Zitternd saß ich an der Wand, wiegte mich immer wieder hin und her. Ich versuchte mich mit aller Macht zu beruhigen, meine aufgewühlten Gefühle unter Kontrolle zu halten. Doch ich versagte, genau wie bei Lyanell.Und diese Erkenntnis traf mich, wie ein Schlag ins Gesicht.
Ich war nicht in der Lage mich selbst zu kontrollieren, wie sollte ich denn da in der Lage sein Lyanell kontrollieren zu können?
Stumm liefen mir die ersten Tränen über die Wangen. Mein verkrampfter Griff um meine Beine lockerte sich. Langsam lehnte ich meinen Rücken gegen die Wand, schlang die Decke über meine Schulter und legte meine Arme auf meine angewinkelten Knie. Leise schluchzte ich vor mich hin, unterdrückte jede lauten Geräusche, die sich den Weg aus meiner Kehle bahnen wollen.
Ich spürte den kühlen Wind auf meinen nassen Wangen und beobachtete den Himmel. Die Sterne waren nicht mehr so gut zusehen, denn es zogen dicke, schwarze Wolken auf. Kurz kam mir der Gedanken rein zu gehen, doch ich schob ihn gleich wieder weg. Jetzt in meine dunkle, kleine Kammer zu gehen und dort allein zu sein, würde mir nicht gut tun. Viel lieber saß ich hier draußen an Deck.
Keine Wände beengten mich, keine Dunkelheit drängt meine Gedanken in eine falsche Richtung und auch die Einsamkeit macht einem Gefühl der Zweisamkeit Platz. Denn unter dem Sternenhimmel sind wir Menschen alle gleich.
Die Wolkendecke wurde immer dichter und dunkler, doch ich bewegte mich nicht von der Stelle. Ich starrte weiterhin hinauf zum Himmel, beobachtete die Natur, wie sie die Welt regierte und unterwarf. Die ersten Tropfen fielen hinab und vermischte sich mit meinen salzigen Tränen. Ich schloss die Augen und genoss die kühlen Tropfen auf meine Haut. Genoss das kühle Nass auf meinem erhitzen Gemüt.
Irgendwann richtete ich mich auf und ging zum Geländer, lehnte mich leicht dagegen und ließ mein Blick über das Meer schweifen. Es war kein Sturm, nur ein einfacher Regenschauer mit etwas Wind. Und dennoch war der besagte Wind so stark, das er mir die Decke von den Schultern riss
„Wenn du weiter hier draußen in der Kälter rumstehst, erkältest du dich noch.", Law öffnete die Tür. Ich hatte ihn schon vorhin gespürt, bei meinem Gespräch mit meinen Eltern, und doch zuckte ich zusammen, als er sprach. Er war vorhin zur Tür gegangen, war aber dort stehen geblieben und hatte wahrscheinlich das Gespräch mit mir und meinen Eltern mitbekommen.
Sein gleichgültiger Ton traf mich schwerer als erwartet, es fühlte sich wie ein Pfeil im Herz an. Ich krallte meine Nägel in das Holz des Geländers. In mir stieg der Drang, meine aufgewühlten Gefühle mittels Wut hinaus zu lassen. Ich biss mir auf die Unterlippe, versuchte die aufkommenden Wörter wieder runterzuschlucken. Mein Körper fing an zu zittern, meine Tränen kullerten unaufhaltsam weiter meine Wangen runter und ich versuchte jegliche Laute von mir zu unterdrücken.
Ich hörte, wie Law sich auf mich zu bewegte.„Hey, ich rede mit dir.", er blieb direkt hinter mir stehen. „Verschwinde.", ich drehte mich leicht zu ihn um, mein Blick war auf den Boden gerichtet. „Du sagst mir nicht, was ich zu tun habe.", er packte mich grob am Arm, doch ich entriss mich ihm panisch. Seine Berührung hatte sich wie ein Stromschlag angefühlt. Zittrig umfasste ich mit der anderen Hand mein Handgelenk. Law starrte mich an, sah mein verheultes Gesicht, doch sagte nichts dazu.
