5. Ein veregneter Tag

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An jenem kühlen Dezembertag, als Steven und ich uns das erste mal begegneten, erlebten wir den ersten Schneefall des Jahres. Lautlos fielen die weißen Schneeflocken und schmolzen einen Augenblick später, als sie sanft auf den Boden fielen.

Ich war gerade dabei, mit meinen Freunden an unserem Bastelprojekt ein paar Adventssterne für das anstehende Weihnachtsfest zu basteln, als unsere Lehrerin Mrs. Susan, ein fremdes Kind im Schlepptau hatte.

"Guten Morgen liebe Mitglieder der Delfin-Klasse, ab heute haben wir einen weiteren Schüler bei uns, magst du dich vielleicht mal vorstellen?" verkündete sie fröhlich und sah runter zu dem kleinen schüchternen Jungen an ihrer Hand, welcher versuchte sich hinter ihr zu verstecken.

"Komm her, du brauchst keine Angst zu haben", versuchte sie ihn zu ermutigen, aber er klammerte sich weiterhin an ihr fest, wie ein kleines Äffchen, weshalb wir ihn kaum sehen konnten.

"Mein... Name ist Steven ... ich bin 7 Jahre alt ...", stotterte er nervös. Ich konnte es früher nicht nachvollziehen, warum er so ängstlich war, schließlich würden wie ihn ja nicht auffressen.

Als er sich endlich etwas sicherer fühlte, trat er ein wenig nach vorne, so dass man ihn auch endlich sehen konnte. Er hatte sanfte braune Haare, tiefblaue Augen und trug ein niedliches Shirt mit einem Hund darauf. Unsere Lehrerin setzte ihn an unseren Tisch, da sie mich für sehr sozial und nett hielt.

"Steven, setz dich doch hier zu den Jungs. Schau mal sie basteln gerade", erklärte sie ihm, während der Junge uns neugierig beobachtete.

"Bitte kümmert euch um ihn, er hat noch keine Freunde hier gefunden", damit wurde er uns anvertraut. Steven war irgendwie anders als die anderen Kinder, die ich bisher kennen gelernt hatte. Ich habe ihn nie lächeln sehen und immerzu versuchte er, sich zu verstecken.

'Die anderen Kinder lachen immer, sind laut und haben Spaß. Nur er nicht. Was ist mit ihm los? Mit ihm stimmt doch was nicht', dachte ich mir damals.

"H... Hallo...freut mich euch...kennenzulernen", versuchte er langsam Kontakt zu uns aufzunehmen.

Anfangs fing er bei jeder Kleinigkeit an zu zittern, immer wenn er was sagen wollte, stotterte oder murmelte er nur irgendwas.

'Ein sehr komisches Kind', wie ich ahnte. "Gerne kannst du bei uns mitmachen", lud Jackson, mein schon damals, bester Freund, ihn ein.

"Das ist... sehr... nett von euch...", stotterte er und half uns beim Basteln.

"Sag mal wo kommst du eigentlich her?", wurde er von Noel gefragt. "Ich wohne auch hier in diesem Dorf...", antwortete er so ängstlich, als wäre er gerade bei einem Polizeiverhör.

"Danny hör auf zu trödeln! Ich bin schon fast fertig mit meinem Adventsstern und du bist gerade mal am Anfang. Dieses Mal werde ich gewinnen!", prahlte Jackson stolz, aber das konnte ich nicht zulassen. Innerhalb einer Rekordzeit schnitt ich die Form aus, faltete sie zusammen und legte mein Meisterwerk vor.

"Das gibt es doch nicht. Wie hast du das denn geschafft?", regte Jackson sich auf. Plötzlich hörte ich ein leises Klatschen im Hintergrund. "Das hast du toll gemacht, Danny!", lobte Steven mich und klatschte dabei fröhlich in die Hände. Das war das erste Mal, dass ich ihn lachen gesehen habe. Vielleicht fing der Junge ja doch an, irgendwann aufzutauen.

"Na Warte! Euch werde ich's noch zeigen!" meinte Jackson. In den darauffolgenden Tagen, schien der Junge immer mehr aus sich rauszukommen und ich hatte ganz stark das Gefühl, dass ich dafür mitverantwortlich war. Ich sah ihn nämlich nur lächeln, wenn er bei mir war. Mochte er mich etwa gerne?

Anfangs fand ich das ja noch ganz niedlich, aber nach einer gewissen Zeit wurde es na ja... . Er lief mir immer wieder hinterher, versuchte meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich hatte regelrecht das Gefühl, er versuche sich bei mir einzuschleimen damit ich ihn gerne hatte. Er wurde zu einer richtigen Klette, welche ich nicht mehr los wurde.

Smells like Summer RainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt