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Shania


Auch diese Nacht liegt Revali neben mir, doch er berührt mich nicht, legt seinen Flügel nicht über mich, so wie er es sonst immer tut. Obwohl wir uns doch so nah sind, ist er so weit weg von mir, schon wieder. Doch es muss so sein, er lässt mir Freiraum, um mich mit meinen Gefühlen auseinanderzusetzen. Ich liege noch sehr, sehr lange wach, zerbreche mir den Kopf über Sidon und mich, mich und Revali. Doch wie sehr ich mich auch anstrenge, ich komme zu keinem Ergebnis. Es ist so frustrierend. Ich hasse mich selbst dafür, ich hasse mich wirklich.

Schon als ich eingeschlafen bin, überkommt mich ein merkwürdiges Gefühl. Unsicherheit und Zerrissenheit verfolgen mich bis hin in meine Träume. Mein Herz ist besudelt mit schlechten Gefühlen, deshalb sollte es mich nicht wundern, dass es mich anfällig und schwach macht.

Eine trockene Hitze spüre ich plötzlich auf der Haut. Blinzelnd öffne ich die Augen. Es ist quälend heiß geworden. Meine Augen brennen. Es ist dunkel. Langsam schreite ich voran, versuche der Hitze zu entfliehen. Mit einem Mal erkenne ich ein Licht und laufe darauf zu. Doch es wird nicht kühler, im Gegenteil, mit jedem Schritt scheint es, immer heißer zu werden. Plötzlich stehe ich einer riesigen Höhle umgeben von Lava. Brücken führen zu dem Mittelpunkt, dort steht ein Thron, auf diesem Thron sitzt jemand. Noch bevor ich sein Gesicht sehen kann, werde ich von einem niederschlagenden Gefühl überschattet, eines, das mich in die Knie zwingt. Ich lange mir an meine schmerzende Brust. Der harte Boden zerschrammt mir meine Beine.

Der Mann auf dem Thron steht auf. Seine lange, rote Haarpracht, richtet sich auf, als würde der Wind damit spielen, obwohl es hier unten gar keinen Wind gibt.

Nur einen kurzen Moment senke ich den Blick, um mich wieder zu fangen. Doch als ich wieder aufsehe, kniee ich vor dem Dämonenkönig direkt vor seinem Thron, als hätte er mich in aller Stille hierher teleportiert.

Erschrocken stehe ich auf und weiche einige Schritte zurück.

»Schön, dass du wieder zu mir gefunden hast, Shania!« Er legt den Kopf schief und betrachtet mich mit gespielter Nachdenklichkeit. »Oder soll ich dich lieber Loreena nennen? Was ist dir denn lieber?«

Ganon marschiert auf mich zu. Seine roten Augen mustern mich von oben bis unten. Wieder gehe ich ein paar Schritte zurück.

»Bleib bloß von mir weg!«, zische ich.

»Du böse, unverschämte, kleine Herzensbrecherin!« Tadelnd hebt der Dämon einen Zeigefinger und schreitet weiterhin ganz langsam auf mich zu. »Jetzt hast du auf einmal gleich zwei Liebhaber. Ich bin beeindruckt.«

»Was weißt du schon!«, herrsche ich ihn feindselig an.

»Oh, meine kleine Dirne! Ich weiß nahezu alles. Ich kenne all deine dunkelsten Gedanken, jede Träumerei, jede Fantasie. Du möchtest sie doch alle beide. Oder? So ist es doch? Alle beide, gleichzeitig! Du willst dich doch gar nicht entscheiden. Dich lüstet es nach all ihren Vorzügen.«

Mit zusammengebissenen Zähnen schüttle ich den Kopf und halte mir die Ohren zu. Immer wieder rede ich mir ein, dass das alles nicht stimmt. Ich will weder Sidon noch Revali enttäuschen. Ich will, ich will, ich will... Ich... ich... Ich weiß es nicht!

Schreiend breche ich zusammen. Ein unvergleichlicher Schmerz ergreift mein Herz und raubt mir jeden Verstand. Es droht mich, zu zerreißen.

Plötzlich spüre ich Ganons große Hand auf meinem Kopf.

»Armes, kleines Mädchen! Deine Liebe wird nicht für beide reichen. Doch deine verdorbenen Gelüste schon. Warum lässt du sie nicht an mir aus? Warum zeigst du mir nicht, wie sündig du wirklich bist?«

Soulhunter 2 - Buch der Erde (Revali x Shania)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt