Der heutige Tag war einfach nur nervenaufreibend. Nicht nur das ich Steven jetzt wieder an der Backe hatte und jeden Tag an mein schlechtes Gewissen erinnert wurde. Nein. Dazu musste ich auch noch diese uralte Geschichte raus kramen und das ausgerechnet vor Samantha. Hoffentlich dachte sie jetzt nicht Schlecht von mir.
Die einzige Hürde, die ich heute noch meistern musste, war das gemeinsame Abendessen mit meiner Familie. Danach konnte ich mich endlich zurücklehnen. Meine Mutter hatte Rinderfilet mit Kartoffeln und Gemüse gemacht. Nach so einem stressigen Tag, konnten die Kochkünste meine Mutter echt aufmunternd wirken.
Gemeinsam deckten wir den Tisch und sprachen, wie bei jeder Mahlzeit, vorher unser Tischgebet: "Komm her Jesu, sei unser Gast und segne diese Gaben, die Du uns beschert hast. Amen", beteten wir zusammen, bevor wir von unseren Tellern aßen. Das Gebet war bei uns Tradition, vor jeder Mahlzeit, bedankten wir uns erst beim Herrn dafür, dass wir täglich Essen auf dem Tisch stehen hatten.
"Und Kinder, wie war euer Tag so?", fragte Mutter und sah mich und meine Schwester erwartungsvoll an.
"Ganz in Ordnung", log ich ihr ins Gesicht und aß weiter. Sie mussten nicht unbedingt davon wissen, was heute mit mir los war.
"Mein Tag war langweilig wie immer", antwortete meine Schwester mürrisch, während sie an ihrem Smartphone spielte.
"Annabelle, wie oft muss ich dir noch sagen, dass während des Essens nicht ans Handy gegangen wird?", meckerte mein Vater sie schließlich an, als er es bemerkte. Sie warf ihm einen genervten Blick zu und ließ es langsam in die Hosentasche verschwinden.
"Sieh mich nicht so an, du kennst die Regel, beim Abendessen mit der Familie haben solche störenden Geräte nichts verloren", bemerkte mein Vater.
"Ja schon klar. Aber mein Bruder darf doch auch hier sitzen", argumentierte sie.
"Wie bitte? Der Störenfried bist doch du!", feuerte ich zurück. Schließlich konnte ich die nervigen Kommentare meiner Schwester nicht einfach so auf mir sitzen lassen.
"Ach Kinder, könnt ihr beiden euch nicht einmal vertragen?", fragte Mutter und sah uns dabei vorwurfsvoll an.
"Ich habe mich früher auch mit meinen Geschwistern gestritten. Das ist völlig normal. Trotzdem sollte man sich zusammen reißen können!", mischte Vater sich schließlich ein und schlug wütend mit seiner Faust auf den Tisch. Woraufhin wir beiden zusammen zuckten.
"Euer Vater hat recht, reißt euch doch wenigstens an einem Familienabend mal zusammen", fing Mutter nun auch damit an. Wir nickten beide und wandten uns wieder dem Essen zu. Ich wollte es nicht mit erleben, wenn mein Vater richtig sauer wurde, denn wenn er einmal richtig an die Decke ging, konnte man nur noch laufen gehen. Echt beängstigend. In der Vergangenheit, hatte er schon öfters mal die Hand gegen mich erhoben.
"Und nun zu dir, habe ich dir nicht schon oft gesagt, dass du deine Kappe beim Abendessen abnehmen sollst", meckerte Vater mich an. Woraufhin ich sie langsam von meinem Kopf entfernte.
Annie und ich beschlossen also, unsere kleine Streiterei zu verschieben und den Mund zu halten. 'Nach dem Abendessen ist sie aber fällig, darauf kann sie wetten.'
"Annie, wie läuft es eigentlich bei dir auf dem College?", fragte meine Mutter sie, um die Stimmung etwas aufzulockern. "Es läuft ganz gut. In ungefähr sechs Jahren werde ich meinen Abschluss haben. Da ich etwas im medizinischen Bereich machen möchte, muss ich mich in nächster Zeit echt anstrengen", erzählte sie uns.
"Das ist auch wichtig. Jemanden in der Familie zu haben, der was von Medizin versteht, ist schon ziemlich praktisch, nicht wahr?", meinte unsere Mutter und sah dabei ihren Mann an.
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Smells like Summer Rain
RomancePopular boy x Autistic boy Der 16-Jährige Danny Cambridge kann seinen Augen nicht trauen, als sein ehemaliger Kindheitsfreund Steven nach acht Jahren wieder vor ihm steht. Die beiden sind vor acht Jahren in einem folgenschweren Streit auseinander ge...