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Shania


Fasziniert betrachte ich die Klingen, wie sie durch die Luft sausen. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich diejenige bin, die sie führt. Kairu hat mir ihre Fähigkeiten gegeben, sie gehören nun mir. Allerdings frage ich mich immer noch, warum sie in der Seelenwelt eingesperrt ist. Die anderen könnte ich jederzeit befreien, doch sie nicht. Was hat sie nur Schlimmes verbrochen, dass sie auf immer in die Welt der Seelen verbannt wurde? Missgestimmt stelle ich fest, dass ich über dieses Reich so wenig weiß. Schließlich sollte ich die Wächterin des Seelenreiches sein. Tja, mich trifft keine Schuld. Bestimmt wusste ich früher mehr. Aber irgendetwas hat es mich vergessen lassen. Was ist nur mit mir geschehen? Ich hoffe so sehr, dass ich hier Antworten finde. Inzwischen frustriert mich das Ganze einfach. Angeblich soll ich ja eine Bestimmung haben und es ist alles andere, als erfreulich, dass ich mich an diese einfach nicht erinnern kann.

Plötzlich vernehme ich einen merkwürdigen Laut. Es klingt, wie ein aufdringliches Quaken. Als ich aufsehe, sehe ich etwas aus dem Wasser springen geradewegs auf Revali zu, der mir bis zum jetzigen Zeitpunkt zugesehen hat. Erschrocken halte ich Inne, mustere die merkwürdige Kreatur mit offenem Mund, die einer großen, aufrechtstehenden Echse gleicht. Augenblicklich stampfe ich mit beiden Klingen auf das Monster zu, dass soeben meine Gefährten angreift, doch dann spüre ich plötzlich einen heftigen Schmerz in meiner Schulter. Als ich mich umdrehe, sehe ich eine Klinge aufblitzen. Sie ist mit meinem Blut beschmiert. Dahinter befindet sich der Kopf eines Echsenmonsters, das mich hinterlistig anstarrt. Als mir schwindlig wird, trifft mich schlagartig die Erkenntnis, dass die Klinge vergiftet war. Meine Schwerter entgleiten mir aus der Hand. Ungehindert falle ich auf den feuchten Boden. Nur verschwommen nehme ich wahr, dass mich zwei glitschige Hände zum Fluss zerren.

»Revali...«, murmle ich, als ich plötzlich Wasser an meinem Körper spüre.

Ich fühle mich so komisch, als wäre ich kein Teil mehr von dieser Welt. Meine Augen sehen nur noch Himmel und Wasser. Himmel und Wasser... Himmel und Wasser... Orni und Zora... Orni und Zora... Dunkelblau und Rot... Federn und Schuppen... Schon bald wird mir klar, dass ich beginne zu halluzinieren. Das Gift zeigt seine Wirkung.

Haltlos werde ich von der Strömung hin- und hergerissen. Es regnet in Strömen.

Es regnet? Gerade war der Himmel doch noch wolkenlos.

Vor mir steht ein roter Zora. Er lächelt.

Ein Zora? Was zum...

Vergangenheit vermischt sich mit der Gegenwart. Ich weiß, dass ich von Echsen entführt wurde, aber es regnet nicht und auch der rote Zora lächelt nicht, er kämpft.

Als ich wieder halbwegs zu mir komme, schleift mich eine der Echsen aus dem Wasser. Mein Körper hinterlässt eine Schleifspur im sandigen Ufer. Meine Augen erkennen den roten Fischmenschen. Er ringt im Wasser mit den Kreaturen, bekämpft sie mit seinen beiden Lanzen.

Träume ich? Ist das eine Erinnerung? Eine Vision? Der rote Zora ist mir in meinen Erinnerungen schon öfters begegnet. Wer ist er? Wie heißt er? Warum scheint er mir so wichtig zu sein?

Grummelnd schließe ich die Augen. Mir tut alles weh. Ich möchte am liebsten schreien, aber ich kann nicht. Wo ist Revali? Was ist mit meinem Gefährten passiert? Ich will zu meinem Revali! Augenblicklich kommen mir die Tränen. Mir geht es übel, echt übel. Dieses Gift ist ein echtes Teufelswerk. Die Sorge um den Orni brennt in meinem Herzen. Revali mag vielleicht stark sein, aber er ist nicht unverwundbar.

Das Reptil wirft mich gegen einen Baum, dort bleibe ich regungslos liegen, atme schwer. Was passiert jetzt? Was hat das Monster mit mir vor? Der rote Zora scheint, noch mit den anderen beschäftigt zu sein und Revali ist nicht hier. Ich muss etwas tun, jetzt. Komm schon, Shania! Steh auf! Doch mein Körper gehorcht mir nicht, die Wirksamkeit des Giftes lässt nicht nach.

Soulhunter 2 - Buch der Erde (Revali x Shania)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt