Wenn Wille und Geist sich brechen lassen

Erster Schlagabtausch

Ich war nicht überrascht, dass sie genauso gekleidet war wie ich, abgesehen von Laws Band. „Sehr gut. Dir anscheint ja auch, hast dir ja ein paar Freunde angelacht.", ich deutete mit einem Kopfnicken auf die Leute hinter ihr. Es waren gut vierzig, wenn nicht sogar mehr, Männer. „Ich musste mir doch mit irgendetwas die Zeit vertreiben.", sagte sie Schulterzuckend.

Wir starrten uns eine Weile an, analysierten den jeweils anderen.

Verdammt, sie muss auf ihrem Weg noch einige weitere Seelen eingesammelt haben, sie ist noch stärker als vorher. Ein Glück standen die Piraten nicht unter ihrer Kontrolle und ihre Seelen besaßen sie auch noch alle. „Wollen wir anfangen, Schwesterchen?", kicherte sie. Leicht verbreiterte ich meinen Stand. Wenn ich sie richtig einschätze, hat sie dasselbe vor wie ich.

„Absorb.", riefen wir beide gleichzeitig und die Piraten um uns herum kippten leblos zusammen.

Ich grinste meine Schwestern an. Sie hat zwar fleißig geübt, aber dennoch war sie noch nicht so gut wie ich. Von den insgesamt 46 Piratenseelen, hatte ich 27 aufgesaugt, Lyanell nur 19. Die weiß leuchtenden Seelen umgarnten unseren Körper „Hättest wohl mehr üben sollen.", wütend biss sie sich auf die Unterlippe. „Warts ab!", sie griff in sich hinein und holte eine Seele aus ihren Körper heraus. Leicht sackte sie zusammen. Schwer atmend stand sie wieder auf, taumelte aber leicht.

Meine Nackenhaare stellten sich bei ihrem Anblick auf. Ich wusste, dass unsere Teufelskräfte auf der Stärker unserer eigenen Seele basieren. Je stärker die eigene Seele, desto mehr Durchhaltevermögen und Stärke besitzt man. Lyanell hat eine sehr starke Seele, aber sie muss sich selbst materialisiert halten, die 19 Seelen um sich herum kontrollieren und gleichzeitig die mächtigen Seelen in ihr drinnen zähmen.

„Wie lange hält sie das durch?"

„Sehr lange ..."

Ace stockte kurz, schien mir nicht zu glauben.

„Achtung! Mach dich bereit, erschreck dich nicht.", sagte ich noch bevor Lyanell die mächtige Seele auf mich warf. „Hunting.", rief sie. Die Seele verformte sich leicht und glich nun mehreren Pfeilen, die auf mich zugeschossen kamen. Ruckartig hob ich meine beiden Arme nach vorne. „Exchange."

Die Pfeile verschwanden, stattdessen kam Ace Seele langsam auf mich zu geschwebt und tauchte wieder in meinen Körper ein. „Das Austauschen von Seelen hast du schon immer gut gekonnt.", sagte Lyanell nüchtern. Mein Körper pulsierte leicht, meine Haut wurde von Gänsehaut benetzt und ich spürte die mächtige Seele in mir drinnen rebellieren.

„W-was war das eben?", fragte mich Ace erschrocken. „Ich haben deine Seele, mit der Seele vertauscht, die auf uns zu kam. Da unsere Seelen miteinander verbunden sind, kommst du automatisch zu mir zurück. Außerdem habe ich nun noch eine Seele in mir.", erklärte ich kurz.

„Wirst du das öfters machen?"

„Wahrscheinlich, also stell dich draufein.", leicht musste ich kichern, als ich Ace gegrummel hörte. Lyanell kam plötzlich auf mich zugerannt. Im Laufen zog sie ein Schwert. Reflexartig sprang ich zu Seite und entging so einem Hieb, der mir den Arm abgeschnitten hätte. „Wo hast du denn Schwertkämpfen gelernt?", fragte ich gehässig und zog auch mein Schwert.

Klinge traf auf Klinge. Grimmig schauten wir uns in die Augen. Gefährlich blitzen Lyanells auf und ich wusste, dass sie mich gleich von rechts angreifen würde. „Shield.", meine, mich umkreisenden Seelen, bildeten einen massiven Schild, der mich vor Lyanells Seelen, die genau in diesem Moment von rechts kam, schützen. Schnell sprang sie etwas zurück und brachte etwas Platz zwischen uns.

Wieder griff sie in sich hinein und holte eine noch mächtigere Seele heraus. Brutal drückte sie die Seele in ihr Schwert. „Poison.", kurz leuchtete ihre Klinge grün auf.

Ich konnte kaum reagieren, da kam sie auch schon wieder auf mich zu gerannt. Ihr Schwert war nun so präpariert, dass sie jede Seele, die sie damit berührt, vergiftet und dadurch in kürzester Zeit tötet. Ich muss sie von dem Schwert trennen. Hektisch wich in nach hinten aus, versuchte ihre Aufmerksamkeit nur auf mich zu lenken.

Doch es gelang mir nicht. Immer wieder nahm sie meine Seele wahr, wie sie sich von der Seite oder von Hinten näherten. Dann eben anders. Unter ihrem nächsten Schlag duckte ich mich weg, rollte mich zu Seite und hüpfte wieder auf meine Füße. Schnell rannte ich etwas von ihr weg. Wie zu erwarten schickte sie ihren 19 Seelen auf mich los. Ohne zu zögern griff ich nach einer Seele, die mit einigen anderen Seelen verbunden war. „Hole.", sieben Seelen lösten sich in schwarzem Nebel auf. Die restlichen zwölf fegten durch meinen Körper hindurch, es war wie ein kräftiger Schlag in den Magen, aber das war es Wert.

Ich musste etwas Blut husten und mich mit dem Knie auf dem Boden abstützen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Lyanell wieder auf mich zu gerannt kam. Sie erwischte drei meiner Seelen, auch die lösten sich in schwarzem Nebel auf. „Lass uns aufhören zu spielen, Schwesterchen.", kicherte sie plötzlich, warf das Schwert in den Sand und griff mit beiden Hände in sich hinein. Sie holte sieben mächtige Seelen aus sich heraus.

„Mal sehen wie du hier mit fertig wirst. Hunting.", mit Schwung warf sie die sieben Seelen auf mich, die sich in diverse Waffen verwandelten. Schwerter, die auf mich zugeschossen kamen, Äxte, die kreisend auf mich zu flogen. Ich wich allen Angriffen aus. Die Seelen landeten im Sand, Lyanell kicherte. „Materi-", meine Seelen kam von untern hoch geschossen und trafen sie, genau wie mich vorher, in den Magen. Ich wandte mich den mächtigen Seelen im Sand zu. Lyanell hat vor sie zu materialisieren, damit ich sie nicht durch den Austausch so leicht abfangen kann. „Exchange.", ich tauschte die Seele von Ace, meiner Mutter und meinem Vater gegen drei dieser mächtigen Seelen ein.

Leicht sackte ich zusammen, wie kann sie nur diese ganzen Seelen kontrollieren?

Gerade, als Ace und die anderen beiden Seelen wieder in meinen Körper verschwunden waren ertönte Lyanells Stimme. „Materialize.", die restlichen vier Seelen begannen sich zu ihren ursprünglichen Körpern zu verwandeln.

Riesige, kräftige Körper bauten sich neben mich auf.