Zu schwach

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„Sag mal, hörst du mir eigentlich zu?", schrie mich die schwarzhaarige vor mir plötzlich an. Ungewollt zuckte ich zusammen. „Sei froh, dass ich dich nicht an die Marine übergebe.", zischte sie mir zu und wandte sich zu gehen. Sie war wütend, dass merkte ich. Sie verschwand in einen anderen Raum und ließ mich alleine auf dem Sofa. Mir wurde immer kälter und mein Körper immer schwächer. Diese Verbindung mit Ace hatte mir mehr Kraft geraubt als gedacht. Zitternd griff ich nach einer Decke und mummelte mich in diese ein.

Langsam drifte ich ab ...

~*~

Schwerelos schwebte ich durch eine undurchdringliche Dunkelheit. Ich spürte meinen Körper nicht, aber trotzdem spürte ich immense Schmerzen. Rhythmisch pulsierte der betäubende Schmerze durch mein Bewusstsein. Mühsam versuchte ich etwas zu erkennen, versuchte mich zu bewegen, doch es passierte nichts. Das kratzende Gefühl an meinem Bewusstsein wurde zu einem reißen und ich spürte, wie meine Barrikade anfing zu bröckeln.

Panik stieg in mir hoch, als ich langsam realisierte wo ich mich befand.

„Wen haben wir denn da?", gluckste jemand.„Ist da jemand etwa schwach geworden?"

„Lyanell, ich weiß das du das bist. Zeig dich!", fauchte ich doch zuckte schmerzlichst zusammen.

Ich befand mich plötzlich vor einem Spiegel ohne Spielgelbild. „Sei doch nicht so gemein, schließlich haben wir uns seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.", Lyanell erschien plötzlich in dem Spiegel. Wütend starrte ich mein Spiegelbild, mein eigenes verhasstes Abbild, an. Langsam spürte ich meinen Körper wieder, die Schmerzen verebbten und das reißen an meinem Bewusstsein ließ nach. Mit all meiner Willenskraft baute ich meine Barrikade wieder auf.

Zornig starrte ich Lyanell an. „Wie ich dich doch hasse.", sagte ich und konzentrierte mich, um von meinem böse Abbild zu verschwinden.

Zitternd wachte ich auf. Mein Herz schlug unnatürlich schnell und laut und meine Atmung war stockend. „Verdammt.", keuchte ich und richtete mich langsam auf. Na super, ich habe viel zu viel Kraft verbraucht und deswegen ist Lyanell jetzt wieder da.

„Lyanell, du verfluchte Schlampe." „Da ist aber jemand erfreut darüber, dass ich wieder da bin.", kicherte die Stimme Lyanells in meinem Kopf. „Lass mich in Ruhe! DU machst alles immer schlimmer.", zischte ich.

Es blieb still.

Genervt lehnte ich meinen Kopf an die Lehne des Sofas. Ich muss wieder zu Kräften kommen, um die Barriere wiederaufzubauen. Ruhig fasste ich mir mit meinen Zeige- und Mittelfingern an meine Schläfen. Lyanell hat ganze Arbeit geleistet, die Mauer war fast gänzlich eingerissen worden. Ich werde Tage brauchen, um sie wieder einsperren zu können. Seufzend löste ich meine Finger von meinen Schläfen und ließ sie kraftlos herab fallen.

„Hey Göre, zieh dir mal was anderes an! Dieser Sträflingsaufzug macht mich noch wahnsinnig.", keifte Hancock plötzlich hinter los. „Die ist aber nett zu dir.", ich ignorierte Lyanell einfach und drehte meinen Kopf in Hancocks Richtung. „Würde ich ja gerne, aber ich habe nichts anderes zum Anziehen." „Keine Sorgen, darum habe ich mich schon gekümmert. Nebenan liegt ein Haufen an Klamotten such dir da was aus.", ich erhob mich und taumelte leicht. Langsam torkelte ich ins Nebenzimmer.

Ich kramte aus dem Klamottenhaufen ein hautenges T-Shirt, welches oben herum schwarz war und am Bauch aus einem undurchsichtigen grauen Netz bestand. Darüber zog ich mir ein dunkel violettes, Bauchfreies, ärmelloses und etwas schlabbriges Oberteil an. Untenrum zog ich mir eine schwarze Leggins, die die Hälfte meines Oberschenkels bedeckte, und einen dunkel violetten Rock, der zwei schwarze Ringe drauf hatte, an. Der Rock bedeckte die schwarze Leggins nicht ganz, aber das kümmerte mich nicht. Unter dem Rock selbst war noch ein weitere, violetter Rock angebracht, der aber nur mein linkes Bein bis zu meinen Knöcheln verdeckte.

Zwei violette Ellenbogenschützer, schwarze, Fingerlose Lederhandschuhe, ein schwarze Gürtel, an dem ich bestimmt einen Dolch anbringen werde, und schwarze Stiefel, die mir bis zu den Knien gingen, rundeten das Bild ab.

Kritisch musterte ich mich in einem Spiegel, der an der Wand hing. Die Klamotten passten gut und sie boten viel Bewegungsfreiheit. Genervte erblickte ich meine zerzausten Haare. Ich suchte nach einem Kamm und kämmte mir meine Haare, die mir nun schon bis zum Bauchnabel reichten. Zum Schluss band ich mir meine eisblauen Haare mit einem schwarzen Band zusammen und machte mir noch zwei schwarze Haarspangen rein.

Grinsend betrachtete ich mich nochmals im Spiegel. Doch mein Grinsen verschwand als sich Lyanells Stimme wieder meldete und sie im Spiegel erschien. „Wir sehen aber echt gut aus, findest du nicht.", demonstrativ drehte sich mein Spiegelbild um ihre eigene Achse. „Kannst du mich nicht mal in Ruhe lassen?!" „Warum sollte ich?", mein Spiegelbild blieb stehen und schaute mich belustigt an. „Schließlich warst du janzu schwach, um mich weiter gefangen zu halten, oder siehst du das etwa anders?", gehässig fing  Lyanell an zu kichern.

„Halt den Mund!", zischte ich. Wütend starrte ich meinem Spiegelbild in die blauen Augen. „Ohh~, habe ich da vielleicht einen wunden Nerv getroffen?"

„SCHANUZE!", schrie ich, holte aus und schlug nach dem Spiegel. Klirrend zerfiel dieser in Tausende von Scherben. Bebend vor Wut wich ich etwas zurück. „So eine verdammte Scheiße.", ich biss mir auf die Unterlippe und ich hörte auch nicht auf, als ich den metallischen Geschmack von Blut im Mund hatte.

Wenn Wille und Geist sich brechen lassenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt