das sieht ziemlich schwer aus, soll ich dir helfen?", fragte ich sie freundlich. In dem Moment hob sie ihre Tasche mit einem Satz hoch und schnallte sie sich über die Schulter.

"Nein Danke, als Cheerleaderin trage ich meine Freundinnen jede Woche auf meinen Schultern, das hier ist gar nichts dagegen!", behauptete sie mit stolz, während sie an mir vorbei lief. Echt beeindruckend, dass sie so stark war. Ich sah zur Seite und entdeckte Steven, wie er verzweifelt versuchte, seine Tasche zu bewegen. Diese bewegte sich aber keinen Millimeter.

Kein Wunder, so schwach wie er war. Am liebsten hätte ich es ignoriert, aber wenn ich ihm nicht half, wer tät es sonst? Warum war er auch nur so erbärmlich und unsportlich? Das konnte man ja gar nicht mit ansehen.

Wortlos lief ich zu ihm hin und schnallte mir seine Tasche noch zusätzlich um den Arm. Er sah mich überrascht an, aber ich beschloss ihn einfach zu ignorieren und seufzte kurz. Er konnte aber auch echt nichts alleine.

"Hey, ähm...Danke", bedankte er sich leise und lief mir hinterher. Die beiden Taschen waren echt verdammt schwer, aber bevor die anderen auch nur daran dachten ihn wieder nieder zu machen, tat ich mir das lieber an. Warum es mir so wichtig war?

Ganz einfach, er hatte schon genug im Leben durchgemacht und daran war ich nicht ganz Unschuldig.

"Gerne, aber bilde dir bloß nichts drauf ein", versuchte ich wieder Distanz zwischen uns zu waren.

"Hör auf das ständig zu sagen", hörte ich ihn hinter meinem Rücken nuscheln. Soll er es mir doch gleich ins Gesicht sagen, anstatt es vor sich hin zu labern.

"Soll ich dir wirklich nicht helfen? Das sieht ziemli-", wollte er mir zur Hilfe kommen, aber ich unterbrach ihn sofort: "Nicht nötig, deine Arme sehen so aus, als würden sie alleine schon beim Versuch, die Tasche zu tragen, brechen. Wenn du nützlich sein willst, dann halt den Mund und folge mir einfach", zickte ich ihn an. Er sah körperlich und mental so aus, als würde er bei jeder Kleinigkeit sofort zerbrechen.

Er war doch derjenige, der nichts gebacken bekam, warum wollte er mir dann seine Hilfe anbieten? Steven war so jemand, der ständig jemanden um sich herum brauchte, der ihn vor alles und jedem beschützte.

Aber er hatte ja nicht mal Freunde, geschweige denn, irgendwelche Leute zu denen er sich anvertrauen konnte.

"Hey Danny, seit wann bist du denn sein Packesel?", lachte Jackson mich aus. Ich grinste ihn nur sarkastisch an und lief einfach weiter. Als wir den Campingplatz schließlich erreicht hatten, klappte ich vor Erschöpfung fast zusammen. Denn dieses 'kleine Stückchen' von dem unser Lehrer gesprochen hatte, entpuppte sich als eine 30-Minütige Wanderung und immer wieder musste ich Steven klar machen, dass ich seine Hilfe nicht brauchte. Bei der ersten Gelegenheit, ließ ich die beiden Taschen zu Boden und setzte mich hin. Ich brauchte dringend etwas zu trinken.

Smells like Summer RainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt