Soulhunter 2 - Buch der Erde (Revali x Shania)

12

Shania

Während ich mich nun abtrockne und wieder anziehe, beobachte ich den Orni dabei, wie er sich im heißen Wasser entspannt. Ich schmunzle über seinen verträumten Anblick. Typisch Revali, zuerst beschweren, aber dann... Während der Orni also die Vorzüge der wohltuenden Wärme, noch ein wenig genießt, mache ich mich auf, nach Daruk zu suchen. Den roten Markierungsstein am Eingang lasse ich stehen.

So marschiere ich durch das Dorf, überquere ein paar Brücken und halte nach meinem Bruder Ausschau. Ich bin an der Schmiede vorbeigegangen, an den Handwerksläden und am Gasthaus, doch von dem großen Goronen fehlt jede Spur. Vielleicht ist er ja zu Paps gegangen... So begebe ich mich zurück zum Haus meines Vaters. Der alte Gorone liegt auf seiner Steinmatte und macht gerade ein Schläfchen. Grübelnd lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Nein, hier ist er auch nicht! Plötzlich zucke ich zusammen, als mir ein Gedanke kommt. Ich erinnere mich an etwas, an einen Ort, ein Ort, den Daruk früher immer zum Nachdenken aufgesucht hat. Womöglich ist er ja dort. Ob ich diesen Platz noch finden werde?

Mühselig steige ich eine steile Anhöhe hinauf. Den Rest des Weges muss ich klettern. Ächzend ziehe ich mich die Kante hoch. Keuchend verharre ich erstmal auf dem Boden. Doch als ich plötzlich ein langes ausgedehntes Seufzen höre, hebe ich überrascht den Kopf. Einige Goronen-Schritte von mir entfernt sitzt Daruk. Seine üppigen Beine baumeln über der Kante einer Klippe. Sein Gesicht ist dem Vulkan zugewandt.

Als mein Atem sich wieder beruhigt, erhebe ich mich und schreite zu meinem Bruder hinüber, der sich am Kopf kratzt und einen erneuten Seufzer auf die Welt loslässt. Als ich dem breiten Goronen näherkomme und bereits über die Kante blicken kann, erkenne ich, dass wir uns genau über Goronia befinden. Im Hintergrund befindet sich der Vulkan in seiner schönsten Pracht. Allerdings ist dieses überwältigende Bild mit Kummer gedrängt.

»Hier bist du also«, sage ich zu Daruk, der mich immer noch nicht bemerkt hat.

Erschrocken dreht sich der Große zu mir um. Überrascht glubscht er mich aus seinen blauen kullerrunden Augen an, als er meine Gestalt erkennt.

»Du bist's«, murmelt mein liebster Kamerad. »Hast du nach mir gesucht?«

Mit einem aufmunternden Lächeln setze ich mich zu meinem Bruder, der einen ziemlich sorgenvollen Gesichtsausdruck aufgesetzt hat.

»Ja, und siehe da ich habe dich gefunden! Stell dir vor, mir ist eingefallen, dass du des Öfteren hier hochgekommen bist. Allerdings...« Ich kratze mich am Oberarm und werfe dem Weg, den ich gekommen bin, einen kritischen Blick zu. »... konnte ich mich nicht daran erinnern, dass der Weg hier hoch so anstrengend ist.«

Daruk lacht auf. »Schön, dass du wieder bei uns bist, Loreena! Deine frohkieselige Art hat uns gefehlt. Ja... besonders mir...«

»Ach, Daruk...«, meine ich und tätschle seine riesige Hand. »Du hast mir auch gefehlt, du großer, pummeliger Fels!«

Grinsend streckt mein Bruder die Hand nach mir aus, er packt meinen wesentlich zierlicheren Körper und setzt mich auf seinen Schoß. Verwundert schaue ich zu dem Goronen hoch, der augenblicklich wieder etwas kummervoller dreinblickt.

»Wie war denn die Besichtigungstour mit Revali?«, frage ich ihn und versuche vergeblich, es mir auf Daruks steinharter Haut bequem zu machen.

»Hat er dir nicht davon erzählt?« Der Gorone lehnt sich ein bisschen zurück, um mich besser ansehen zu können.

»Doch... Naja, zumindest ein bisschen was davon. Er hat erwähnt, dass ihr von Moblins angegriffen worden seid. Ansonsten, muss du wissen, ist Revali eher von der wortkargen Sorte... wenn er nicht gerade von sich selbst spricht«, erkläre ich dem Goronen grinsend, während ich mit meinen Haaren spiele, eine Tatsache, die ich oft tue, wenn ich an meinen Gefährten denke.