POV Shelby
Der Gong ertönt und Herr Jefferson begrüßt uns: „Guten Tag Schülerinnen und Schüler!". Er wirft seine braune Ledertasche auf den Stuhl vor sich. Ziemlich energiegeladen packt er seine Sachen aus, nimmt sich ein Stück Kreide und dreht sich zur Tafel. Biologieunterricht liegt mir eigentlich, aber Herr Jefferson benimmt sich heute seltsam. Sonst ist er nie so energetisch, eher ruhig und gleichgültig. Herr Jefferson schreibt zwei Wörter an die Tafel „Meiose – Partnerarbeit". Ich falte vor meinem inneren Auge die Hände. Hoffentlich dürfen wir uns unsere Partner aussuchen, manche kommen mit meiner religiösen Seite nicht klar. Herr Jefferson dreht sich um und spricht aus, was ich nicht hören wollte: „Ich ordne euch euren Partner zu und keine Diskussion! Im Berufsleben könnt ihr euch eure Kollegen auch nicht aussuchen!". Einige meiner Mitschüler schauen sich traurig an, als wären sie zum Tode verurteilt worden. Auch ich fühle mich so, schaue aber niemanden an. Dann schaltet Herr Jefferson seinen Beamer an und öffnet ein Dokument, bei dem die Partner festgelegt sind. Ich traue mich erst gar nicht so richtig hinzusehen, doch dann suche ich nach meinem Namen. Dann erblicke ich ihn. Ich traue meinen Augen nicht. Rechts neben meinem Namen steht der Name von Toni. Verdammt. Über die Möglichkeit hatte ich gar nicht so recht nachgedacht. Jetzt ist es aber so und ich muss mit Toni zusammenarbeiten.
„Ich möchte, dass ihr zu zweit ein Plakat und einen Vortrag vorbereitet, indem ihr das Thema Meiose ausführlich erklärt. Ich werde alle Plakate einsammeln und mir einige Vorträge anhören", Jefferson stellt seine Arme auf seine Hüfte und schaut in die Klasse. „So, jetzt setzt euch bitte zusammen und sucht schonmal im Buch nach Seiten und Materialien, die ihr verwenden möchtet." Toni und Ich gucken uns an. Soll ich aufstehen oder kommt sie her. Sie scheint dasselbe zu denken, also stehe ich, bevor es unangenehm wird, schnell auf und gehe mit meinen Sachen zu ihr. „Hey", sage ich halb lächelnd zu Toni, während ich mich hinsetze. Ich möchte nett sein. Sie lächelt zurück und antwortet nur „Hi". Die anderen Gruppen blättern schon in ihren Büchern umher und erzählen miteinander. In mir fühle ich nur ein einziges Gefühl und es ist sehr unangenehm. Ich weiß nicht so ganz, was ich sagen oder tun soll. „Hast du schon Vorkenntnisse zur Meiose?", fragt Toni, um die Stille zwischen uns zu brechen. Ich fühle mich schon etwas erleichtert: „Ja, ein wenig hatten wir das Thema schon im letzten Jahr, darum bin ich zumindest nicht ganz ahnungslos.", antworte ich. Toni scheint auch nicht besonders sicher zu sein. „Gut", antwortet sie nur. Ich blättere etwas in unserem viel zu großen Biologiebuch umher und finde tatsächlich etwas zum Thema, was uns helfen könnte. „Lies mal den Text auf Seite 42, ich denke der könnte uns helfen." Jede Faser in meinem Körper fühlt sich unangenehm an. Ich fühle mich so, als ob das hier so erzwungen ist. Ich meine gewissermaßen ist unsere Zusammenarbeit auch erzwungen. „Ja, der ist ziemlich informativ, ich mach mir schonmal Notizen.", Toni fokussiert sich vollkommen auf die Arbeit.
Dann meldet sich ein Junge, welcher fragt, bis wann diese Ausarbeitung bearbeitet sein muss. „Eigentlich will ich mir die Ausarbeitungen nächste Woche anschauen und anhören. Sputet euch also!". Ich und Toni gucken uns an. Wir sind in diesem Raum nicht die einzigen, die das überrollt. „Scheiße, das schaffen wir niemals mit den Stunden in der Schule", Toni schaut mich verbittert an. „Na dann müssen wir uns eben nach der Schule nochmal treffen.", erst nachdem ich es gesagt habe, realisiere ich, was das bedeutet. Toni und ich treffen uns. Entweder bei mir oder bei ihr. Aber wir treffen uns. Wir müssen. Irgendwie müssen wir ja das Projekt fertigbekommen. „Ja, treffen müssen wir uns dann wohl irgendwie", Toni antwortet und scheint nicht besonders besorgt darüber zu sein, dass wir uns nach so langer Zeit wieder richtig treffen. „Wie wär's denn mit heute, ich habe eh nichts mehr vor und genügend Freizeit.", Toni haut mich fast schon um. Sie will sich HEUTE treffen? „Klar, warum nicht, ich hab auch Zeit.", antworte ich etwas unsicher. Ich kann es ihr auch nicht ausschlagen. Und es stimmt schon, es stehen keine anderen wichtigen Sachen an. Außerdem finde ich den Gedanken auch irgendwie schön, Toni bei mir Zuhause zu sehen. Es kann keine Katastrophe werden. Hoffe ich zumindest. „Wollen wir uns dann bei mir treffen?", frage ich. „Kein Problem, dann schick mir einfach deine Adresse und dann komm ich um 15 Uhr rüber.", Toni schreibt ihre Nummer auf einen kleinen Notizzettel, den sie aus ihrer Federtasche gezogen hat. Auf eine seltsame Art finde ich es total aufregend ihre Nummer zu bekommen, auch wenn es nur für ein Schulprojekt ist. „Klar ich schreib dich dann einfach nach der Stunde an", entgegne ich ihr während sie mir den kleinen roten Zettel zuhändigt. Irgendetwas an den mit Bleistift geschriebenen Zahlen auf dem roten Papier macht mich unglaublich glücklich.
Wir bearbeiten weiter die Aufgaben, bereden wie wir das Plakat gestalten wollen und strukturieren schonmal eine grobe Vorstellung des Vortrages. Dann endet die Stunde und alle räumen ihre Sachen auf. Auch Toni steht auf und packt ihre Sachen in ihre Tasche. „Dann schreib mir!", lächelt Toni mir entgegen und ich bin überwältigt von ihrer Schönheit. Während sie den Raum verlässt kann ich nicht anders als über ihre wunderbaren, braunen Haare und ihre hübschen braunen Augen nachzudenken. Dann verlasse auch ich den Raum und gehe zu meinem Spinnt, um dort meine Adresse an Toni zu senden. Die nachfolgenden Stunden kann ich mich nicht mehr richtig auf den Unterricht konzentrieren, weil ich immerzu an Toni denken muss. Sie kommt nachher zu mir nach Hause. Der Gedanke ist überwältigend.
DU LIEST GERADE
Understood - The Wilds Fanfiktion
FanfictionDiese Geschichte ist eine Fanfiktion zur Serie "The Wilds" von AmazonPrime. Nachdem die Mädchen von der Insel nach hause kommen, tritt langsam der Alltag wieder ein. Toni und Shelby kommen, wie der Zufall es will, auf die selbe Schule, auch wenn sie...