Soulhunter 2 - Buch der Erde (Revali x Shania)

6

Shania

Meine Ohren vernehmen das Pfeifen des Windes. Ich spüre die Kälte auf meiner Haut. Über meinem Kopf erblicke ich das Sternenzelt und die schönen Farben der Nordlichter. Gebannt starre ich auf den farbenfrohen Nachthimmel, als ich plötzlich eine Männerstimme vernehme.

»Eure Reise scheint, gut zu verlaufen. Doch werdet ihr noch weiteren Gefahren trotzen müssen.«

Als ich mich umdrehe, erkenne ich Argus dunkelgraues Federkleid und seine leuchtend grünen Augen. Wir stehen auf einer Felseninsel mitten im Orni-See. Ich verstehe schon, ich muss wieder einmal das Reich der Seelen betreten haben. Doch außer einem erbosten Blick habe ich meinem Schwiegervater in Spe nichts zu erwidern. Ich bin immer noch sauer auf ihn, weil er mich bei Revali verpetzt hat.

So wende ich meine verärgerte Miene von dem ehemaligen Orni-Krieger ab und schaue auf den See hinaus, in dem sich die zauberhaften Nordlichter spiegeln.

Als ich nichts antworte, fügt er hinzu: »Du weißt, egal, was auch kommen mag, mein Sohn wird dich mit seinem Leben beschützen.«

»Willst du uns etwa vor irgendetwas warnen?«, gebe ich patzig zurück.

Überrascht funkelt mich Revalis Vater an. »Nur weil ich tot bin, heißt das noch lange nicht, dass ich die Zukunft vorhersehen kann. Aber ich weiß, dass sich etwas Dunkles anbahnt, finstere Zeiten werden über Hyrule kommen.«

»Dann besten Dank auch für deine Prophezeihung. Ich werde versuchen, sie zu beherzigen«, entgegne ich ihm missgestimmt und verschränke die Arme.

Belustigt lächelt mich Argus an. »Verstehe schon, du bist immer noch wütend auf mich.«

»Ach ja? Und das wundert dich?«

Der Gesichtsausdruck des verstorbenen Orni wird mit einem Mal strenger. »Revali musste es erfahren.«

»Am besten wäre es natürlich gewesen, er hätte es von mir erfahren und nicht von dem Geist seines toten Vaters«, gebe ich verbittert zurück.

Verächtlich lacht Argus auf. »Wir wissen beide, dass du es damit nicht eilig hattest. Wenn es nach dir gegangen wäre, würde mein Sohn immer noch nicht wissen, dass du eine Seelenbändigerin bist und dass Ganon dich heimsucht.«

Ich seufze lang und ausgiebig. Wirklich unrecht hat er mit seiner Aussage nicht. Ein halbes Jahr lang habe ich Revali dieses Detail verschwiegen. Aber ich hatte meine Gründe, denn ich wusste nicht, wie mein Gefährte darauf reagieren würde. Darüber hinaus soll ich die angebliche Auserwählte sein. Die Orni meinten, ich wäre in der Lage den Dämonenkönig aufzuhalten. Und was soll man schon von einer Auserwählten denken, die nachts von dem besagten Feind gefoltert und gequält wird.

»Irgendwann, wenn ich bereit gewesen wäre, hätte ich es Revali schon gesagt. Darüber hinaus hättest du was Ganon betrifft wirklich nicht ins Detail gehen sollen«, werfe ich dem Orni vor.

Argus schließt die Augen und schüttelt den Kopf. »Ich habe Revali nichts Genaues erzählt. Das hat er nur gesagt, damit er dich aus der Reserve locken kann.«

Verwundert fahre ich zusammen. Lügt mich Argus an oder spricht er die Wahrheit? Naja, eigentlich würde es schon für meinen Gefährten sprechen, dass er mich nur ausgetrickst hat.

»Wie dem auch sei...«, meint der Orni schließlich. »Du und mein Sohn habt wieder zueinander gefunden und Ganons Macht über dich ist abgeschwellt. Wenn du mich fragst, hast du mir Einiges zu verdanken.«

Verärgert plustere ich die Wangen auf, als ich bemerke, dass Argus die gleiche überhebliche Pose darbietet, wie Revali. Ja, die beiden ähneln sich wirklich sehr. Doch ehe ich etwas darauf erwidern kann, verschwindet die traumhafte Kulisse des Seelenreiches vor mir, stattdessen verfalle ich einen ruhigen, aber traumlosen Schlaf.