Vorsichtig hob er seinen anderen Arm. Er hielt mir eine Decke vors Gesicht und blickte zur Seite. Mein Blick glitt von der Decke in seiner Hand zu seinem Gesicht. „Nun nimm schon.", drängte er, als ich ihm die Decke nicht abnahm. Zögerlich streckte ich meine Hand nach besagter Decke aus.
Der Drang, Law ohne Grund einfach anzuschreien und zu beleidigen, war immer noch da.
Doch mir irritiert ein wenig die Tatsache, dass Law extra hier raus gekommen ist um mich, entweder rein zu bringen oder mir eine weitere Decke zu geben. „Danke.", murmelte ich leise und griff in den, schon leicht nassen Stoff der Decke.
Doch plötzlich erfasste eine hohe Welle das Schiff. Ich verlor das Gleichgewicht und drohte über das Geländer zu fallen. Meine Füßer hebten hab und ich kippte rückwärts über das Geländer. Vor meinen Augen sah ich nur Wasser.
Etwas packte mich am Oberarm. Ich hing am Schiff herunter und wenn ich nicht am Arm festgehalten würde, wäre ich schon längst im Wasser gelandet. Es ächzte jemand und ich wurde mit einem Ruck wieder an Deck befördert.
Ich spürte einen warmen Körper, an den ich gedrückt wurde. Es legten sich Arme um meinen Rücken und Beine, ich hatte immer noch keinen Boden unter den Füßen. Blinzend betrachtete ich Law, wie er mich auf seinen Armen trug und das Innere des U-Boot ansteuerte. Er wankte leicht, als sich eine Welle über uns ergoss. Der anfängliche Regenschauer entpuppte sich nun als schwerer Sturm. Mit schnellen Schritten ging er in den Gang und schloss die schwere Tür hinter sich.
Kurz hielt er inne, bevor er den Gang weiter hinab schritt und in seine Kajüte ging. Er setzte mich vorsichtig auf dem Boden ab. Sachte streifte er mir den Arm hinab, hielt sich länger damit auf, als man es eigentlich müsste, und ging dann ins Badezimmer.
Mein Blick folgte jeder seiner Bewegungen.
Mich packten Schuldgefühle.
Hätte mich die Welle nicht fasst vom Deck gerissen, hätte ich Law ohne Grund angeschrien. Besagter kam mit einigen Handtücher zurück. Er legte mir, ohne mich zu fragen, ein Handtuch auf den Kopf und rubbelte mir meine Haare trocken. Ich wurde rot.
Law tat so viel für mich. Es waren vielleicht nur kleine Gesten, aber sie bedeuten mir viel. Er half mir, ohne dabei ein eigenes Ziel zu verfolgen, Marco zu finden. Er gab mir nachts seine Decke, weil ich fror. Er hat den Koch dazu gebracht mir mein Lieblingsessen zu machen. Er wusste von meiner Schwester, aber kommentierte meine Geschichte nicht, sondern war drauf und dran mir noch mehr zu helfen. Er achtete auf mich, passte auf, dass mir nichts passiert.
Und ich wollte ihn für nichts und wieder nichts einfach anschreien! Nur weil ich mit mir selbst nicht klar kam...
„Law ... ", flüsterte ich, griff mit beiden Händen nach seinem Pulli und vergrub mein Gesicht darin. „Warum tust du das alles für mich?", nuschelte ich in seinen gelben Pullover.
Seine Hände, die vorher auf meinem Kopf gelegen hatten, legten sich auf meine Schultern. Sachte drückte er mich etwas von sich weg, wischte mir mit seinem Daumen einige Tränen aus dem Gesicht und lächelte mich an. Wieder wurde ich rot. So hatte er mich noch nie angelächelt.
„Ich will einfach nicht, dass du schon wieder alleine durch die Welt reisen musst.", er sprach es so aus, als wäre es das natürlichste der Welt.
Erstaunt schaute ich ihn an.
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Wenn Wille und Geist sich brechen lassen
FanfictionYanola (OC) ist 19 Jahre alt und Gefangene der Marine in Impel Down. Sie sitzt auf Level 1 fest und kann sich glücklich schätzen, dass ihre Teufelskräfte nicht entdeckt wurden. Durch diese Kräfte erfährt sie von Portgas D. Ace, der auf Level 6 gefan...